Dies Tantalussische Verlangen, Der heiße Fieberdurst in mir Ist nun, dem Himmel Dank! vergangen. Nun, meine Freundin! kann ichs Dir Wohl sagen froh und unverholen, Nun glüht mir Tag und Nacht der Mund Nicht mehr wie angeflammte Kohlen, Seitdem mir Milon hat befohlen: "Bleib ruhig, bleib gesund -- "Sonst kränkst du mich" -- Er sprachs, und läßt mich denken: Ihn, meinen Wunsch, mein Augenmerk, Ihn, meinen Abgott! nicht zu kränken, That die Natur ein Wunderwerk --
An eine Freundin.
Dies Tantaluſſiſche Verlangen, Der heiße Fieberdurſt in mir Iſt nun, dem Himmel Dank! vergangen. Nun, meine Freundin! kann ichs Dir Wohl ſagen froh und unverholen, Nun gluͤht mir Tag und Nacht der Mund Nicht mehr wie angeflammte Kohlen, Seitdem mir Milon hat befohlen: „Bleib ruhig, bleib geſund — „Sonſt kraͤnkſt du mich„ — Er ſprachs, und laͤßt mich denken: Ihn, meinen Wunſch, mein Augenmerk, Ihn, meinen Abgott! nicht zu kraͤnken, That die Natur ein Wunderwerk —
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An
eine Freundin.
Dies Tantaluſſiſche Verlangen,
Der heiße Fieberdurſt in mir
Iſt nun, dem Himmel Dank! vergangen.
Nun, meine Freundin! kann ichs Dir
Wohl ſagen froh und unverholen,
Nun gluͤht mir Tag und Nacht der Mund
Nicht mehr wie angeflammte Kohlen,
Seitdem mir Milon hat befohlen:
„Bleib ruhig, bleib geſund —
„Sonſt kraͤnkſt du mich„ —
Er ſprachs, und laͤßt mich denken:
Ihn, meinen Wunſch, mein Augenmerk,
Ihn, meinen Abgott! nicht zu kraͤnken,
That die Natur ein Wunderwerk —
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/460>, abgerufen am 21.12.2024.
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