(etwas blos subjectives) wäre, die mit Lust begleitet seyn sollte, so würde dies Product, in der Beurtheilung, nur vermittelst des Sinnengefühls gefallen. Wäre die Ab- sicht auf die Hervorbringung eines bestimmten Objects gerichtet, so würde, wenn sie durch die Kunst erreicht wird, das Object nur durch Begriffe gefallen. Jn bey- den Fällen aber würde die Kunst nicht in der bloßen Beurtheilung d. i. nicht als schöne, sondern mechani- sche Kunst gefallen.
Also muß die Zweckmäßigkeit im Producte der schö- nen Kunst ob sie zwar absichtlich ist, doch nicht absichtlich scheinen, d. i. schöne Kunst muß als Natur anzusehen seyn; ob man sich ihrer zwar als Kunst bewußt ist. Als Natur aber erscheint ein Product der Kunst dadurch, daß zwar alle Pünctlichkeit in der Uebereinkunft mit Re- geln, nach denen allen das Product das werden kann, was es seyn soll, angetroffen wird, aber ohne Pein- lichkeit, d. i. ohne eine Spuhr zu zeigen, daß die Re- gel dem Künstler vor Augen geschwebt und seinen Ge- müthskräften Fesseln angelegt habe.
§. 46. Schöne Kunst ist Kunst des Genie's.
Genie ist das Talent (Naturgabe), welches der Kunst die Regel giebt. Da das Talent, als angebohr- nes productives Vermögen des Künstlers, selbst zur Na- tur gehört, so könnte man sich auch so ausdrücken:
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
(etwas blos ſubjectives) waͤre, die mit Luſt begleitet ſeyn ſollte, ſo wuͤrde dies Product, in der Beurtheilung, nur vermittelſt des Sinnengefuͤhls gefallen. Waͤre die Ab- ſicht auf die Hervorbringung eines beſtimmten Objects gerichtet, ſo wuͤrde, wenn ſie durch die Kunſt erreicht wird, das Object nur durch Begriffe gefallen. Jn bey- den Faͤllen aber wuͤrde die Kunſt nicht in der bloßen Beurtheilung d. i. nicht als ſchoͤne, ſondern mechani- ſche Kunſt gefallen.
Alſo muß die Zweckmaͤßigkeit im Producte der ſchoͤ- nen Kunſt ob ſie zwar abſichtlich iſt, doch nicht abſichtlich ſcheinen, d. i. ſchoͤne Kunſt muß als Natur anzuſehen ſeyn; ob man ſich ihrer zwar als Kunſt bewußt iſt. Als Natur aber erſcheint ein Product der Kunſt dadurch, daß zwar alle Puͤnctlichkeit in der Uebereinkunft mit Re- geln, nach denen allen das Product das werden kann, was es ſeyn ſoll, angetroffen wird, aber ohne Pein- lichkeit, d. i. ohne eine Spuhr zu zeigen, daß die Re- gel dem Kuͤnſtler vor Augen geſchwebt und ſeinen Ge- muͤthskraͤften Feſſeln angelegt habe.
§. 46. Schoͤne Kunſt iſt Kunſt des Genie’s.
Genie iſt das Talent (Naturgabe), welches der Kunſt die Regel giebt. Da das Talent, als angebohr- nes productives Vermoͤgen des Kuͤnſtlers, ſelbſt zur Na- tur gehoͤrt, ſo koͤnnte man ſich auch ſo ausdruͤcken:
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
(etwas blos ſubjectives) waͤre, die mit Luſt begleitet ſeyn
ſollte, ſo wuͤrde dies Product, in der Beurtheilung, nur
vermittelſt des Sinnengefuͤhls gefallen. Waͤre die Ab-
ſicht auf die Hervorbringung eines beſtimmten Objects
gerichtet, ſo wuͤrde, wenn ſie durch die Kunſt erreicht
wird, das Object nur durch Begriffe gefallen. Jn bey-
den Faͤllen aber wuͤrde die Kunſt nicht in der bloßen
Beurtheilung d. i. nicht als ſchoͤne, ſondern mechani-
ſche Kunſt gefallen.
Alſo muß die Zweckmaͤßigkeit im Producte der ſchoͤ-
nen Kunſt ob ſie zwar abſichtlich iſt, doch nicht abſichtlich
ſcheinen, d. i. ſchoͤne Kunſt muß als Natur anzuſehen
ſeyn; ob man ſich ihrer zwar als Kunſt bewußt iſt. Als
Natur aber erſcheint ein Product der Kunſt dadurch, daß
zwar alle Puͤnctlichkeit in der Uebereinkunft mit Re-
geln, nach denen allen das Product das werden kann,
was es ſeyn ſoll, angetroffen wird, aber ohne Pein-
lichkeit, d. i. ohne eine Spuhr zu zeigen, daß die Re-
gel dem Kuͤnſtler vor Augen geſchwebt und ſeinen Ge-
muͤthskraͤften Feſſeln angelegt habe.
§. 46.
Schoͤne Kunſt iſt Kunſt des Genie’s.
Genie iſt das Talent (Naturgabe), welches der
Kunſt die Regel giebt. Da das Talent, als angebohr-
nes productives Vermoͤgen des Kuͤnſtlers, ſelbſt zur Na-
tur gehoͤrt, ſo koͤnnte man ſich auch ſo ausdruͤcken:
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/242>, abgerufen am 20.11.2024.
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