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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Ueber
die Begierde des Säuglings.


Ob Weizen reift zu Semmel oder Kuchen,
Darüber sorgt der Säugling nicht,
Der einen Busen weiß zu suchen,
Und lallend mit der Amme spricht.
Er bittet nicht um Regen oder helle
Vom Lerchenchor durchsungne Luft,
Wenn selbst die halbversiegte Quelle
Zum Jupiter um Nässe ruft.
Er kennet keine Güter, des Bestrebens,
Des Wunsches seiner Seele werth,
Ihm ist das ganze Glück des Lebens
Die volle Brust, die ihn ernährt.


Ueber
die Begierde des Saͤuglings.


Ob Weizen reift zu Semmel oder Kuchen,
Daruͤber ſorgt der Saͤugling nicht,
Der einen Buſen weiß zu ſuchen,
Und lallend mit der Amme ſpricht.
Er bittet nicht um Regen oder helle
Vom Lerchenchor durchſungne Luft,
Wenn ſelbſt die halbverſiegte Quelle
Zum Jupiter um Naͤſſe ruft.
Er kennet keine Guͤter, des Beſtrebens,
Des Wunſches ſeiner Seele werth,
Ihm iſt das ganze Gluͤck des Lebens
Die volle Bruſt, die ihn ernaͤhrt.

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[86/0246] Ueber die Begierde des Saͤuglings. 1764. Ob Weizen reift zu Semmel oder Kuchen, Daruͤber ſorgt der Saͤugling nicht, Der einen Buſen weiß zu ſuchen, Und lallend mit der Amme ſpricht. Er bittet nicht um Regen oder helle Vom Lerchenchor durchſungne Luft, Wenn ſelbſt die halbverſiegte Quelle Zum Jupiter um Naͤſſe ruft. Er kennet keine Guͤter, des Beſtrebens, Des Wunſches ſeiner Seele werth, Ihm iſt das ganze Gluͤck des Lebens Die volle Bruſt, die ihn ernaͤhrt.

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/246>, abgerufen am 03.12.2024.