Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Zweytes Buch. Das Wunderbild, eine Erzählung. Zur Zeit, da Luther und Calvin, Von Gott gerüstet, sich bestrebten, Die armen Menschen, die in dicker Blindheit lebten, Vom Aberglauben abzuziehn: Da war ein Wunderbild, geschmückt wie Kayserinnen. Die Lahmen beteten: Frau! heile meinen Fuß! Der taubgewordne gab der Erde manchen Kuß, Um sein Gehör hier wieder zu gewinnen; Das unfruchtbare Weib verließ den alten Mann, Und stellte grosse Wallfahrt an, Mit frommen Jünglingen, die auf der Mutter Rathen, Bey diesem Gnadenbild um gute Weiber baten, Die man so schwer erbitten kann! Zweytes Buch. Das Wunderbild, eine Erzaͤhlung. Zur Zeit, da Luther und Calvin, Von Gott geruͤſtet, ſich beſtrebten, Die armen Menſchen, die in dicker Blindheit lebten, Vom Aberglauben abzuziehn: Da war ein Wunderbild, geſchmuͤckt wie Kayſerinnen. Die Lahmen beteten: Frau! heile meinen Fuß! Der taubgewordne gab der Erde manchen Kuß, Um ſein Gehoͤr hier wieder zu gewinnen; Das unfruchtbare Weib verließ den alten Mann, Und ſtellte groſſe Wallfahrt an, Mit frommen Juͤnglingen, die auf der Mutter Rathen, Bey dieſem Gnadenbild um gute Weiber baten, Die man ſo ſchwer erbitten kann! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0359" n="315"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Das Wunderbild</hi>,</hi><lb/> eine Erzaͤhlung.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>Zur Zeit, da Luther und Calvin,<lb/> Von Gott geruͤſtet, ſich beſtrebten,<lb/> Die armen Menſchen, die in dicker Blindheit lebten,<lb/> Vom Aberglauben abzuziehn:<lb/> Da war ein Wunderbild, geſchmuͤckt wie Kayſerinnen.<lb/> Die Lahmen beteten: Frau! heile meinen Fuß!<lb/> Der taubgewordne gab der Erde manchen Kuß,<lb/> Um ſein Gehoͤr hier wieder zu gewinnen;<lb/> Das unfruchtbare Weib verließ den alten Mann,<lb/> Und ſtellte groſſe Wallfahrt an,<lb/> Mit frommen Juͤnglingen, die auf der Mutter Rathen,<lb/> Bey dieſem Gnadenbild um gute Weiber baten,<lb/> Die man ſo ſchwer erbitten kann!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [315/0359]
Zweytes Buch.
Das Wunderbild,
eine Erzaͤhlung.
Zur Zeit, da Luther und Calvin,
Von Gott geruͤſtet, ſich beſtrebten,
Die armen Menſchen, die in dicker Blindheit lebten,
Vom Aberglauben abzuziehn:
Da war ein Wunderbild, geſchmuͤckt wie Kayſerinnen.
Die Lahmen beteten: Frau! heile meinen Fuß!
Der taubgewordne gab der Erde manchen Kuß,
Um ſein Gehoͤr hier wieder zu gewinnen;
Das unfruchtbare Weib verließ den alten Mann,
Und ſtellte groſſe Wallfahrt an,
Mit frommen Juͤnglingen, die auf der Mutter Rathen,
Bey dieſem Gnadenbild um gute Weiber baten,
Die man ſo ſchwer erbitten kann!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |