Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Die
klagenden Musen und Apoll.


Jüngst sah ich der Latona Sohn
Hoch auf dem steilen Helicon
Und alle Musen vor ihm knieen.
Sie baten: Sag uns, Pythius!
Kennst Du die Nymphe dort an deines Berges Fuß?
Wenn ward ihr deine Gunst verliehen?
Wenn gabst du ihren Schläfen Glanz?
Sie prahlt mit einem Lorbeerkranz,
Den sie schon deiner Huld entrissen;
Ihr Stolz erfrechet sich so gar,
Und sagt es öffentlich der weisen Menschenschaar:
Es kämen Musen sie zu küssen.


Die
klagenden Muſen und Apoll.


Juͤngſt ſah ich der Latona Sohn
Hoch auf dem ſteilen Helicon
Und alle Muſen vor ihm knieen.
Sie baten: Sag uns, Pythius!
Kennſt Du die Nymphe dort an deines Berges Fuß?
Wenn ward ihr deine Gunſt verliehen?
Wenn gabſt du ihren Schlaͤfen Glanz?
Sie prahlt mit einem Lorbeerkranz,
Den ſie ſchon deiner Huld entriſſen;
Ihr Stolz erfrechet ſich ſo gar,
Und ſagt es oͤffentlich der weiſen Menſchenſchaar:
Es kaͤmen Muſen ſie zu kuͤſſen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0351" n="191"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Die<lb/><hi rendition="#b">klagenden Mu&#x017F;en und Apoll.</hi></hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>u&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;ah ich der Latona Sohn</l><lb/>
                <l>Hoch auf dem &#x017F;teilen Helicon</l><lb/>
                <l>Und alle Mu&#x017F;en vor ihm knieen.</l><lb/>
                <l>Sie baten: Sag uns, Pythius!</l><lb/>
                <l>Kenn&#x017F;t Du die Nymphe dort an deines Berges Fuß?</l><lb/>
                <l>Wenn ward ihr deine Gun&#x017F;t verliehen?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Wenn gab&#x017F;t du ihren Schla&#x0364;fen Glanz?</l><lb/>
                <l>Sie prahlt mit einem Lorbeerkranz,</l><lb/>
                <l>Den &#x017F;ie &#x017F;chon deiner Huld entri&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
                <l>Ihr Stolz erfrechet &#x017F;ich &#x017F;o gar,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;agt es o&#x0364;ffentlich der wei&#x017F;en Men&#x017F;chen&#x017F;chaar:</l><lb/>
                <l>Es ka&#x0364;men Mu&#x017F;en &#x017F;ie zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l>
              </lg><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0351] Die klagenden Muſen und Apoll. Juͤngſt ſah ich der Latona Sohn Hoch auf dem ſteilen Helicon Und alle Muſen vor ihm knieen. Sie baten: Sag uns, Pythius! Kennſt Du die Nymphe dort an deines Berges Fuß? Wenn ward ihr deine Gunſt verliehen? Wenn gabſt du ihren Schlaͤfen Glanz? Sie prahlt mit einem Lorbeerkranz, Den ſie ſchon deiner Huld entriſſen; Ihr Stolz erfrechet ſich ſo gar, Und ſagt es oͤffentlich der weiſen Menſchenſchaar: Es kaͤmen Muſen ſie zu kuͤſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/351
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/351>, abgerufen am 21.12.2024.