Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Ueber die Vergleichung. An Nanntchen. Den 5. Okt. 1779. Laß Dich bey Leibe nicht vergleichen Mit meiner Kleinigkeit, Ich lief nur unter Haselsträuchen In früher Jugendzeit, Wenn unter einer Bacchuslaube Dein zartes Füßchen ging, Wo Dir die schönste Purpurtraube Ins Rosenmäulchen hing -- Ich kannte nur die Nachtigallen; Kein buntes Papchen ließ Im Hause meinen Namen schallen, Fürs Futter fein und süß. Mein Sopha war nur Wiesenerde: Da schwatzete mein Mund Mit Blumen und mit meiner Heerde, Die trieb ich ohne Hund. Mir horchten auf ein Wort drey Rinder, Wie Dir Fidelchen Boll, Ich pflegte meiner Mutter Kinder, Ueber die Vergleichung. An Nanntchen. Den 5. Okt. 1779. Laß Dich bey Leibe nicht vergleichen Mit meiner Kleinigkeit, Ich lief nur unter Haſelſtraͤuchen In fruͤher Jugendzeit, Wenn unter einer Bacchuslaube Dein zartes Fuͤßchen ging, Wo Dir die ſchoͤnſte Purpurtraube Ins Roſenmaͤulchen hing — Ich kannte nur die Nachtigallen; Kein buntes Papchen ließ Im Hauſe meinen Namen ſchallen, Fuͤrs Futter fein und ſuͤß. Mein Sopha war nur Wieſenerde: Da ſchwatzete mein Mund Mit Blumen und mit meiner Heerde, Die trieb ich ohne Hund. Mir horchten auf ein Wort drey Rinder, Wie Dir Fidelchen Boll, Ich pflegte meiner Mutter Kinder, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0410" n="250"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Ueber<lb/><hi rendition="#b">die Vergleichung.</hi></hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">An Nanntchen</hi>.</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <date> <hi rendition="#c">Den 5. Okt. 1779.</hi> </date> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">L</hi>aß Dich bey Leibe nicht vergleichen</l><lb/> <l>Mit meiner Kleinigkeit,</l><lb/> <l>Ich lief nur unter Haſelſtraͤuchen</l><lb/> <l>In fruͤher Jugendzeit,</l><lb/> <l>Wenn unter einer Bacchuslaube</l><lb/> <l>Dein zartes Fuͤßchen ging,</l><lb/> <l>Wo Dir die ſchoͤnſte Purpurtraube</l><lb/> <l>Ins Roſenmaͤulchen hing —</l><lb/> <l>Ich kannte nur die Nachtigallen;</l><lb/> <l>Kein buntes Papchen ließ</l><lb/> <l>Im Hauſe meinen Namen ſchallen,</l><lb/> <l>Fuͤrs Futter fein und ſuͤß.</l><lb/> <l>Mein Sopha war nur Wieſenerde:</l><lb/> <l>Da ſchwatzete mein Mund</l><lb/> <l>Mit Blumen und mit meiner Heerde,</l><lb/> <l>Die trieb ich ohne Hund.</l><lb/> <l>Mir horchten auf ein Wort drey Rinder,</l><lb/> <l>Wie Dir Fidelchen Boll,</l><lb/> <l>Ich pflegte meiner Mutter Kinder,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0410]
Ueber
die Vergleichung.
An Nanntchen.
Den 5. Okt. 1779.
Laß Dich bey Leibe nicht vergleichen
Mit meiner Kleinigkeit,
Ich lief nur unter Haſelſtraͤuchen
In fruͤher Jugendzeit,
Wenn unter einer Bacchuslaube
Dein zartes Fuͤßchen ging,
Wo Dir die ſchoͤnſte Purpurtraube
Ins Roſenmaͤulchen hing —
Ich kannte nur die Nachtigallen;
Kein buntes Papchen ließ
Im Hauſe meinen Namen ſchallen,
Fuͤrs Futter fein und ſuͤß.
Mein Sopha war nur Wieſenerde:
Da ſchwatzete mein Mund
Mit Blumen und mit meiner Heerde,
Die trieb ich ohne Hund.
Mir horchten auf ein Wort drey Rinder,
Wie Dir Fidelchen Boll,
Ich pflegte meiner Mutter Kinder,
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