Sie überblicken meine Mängel, Denn wenn ich Sapho bin, so bin ich noch kein Engel, Auch hat oft Fehler noch mein Lied. Manch kleines Fleckchen hat die Rose, wenn sie blüht, Mein Herz hört niemals auf zu wallen, Auch höret mein Gesang nicht auf euch vorzuschallen, So lange bis die Uhr des Lebens stille steht, Dann seufz ich noch dreimal: Mein Schäfer! mein Poet!
Gesang Lang Schlaf Graf Dacht Racht
Am 21. eod. Abends nach 11 Uhr.
Ich bin Empfindung und Gesang, Gesungen hab ich euch, mir ward der Tag nicht lang. Ihr folgt der Müdigkeit, gefangen nimmt der Schlaf Mit süßen Fesseln unsern Graf. Nun schlummert alle sanft, und du, den ich ge dacht, Was ich auch immer schrieb, mein Thyrsis, gute Nacht.
Sie uͤberblicken meine Maͤngel, Denn wenn ich Sapho bin, ſo bin ich noch kein Engel, Auch hat oft Fehler noch mein Lied. Manch kleines Fleckchen hat die Roſe, wenn ſie bluͤht, Mein Herz hoͤrt niemals auf zu wallen, Auch hoͤret mein Geſang nicht auf euch vorzuſchallen, So lange bis die Uhr des Lebens ſtille ſteht, Dann ſeufz ich noch dreimal: Mein Schaͤfer! mein Poet!
Geſang Lang Schlaf Graf Dacht Racht
Am 21. eod. Abends nach 11 Uhr.
Ich bin Empfindung und Geſang, Geſungen hab ich euch, mir ward der Tag nicht lang. Ihr folgt der Muͤdigkeit, gefangen nimmt der Schlaf Mit ſuͤßen Feſſeln unſern Graf. Nun ſchlummert alle ſanft, und du, den ich ge dacht, Was ich auch immer ſchrieb, mein Thyrſis, gute Nacht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0472"n="312"/><l>Sie uͤberblicken meine Maͤngel,</l><lb/><l>Denn wenn ich Sapho bin, ſo bin ich noch kein Engel,</l><lb/><l>Auch hat oft Fehler noch mein Lied.</l><lb/><l>Manch kleines Fleckchen hat die Roſe, wenn ſie bluͤht,</l><lb/><l>Mein Herz hoͤrt niemals auf zu wallen,</l><lb/><l>Auch hoͤret mein Geſang nicht auf euch vorzuſchallen,</l><lb/><l>So lange bis die Uhr des Lebens ſtille ſteht,</l><lb/><l>Dann ſeufz ich noch dreimal: Mein Schaͤfer! mein</l><lb/><l>Poet!</l></lg></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><p><hirendition="#c">Geſang Lang Schlaf Graf Dacht Racht</hi></p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><date><hirendition="#c">Am 21. <hirendition="#aq">eod.</hi> Abends nach 11 Uhr.</hi></date></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">I</hi>ch bin Empfindung und Geſang,</l><lb/><l>Geſungen hab ich euch, mir ward der Tag nicht lang.</l><lb/><l>Ihr folgt der Muͤdigkeit, gefangen nimmt der Schlaf</l><lb/><l>Mit ſuͤßen Feſſeln unſern Graf.</l><lb/><l>Nun ſchlummert alle ſanft, und du, den ich ge dacht,</l><lb/><l>Was ich auch immer ſchrieb, mein Thyrſis, gute Nacht.</l></lg></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[312/0472]
Sie uͤberblicken meine Maͤngel,
Denn wenn ich Sapho bin, ſo bin ich noch kein Engel,
Auch hat oft Fehler noch mein Lied.
Manch kleines Fleckchen hat die Roſe, wenn ſie bluͤht,
Mein Herz hoͤrt niemals auf zu wallen,
Auch hoͤret mein Geſang nicht auf euch vorzuſchallen,
So lange bis die Uhr des Lebens ſtille ſteht,
Dann ſeufz ich noch dreimal: Mein Schaͤfer! mein
Poet!
Geſang Lang Schlaf Graf Dacht Racht
Am 21. eod. Abends nach 11 Uhr.
Ich bin Empfindung und Geſang,
Geſungen hab ich euch, mir ward der Tag nicht lang.
Ihr folgt der Muͤdigkeit, gefangen nimmt der Schlaf
Mit ſuͤßen Feſſeln unſern Graf.
Nun ſchlummert alle ſanft, und du, den ich ge dacht,
Was ich auch immer ſchrieb, mein Thyrſis, gute Nacht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/472>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.