Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Ein Wort an den Tod.



O Tod, wie bitter bist du dem,
Der reich war, der sich hier ein ewigs Leben dachte,
Und alle Stunden angenehm
Durch neuerfundne Freuden machte!
Du kommst: sein Flittergold und seine Federbüsche,
Die ihm das Glück, die ihm der Ruhm verschwend-
risch gab,
Das alles reissest du mit starkem Arm ihm ab.
Und läg am Sterbebett auf einem Marmortische
Der Zepter über eine Welt,
Und wäre bey die Arzeneyen,
Das Diadem von theurem Stein gestellt:
Doch würde nichts den Menschen mehr erfreuen,
Der itzt in deine Hände fällt.
Doch, Menschenfeind, der alles so vergällt,
Dich zu beschämen, will ich die Geschichte sagen,
Vermiſchte Gedichte.
Ein Wort an den Tod.



O Tod, wie bitter biſt du dem,
Der reich war, der ſich hier ein ewigs Leben dachte,
Und alle Stunden angenehm
Durch neuerfundne Freuden machte!
Du kommſt: ſein Flittergold und ſeine Federbuͤſche,
Die ihm das Gluͤck, die ihm der Ruhm verſchwend-
riſch gab,
Das alles reiſſeſt du mit ſtarkem Arm ihm ab.
Und laͤg am Sterbebett auf einem Marmortiſche
Der Zepter uͤber eine Welt,
Und waͤre bey die Arzeneyen,
Das Diadem von theurem Stein geſtellt:
Doch wuͤrde nichts den Menſchen mehr erfreuen,
Der itzt in deine Haͤnde faͤllt.
Doch, Menſchenfeind, der alles ſo vergaͤllt,
Dich zu beſchaͤmen, will ich die Geſchichte ſagen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0370" n="326"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ein Wort an den Tod.</hi> </head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#c">(Zu Magdeburg den 16ten Jenner 1762.)</hi> </dateline><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem" n="4">
            <l>O Tod, wie bitter bi&#x017F;t du dem,<lb/>
Der reich war, der &#x017F;ich hier ein ewigs Leben dachte,<lb/>
Und alle Stunden angenehm<lb/>
Durch neuerfundne Freuden machte!<lb/>
Du komm&#x017F;t: &#x017F;ein Flittergold und &#x017F;eine Federbu&#x0364;&#x017F;che,<lb/>
Die ihm das Glu&#x0364;ck, die ihm der Ruhm ver&#x017F;chwend-<lb/><hi rendition="#et">ri&#x017F;ch gab,</hi><lb/>
Das alles rei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t du mit &#x017F;tarkem Arm ihm ab.<lb/>
Und la&#x0364;g am Sterbebett auf einem Marmorti&#x017F;che<lb/>
Der Zepter u&#x0364;ber eine Welt,<lb/>
Und wa&#x0364;re bey die Arzeneyen,<lb/>
Das Diadem von theurem Stein ge&#x017F;tellt:<lb/>
Doch wu&#x0364;rde nichts den Men&#x017F;chen mehr erfreuen,<lb/>
Der itzt in deine Ha&#x0364;nde fa&#x0364;llt.<lb/>
Doch, Men&#x017F;chenfeind, der alles &#x017F;o verga&#x0364;llt,<lb/>
Dich zu be&#x017F;cha&#x0364;men, will ich die Ge&#x017F;chichte &#x017F;agen,<lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0370] Vermiſchte Gedichte. Ein Wort an den Tod. (Zu Magdeburg den 16ten Jenner 1762.) O Tod, wie bitter biſt du dem, Der reich war, der ſich hier ein ewigs Leben dachte, Und alle Stunden angenehm Durch neuerfundne Freuden machte! Du kommſt: ſein Flittergold und ſeine Federbuͤſche, Die ihm das Gluͤck, die ihm der Ruhm verſchwend- riſch gab, Das alles reiſſeſt du mit ſtarkem Arm ihm ab. Und laͤg am Sterbebett auf einem Marmortiſche Der Zepter uͤber eine Welt, Und waͤre bey die Arzeneyen, Das Diadem von theurem Stein geſtellt: Doch wuͤrde nichts den Menſchen mehr erfreuen, Der itzt in deine Haͤnde faͤllt. Doch, Menſchenfeind, der alles ſo vergaͤllt, Dich zu beſchaͤmen, will ich die Geſchichte ſagen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/370
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/370>, abgerufen am 20.11.2024.