Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Bald nehm ichs heimlich vor, mein Herz halb abzu- trennen Von dem Undankbaren, nicht mehr für ihn zu brennen, Und ärgern soll er sich alsdann, Wenn ihn, den oft mein Lied zu Göttern hat erhoben, Wenn ihn nicht mein Gesang wird loben. Doch jezt empöret sich in mir mein Herz zu sehr: Graf! sag ihm nichts von Zorn, ich zürne schon nicht mehr. Wollen Sollen Rollen Kleid Gequollen Möglichkeit Eigenschaften der Sapho. Halberstadt, den 19. Februar 1762. Nicht immer will ich so, wie andre Leute wollen, Die nicht Gesetze geben sollen Der Sapho, der Empfindungsvollen, Die um den schönen Geist nicht trägt ein schönes Kleid, Der in den Adern ist ein Dichter-Quell gequollen Zu aller Lieder Möglichkeit, Der hoch von Zärtlichkeit der Busen aufgeschwollen, Die aus den Augen oft läßt Thränen nieder rollen, Bald nehm ichs heimlich vor, mein Herz halb abzu- trennen Von dem Undankbaren, nicht mehr fuͤr ihn zu brennen, Und aͤrgern ſoll er ſich alsdann, Wenn ihn, den oft mein Lied zu Goͤttern hat erhoben, Wenn ihn nicht mein Geſang wird loben. Doch jezt empoͤret ſich in mir mein Herz zu ſehr: Graf! ſag ihm nichts von Zorn, ich zuͤrne ſchon nicht mehr. Wollen Sollen Rollen Kleid Gequollen Moͤglichkeit Eigenſchaften der Sapho. Halberſtadt, den 19. Februar 1762. Nicht immer will ich ſo, wie andre Leute wollen, Die nicht Geſetze geben ſollen Der Sapho, der Empfindungsvollen, Die um den ſchoͤnen Geiſt nicht traͤgt ein ſchoͤnes Kleid, Der in den Adern iſt ein Dichter-Quell gequollen Zu aller Lieder Moͤglichkeit, Der hoch von Zaͤrtlichkeit der Buſen aufgeſchwollen, Die aus den Augen oft laͤßt Thraͤnen nieder rollen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0476" n="316"/> <l>Bald nehm ichs heimlich vor, mein Herz halb abzu-</l><lb/> <l>trennen</l><lb/> <l>Von dem Undankbaren, nicht mehr fuͤr ihn zu</l><lb/> <l>brennen,</l><lb/> <l>Und aͤrgern ſoll er ſich alsdann,</l><lb/> <l>Wenn ihn, den oft mein Lied zu Goͤttern hat erhoben,</l><lb/> <l>Wenn ihn nicht mein Geſang wird loben.</l><lb/> <l>Doch jezt empoͤret ſich in mir mein Herz zu ſehr:</l><lb/> <l>Graf! ſag ihm nichts von Zorn, ich zuͤrne ſchon nicht</l><lb/> <l>mehr.</l> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <p>Wollen Sollen Rollen Kleid Gequollen Moͤglichkeit<lb/> Aufgeſchwollen Wiederrollen Zollen Zeit.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Eigenſchaften der Sapho</hi>.</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">Halberſtadt, den 19. Februar 1762.</hi> </dateline><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">N</hi>icht immer will ich ſo, wie andre Leute wollen,</l><lb/> <l>Die nicht Geſetze geben ſollen</l><lb/> <l>Der Sapho, der Empfindungsvollen,</l><lb/> <l>Die um den ſchoͤnen Geiſt nicht traͤgt ein ſchoͤnes Kleid,</l><lb/> <l>Der in den Adern iſt ein Dichter-Quell gequollen</l><lb/> <l>Zu aller Lieder Moͤglichkeit,</l><lb/> <l>Der hoch von Zaͤrtlichkeit der Buſen aufgeſchwollen,</l><lb/> <l>Die aus den Augen oft laͤßt Thraͤnen nieder rollen,</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0476]
Bald nehm ichs heimlich vor, mein Herz halb abzu-
trennen
Von dem Undankbaren, nicht mehr fuͤr ihn zu
brennen,
Und aͤrgern ſoll er ſich alsdann,
Wenn ihn, den oft mein Lied zu Goͤttern hat erhoben,
Wenn ihn nicht mein Geſang wird loben.
Doch jezt empoͤret ſich in mir mein Herz zu ſehr:
Graf! ſag ihm nichts von Zorn, ich zuͤrne ſchon nicht
mehr.
Wollen Sollen Rollen Kleid Gequollen Moͤglichkeit
Aufgeſchwollen Wiederrollen Zollen Zeit.
Eigenſchaften der Sapho.
Halberſtadt, den 19. Februar 1762.
Nicht immer will ich ſo, wie andre Leute wollen,
Die nicht Geſetze geben ſollen
Der Sapho, der Empfindungsvollen,
Die um den ſchoͤnen Geiſt nicht traͤgt ein ſchoͤnes Kleid,
Der in den Adern iſt ein Dichter-Quell gequollen
Zu aller Lieder Moͤglichkeit,
Der hoch von Zaͤrtlichkeit der Buſen aufgeſchwollen,
Die aus den Augen oft laͤßt Thraͤnen nieder rollen,
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