Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Viertes Buch. Eine kranke Braut an ihren Geliebten. O du! an den ich täglich eine Menge Klagvoller Seufzer abgesandt, Miß mein Gefühl nicht nach des Briefes Länge, Ihn schrieb die zitternde Hand. Des Fiebers Gluth, empor ins Haupt gestiegen, Fraß den Gedanken, ehe er sich Entwickelte, da wo Gedanken liegen In der Empfindung für dich! So sengt in heissen unbewölkten Tagen Die Mittags-Sonne Blumen ab, Die halb verhüllt noch in der Knofpe lagen. So fliehen Blätter herab Viertes Buch. Eine kranke Braut an ihren Geliebten. O du! an den ich taͤglich eine Menge Klagvoller Seufzer abgeſandt, Miß mein Gefuͤhl nicht nach des Briefes Laͤnge, Ihn ſchrieb die zitternde Hand. Des Fiebers Gluth, empor ins Haupt geſtiegen, Fraß den Gedanken, ehe er ſich Entwickelte, da wo Gedanken liegen In der Empfindung fuͤr dich! So ſengt in heiſſen unbewoͤlkten Tagen Die Mittags-Sonne Blumen ab, Die halb verhuͤllt noch in der Knofpe lagen. So fliehen Blaͤtter herab <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0281" n="237"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Eine kranke Braut</hi><lb/> an ihren Geliebten.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>O du! an den ich taͤglich eine Menge<lb/> Klagvoller Seufzer abgeſandt,<lb/> Miß mein Gefuͤhl nicht nach des Briefes Laͤnge,<lb/> Ihn ſchrieb die zitternde Hand.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Des Fiebers Gluth, empor ins Haupt geſtiegen,<lb/> Fraß den Gedanken, ehe er ſich<lb/> Entwickelte, da wo Gedanken liegen<lb/> In der Empfindung fuͤr dich!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>So ſengt in heiſſen unbewoͤlkten Tagen<lb/> Die Mittags-Sonne Blumen ab,<lb/> Die halb verhuͤllt noch in der Knofpe lagen.<lb/> So fliehen Blaͤtter herab</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0281]
Viertes Buch.
Eine kranke Braut
an ihren Geliebten.
O du! an den ich taͤglich eine Menge
Klagvoller Seufzer abgeſandt,
Miß mein Gefuͤhl nicht nach des Briefes Laͤnge,
Ihn ſchrieb die zitternde Hand.
Des Fiebers Gluth, empor ins Haupt geſtiegen,
Fraß den Gedanken, ehe er ſich
Entwickelte, da wo Gedanken liegen
In der Empfindung fuͤr dich!
So ſengt in heiſſen unbewoͤlkten Tagen
Die Mittags-Sonne Blumen ab,
Die halb verhuͤllt noch in der Knofpe lagen.
So fliehen Blaͤtter herab
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