Die Du von eines Thronensitzers Mund geküßt, Noch so bescheiden bliebst, so liebreich wie Du bist, O Freundin! die sich nicht verändern, Nicht stolzer machen ließe, weil Ein großer Herr von vielen Ländern Dich liebte, Dir von seinem Glanz den halben Theil Und seinen ganzen Namen gäbe, Und schwüre, daß er Dir nur zu gefallen lebe, Geführt am starken Liebesseil, Sprich: ob das möglich ist, was uns Dein Vater saget, Daß einen sonst ganz sanft geschaffnen Königssohn Die Herrschsucht und der Geiz nach weitern Gränzen naget,
R
An die juͤngſte Demoiſelle St*hl.
1764.
Die Du von eines Thronenſitzers Mund gekuͤßt, Noch ſo beſcheiden bliebſt, ſo liebreich wie Du biſt, O Freundin! die ſich nicht veraͤndern, Nicht ſtolzer machen ließe, weil Ein großer Herr von vielen Laͤndern Dich liebte, Dir von ſeinem Glanz den halben Theil Und ſeinen ganzen Namen gaͤbe, Und ſchwuͤre, daß er Dir nur zu gefallen lebe, Gefuͤhrt am ſtarken Liebesſeil, Sprich: ob das moͤglich iſt, was uns Dein Vater ſaget, Daß einen ſonſt ganz ſanft geſchaffnen Koͤnigsſohn Die Herrſchſucht und der Geiz nach weitern Graͤnzen naget,
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An
die juͤngſte Demoiſelle St*hl.
1764.
Die Du von eines Thronenſitzers Mund gekuͤßt,
Noch ſo beſcheiden bliebſt, ſo liebreich wie Du biſt,
O Freundin! die ſich nicht veraͤndern,
Nicht ſtolzer machen ließe, weil
Ein großer Herr von vielen Laͤndern
Dich liebte, Dir von ſeinem Glanz den halben Theil
Und ſeinen ganzen Namen gaͤbe,
Und ſchwuͤre, daß er Dir nur zu gefallen lebe,
Gefuͤhrt am ſtarken Liebesſeil,
Sprich: ob das moͤglich iſt, was uns Dein Vater ſaget,
Daß einen ſonſt ganz ſanft geſchaffnen Koͤnigsſohn
Die Herrſchſucht und der Geiz nach weitern Graͤnzen
naget,
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/417>, abgerufen am 21.11.2024.
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