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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Das beständige Einerlei.



Aspan, ein Edelmann, gewohnt zum Zeitvertreib,
Verirrte dann und wann sich zu des Dieners Weib,
Denn sie war jung und schön -- Wie? Was trieb denn
Aspanen
Zu Weibern seiner Unterthanen?
Hat er denn selbst kein Weib? Ja, er hat eine Frau;
Doch welcher Mensch wird alt und grau,
Ohn' mehr als einerlei von Speise zu genießen?
Wer kann denn ewig nur auf Einem Munde küssen?
Zum wenigsten kann dieses nicht Aspan.
Einst trift sein Diener ihn bei seinem Weibe an:
Herr! spricht er, sagt mir doch, was euch zu Andern
treibet,
Warum ihr mit dem Kuß bei eurer Frau nicht bleibet?
Der Edelmann lacht laut und spricht: du bist ein Thor,
Ein neuer Kuß kommt uns wie neue Speise vor,
Der Wechsel ist gewiß das schönste Ding auf Erden,
Denn immer einerlei muß uns zum Ekel werden.
Hans hört es an und schüttelt mit dem Kopf,
Denn Hanns der war ein dummer Tropf.
Sein

Das beſtaͤndige Einerlei.



Aſpan, ein Edelmann, gewohnt zum Zeitvertreib,
Verirrte dann und wann ſich zu des Dieners Weib,
Denn ſie war jung und ſchoͤn — Wie? Was trieb denn
Aſpanen
Zu Weibern ſeiner Unterthanen?
Hat er denn ſelbſt kein Weib? Ja, er hat eine Frau;
Doch welcher Menſch wird alt und grau,
Ohn’ mehr als einerlei von Speiſe zu genießen?
Wer kann denn ewig nur auf Einem Munde kuͤſſen?
Zum wenigſten kann dieſes nicht Aſpan.
Einſt trift ſein Diener ihn bei ſeinem Weibe an:
Herr! ſpricht er, ſagt mir doch, was euch zu Andern
treibet,
Warum ihr mit dem Kuß bei eurer Frau nicht bleibet?
Der Edelmann lacht laut und ſpricht: du biſt ein Thor,
Ein neuer Kuß kommt uns wie neue Speiſe vor,
Der Wechſel iſt gewiß das ſchoͤnſte Ding auf Erden,
Denn immer einerlei muß uns zum Ekel werden.
Hans hoͤrt es an und ſchuͤttelt mit dem Kopf,
Denn Hanns der war ein dummer Tropf.
Sein
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[224/0384] Das beſtaͤndige Einerlei. 1759. Aſpan, ein Edelmann, gewohnt zum Zeitvertreib, Verirrte dann und wann ſich zu des Dieners Weib, Denn ſie war jung und ſchoͤn — Wie? Was trieb denn Aſpanen Zu Weibern ſeiner Unterthanen? Hat er denn ſelbſt kein Weib? Ja, er hat eine Frau; Doch welcher Menſch wird alt und grau, Ohn’ mehr als einerlei von Speiſe zu genießen? Wer kann denn ewig nur auf Einem Munde kuͤſſen? Zum wenigſten kann dieſes nicht Aſpan. Einſt trift ſein Diener ihn bei ſeinem Weibe an: Herr! ſpricht er, ſagt mir doch, was euch zu Andern treibet, Warum ihr mit dem Kuß bei eurer Frau nicht bleibet? Der Edelmann lacht laut und ſpricht: du biſt ein Thor, Ein neuer Kuß kommt uns wie neue Speiſe vor, Der Wechſel iſt gewiß das ſchoͤnſte Ding auf Erden, Denn immer einerlei muß uns zum Ekel werden. Hans hoͤrt es an und ſchuͤttelt mit dem Kopf, Denn Hanns der war ein dummer Tropf. Sein

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/384>, abgerufen am 21.11.2024.