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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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An
den berühmten Chodowiecky.


Der Du mein Auge gut getroffen,
So, daß Dirs meine Muse dankt,
O Chodowieck ich will doch hoffen,
Daß sich des Dichters Kopf nicht mit dem Kopfe zankt,
Der mit ihm in Gesellschaft reiset,
Er ist so groß -- ich bin so klein,
Ich sing' ein Lied, das nichts beweiset,
Er singt, um ewig hier zu seyn,
Und jede Welt zu überführen,
Daß Ihn Apollo Sohn genannt;
Mein Bischen Ruhm wird sich verlieren,
Wenn ich ins Geistervaterland
Hinweggeflattert bin -- und Seiner wird bestehen.
Ich bin ein Weib, Er ist ein Mann,
Mein Verschen weiß nur deutsch zu gehen,
Wenn Sein Vers nach dem Takt des Römers tan-
zen kann,


An
den beruͤhmten Chodowiecky.


Der Du mein Auge gut getroffen,
So, daß Dirs meine Muſe dankt,
O Chodowieck ich will doch hoffen,
Daß ſich des Dichters Kopf nicht mit dem Kopfe zankt,
Der mit ihm in Geſellſchaft reiſet,
Er iſt ſo groß — ich bin ſo klein,
Ich ſing’ ein Lied, das nichts beweiſet,
Er ſingt, um ewig hier zu ſeyn,
Und jede Welt zu uͤberfuͤhren,
Daß Ihn Apollo Sohn genannt;
Mein Bischen Ruhm wird ſich verlieren,
Wenn ich ins Geiſtervaterland
Hinweggeflattert bin — und Seiner wird beſtehen.
Ich bin ein Weib, Er iſt ein Mann,
Mein Verschen weiß nur deutſch zu gehen,
Wenn Sein Vers nach dem Takt des Roͤmers tan-
zen kann,

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[221/0381] An den beruͤhmten Chodowiecky. Der Du mein Auge gut getroffen, So, daß Dirs meine Muſe dankt, O Chodowieck ich will doch hoffen, Daß ſich des Dichters Kopf nicht mit dem Kopfe zankt, Der mit ihm in Geſellſchaft reiſet, Er iſt ſo groß — ich bin ſo klein, Ich ſing’ ein Lied, das nichts beweiſet, Er ſingt, um ewig hier zu ſeyn, Und jede Welt zu uͤberfuͤhren, Daß Ihn Apollo Sohn genannt; Mein Bischen Ruhm wird ſich verlieren, Wenn ich ins Geiſtervaterland Hinweggeflattert bin — und Seiner wird beſtehen. Ich bin ein Weib, Er iſt ein Mann, Mein Verschen weiß nur deutſch zu gehen, Wenn Sein Vers nach dem Takt des Roͤmers tan- zen kann,

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/381>, abgerufen am 21.11.2024.