aber, obgleich das Prädikat (der mit der Vorstellung verbundenen eigenen Lust) empirisch ist, sie gleichwohl, was die geforderte Beystimmung von jedermann betrift, Urtheile a priori sind, oder dafür gehalten wer- den wollen, ist gleichfalls schon in den Ausdrücken ihres Anspruchs enthalten und so gehört diese Aufgabe der Critik der Urtheilskraft unter das allgemeine Problem der Transscendentalphilosophie: Wie sind synthetische Urtheile a priori möglich?
§. 37. Was wird eigentlich in einem Geschmacks- urtheile von einem Gegenstande a priori behauptet.
Daß die Vorstellung von einem Gegenstande un- mittelbar mit einer Lust verbunden sey, kann nur inner- lich wahrgenommen werden und würde, wenn man nichts weiter als dieses anzeigen wollte, ein blos empirisches Urtheil geben. Denn a priori kann ich mit keiner Vor- stellung ein bestimmtes Gefühl (der Lust oder Unlust) verbinden, ausser wo ein den Willen bestimmendes Prin- cip a priori in der Vernunft zum Grunde liegt, da denn die Lust (im moralischen Gefühl) die Folge davon ist, eben darum aber mit der Lust im Geschmacke gar nicht verglichen werden kann, weil sie einen bestimmten Begrif von einem Gesetze erfordert, da hingegen jene unmittel- bar mit der bloßen Beurtheilung vor allem Begriffe ver-
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
aber, obgleich das Praͤdikat (der mit der Vorſtellung verbundenen eigenen Luſt) empiriſch iſt, ſie gleichwohl, was die geforderte Beyſtimmung von jedermann betrift, Urtheile a priori ſind, oder dafuͤr gehalten wer- den wollen, iſt gleichfalls ſchon in den Ausdruͤcken ihres Anſpruchs enthalten und ſo gehoͤrt dieſe Aufgabe der Critik der Urtheilskraft unter das allgemeine Problem der Transſcendentalphiloſophie: Wie ſind ſynthetiſche Urtheile a priori moͤglich?
§. 37. Was wird eigentlich in einem Geſchmacks- urtheile von einem Gegenſtande a priori behauptet.
Daß die Vorſtellung von einem Gegenſtande un- mittelbar mit einer Luſt verbunden ſey, kann nur inner- lich wahrgenommen werden und wuͤrde, wenn man nichts weiter als dieſes anzeigen wollte, ein blos empiriſches Urtheil geben. Denn a priori kann ich mit keiner Vor- ſtellung ein beſtimmtes Gefuͤhl (der Luſt oder Unluſt) verbinden, auſſer wo ein den Willen beſtimmendes Prin- cip a priori in der Vernunft zum Grunde liegt, da denn die Luſt (im moraliſchen Gefuͤhl) die Folge davon iſt, eben darum aber mit der Luſt im Geſchmacke gar nicht verglichen werden kann, weil ſie einen beſtimmten Begrif von einem Geſetze erfordert, da hingegen jene unmittel- bar mit der bloßen Beurtheilung vor allem Begriffe ver-
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
aber, obgleich das Praͤdikat (der mit der Vorſtellung
verbundenen eigenen Luſt) empiriſch iſt, ſie gleichwohl,
was die geforderte Beyſtimmung von jedermann
betrift, Urtheile a priori ſind, oder dafuͤr gehalten wer-
den wollen, iſt gleichfalls ſchon in den Ausdruͤcken ihres
Anſpruchs enthalten und ſo gehoͤrt dieſe Aufgabe der
Critik der Urtheilskraft unter das allgemeine Problem
der Transſcendentalphiloſophie: Wie ſind ſynthetiſche
Urtheile a priori moͤglich?
§. 37.
Was wird eigentlich in einem Geſchmacks-
urtheile von einem Gegenſtande a priori
behauptet.
Daß die Vorſtellung von einem Gegenſtande un-
mittelbar mit einer Luſt verbunden ſey, kann nur inner-
lich wahrgenommen werden und wuͤrde, wenn man nichts
weiter als dieſes anzeigen wollte, ein blos empiriſches
Urtheil geben. Denn a priori kann ich mit keiner Vor-
ſtellung ein beſtimmtes Gefuͤhl (der Luſt oder Unluſt)
verbinden, auſſer wo ein den Willen beſtimmendes Prin-
cip a priori in der Vernunft zum Grunde liegt, da denn
die Luſt (im moraliſchen Gefuͤhl) die Folge davon iſt,
eben darum aber mit der Luſt im Geſchmacke gar nicht
verglichen werden kann, weil ſie einen beſtimmten Begrif
von einem Geſetze erfordert, da hingegen jene unmittel-
bar mit der bloßen Beurtheilung vor allem Begriffe ver-
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/211>, abgerufen am 20.11.2024.
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