§. 24. Von der Eintheilung einer Untersuchung des Gefühls des Erhabenen.
Was die Eintheilung der Momente der ästhetischen Be- urtheilung der Gegenstände, in Beziehung auf das Gefühl des Erhabenen, betrift, so wird die Analytik nach demselben Princip fortlaufen können, wie in der Zergliederung der Geschmacksurtheile geschehen ist. Denn als Urtheile der ästhetischen reflectirenden Urtheilskraft, muß das Wohl- gefallen am Erhabenen eben sowohl, als am Schönen, der Quantität nach allgemeingültig, der Qualität nach ohne Jnteresse, der Relation nach subjective Zweckmäßigkeit und der Modalität nach die letztere als nothwendig, vorstellig machen. Hierin wird also die Methode von der im vorigen Abschnitte nicht abwei- chen, man mußte denn das für etwas rechnen, daß wir dort, wo das ästhetische Urtheil die Form des Objects betraf, von der Untersuchung der Qualität anfingen, hier aber, bey der Formlosigkeit, welche dem, was wir er- haben nennen, zukommen kann, von der Quantität, als dem ersten Moment des ästhetischen Urtheils über das Erhabene, anfangen werden: wozu aber der Grund aus dem vorhergehenden § zu ersehen ist.
Aber eine Eintheilung hat die Analysis des Erha- benen nöthig, welche die des Schönen nicht bedarf, näm- lich die ins mathematisch- und ins dynamisch- Erhabene.
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
§. 24. Von der Eintheilung einer Unterſuchung des Gefuͤhls des Erhabenen.
Was die Eintheilung der Momente der aͤſthetiſchen Be- urtheilung der Gegenſtaͤnde, in Beziehung auf das Gefuͤhl des Erhabenen, betrift, ſo wird die Analytik nach demſelben Princip fortlaufen koͤnnen, wie in der Zergliederung der Geſchmacksurtheile geſchehen iſt. Denn als Urtheile der aͤſthetiſchen reflectirenden Urtheilskraft, muß das Wohl- gefallen am Erhabenen eben ſowohl, als am Schoͤnen, der Quantitaͤt nach allgemeinguͤltig, der Qualitaͤt nach ohne Jntereſſe, der Relation nach ſubjective Zweckmaͤßigkeit und der Modalitaͤt nach die letztere als nothwendig, vorſtellig machen. Hierin wird alſo die Methode von der im vorigen Abſchnitte nicht abwei- chen, man mußte denn das fuͤr etwas rechnen, daß wir dort, wo das aͤſthetiſche Urtheil die Form des Objects betraf, von der Unterſuchung der Qualitaͤt anfingen, hier aber, bey der Formloſigkeit, welche dem, was wir er- haben nennen, zukommen kann, von der Quantitaͤt, als dem erſten Moment des aͤſthetiſchen Urtheils uͤber das Erhabene, anfangen werden: wozu aber der Grund aus dem vorhergehenden § zu erſehen iſt.
Aber eine Eintheilung hat die Analyſis des Erha- benen noͤthig, welche die des Schoͤnen nicht bedarf, naͤm- lich die ins mathematiſch- und ins dynamiſch- Erhabene.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0142"n="78"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">I.</hi> Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.</fw><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">§. 24.<lb/>
Von der Eintheilung einer Unterſuchung des<lb/>
Gefuͤhls des Erhabenen.</hi></head><lb/><p>Was die Eintheilung der Momente der aͤſthetiſchen Be-<lb/>
urtheilung der Gegenſtaͤnde, in Beziehung auf das Gefuͤhl<lb/>
des Erhabenen, betrift, ſo wird die Analytik nach demſelben<lb/>
Princip fortlaufen koͤnnen, wie in der Zergliederung der<lb/>
Geſchmacksurtheile geſchehen iſt. Denn als Urtheile der<lb/>
aͤſthetiſchen reflectirenden Urtheilskraft, muß das Wohl-<lb/>
gefallen am Erhabenen eben ſowohl, als am Schoͤnen,<lb/>
der <hirendition="#fr">Quantitaͤt</hi> nach allgemeinguͤltig, der <hirendition="#fr">Qualitaͤt</hi><lb/>
nach ohne Jntereſſe, der <hirendition="#fr">Relation</hi> nach ſubjective<lb/>
Zweckmaͤßigkeit und der <hirendition="#fr">Modalitaͤt</hi> nach die letztere<lb/>
als nothwendig, vorſtellig machen. Hierin wird alſo<lb/>
die Methode von der im vorigen Abſchnitte nicht abwei-<lb/>
chen, man mußte denn das fuͤr etwas rechnen, daß wir<lb/>
dort, wo das aͤſthetiſche Urtheil die Form des Objects<lb/>
betraf, von der Unterſuchung der Qualitaͤt anfingen, hier<lb/>
aber, bey der Formloſigkeit, welche dem, was wir er-<lb/>
haben nennen, zukommen kann, von der Quantitaͤt,<lb/>
als dem erſten Moment des aͤſthetiſchen Urtheils uͤber das<lb/>
Erhabene, anfangen werden: wozu aber der Grund aus<lb/>
dem vorhergehenden § zu erſehen iſt.</p><lb/><p>Aber eine Eintheilung hat die Analyſis des Erha-<lb/>
benen noͤthig, welche die des Schoͤnen nicht bedarf, naͤm-<lb/>
lich die ins <hirendition="#fr">mathematiſch-</hi> und ins <hirendition="#fr">dynamiſch-<lb/>
Erhabene.</hi></p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[78/0142]
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
§. 24.
Von der Eintheilung einer Unterſuchung des
Gefuͤhls des Erhabenen.
Was die Eintheilung der Momente der aͤſthetiſchen Be-
urtheilung der Gegenſtaͤnde, in Beziehung auf das Gefuͤhl
des Erhabenen, betrift, ſo wird die Analytik nach demſelben
Princip fortlaufen koͤnnen, wie in der Zergliederung der
Geſchmacksurtheile geſchehen iſt. Denn als Urtheile der
aͤſthetiſchen reflectirenden Urtheilskraft, muß das Wohl-
gefallen am Erhabenen eben ſowohl, als am Schoͤnen,
der Quantitaͤt nach allgemeinguͤltig, der Qualitaͤt
nach ohne Jntereſſe, der Relation nach ſubjective
Zweckmaͤßigkeit und der Modalitaͤt nach die letztere
als nothwendig, vorſtellig machen. Hierin wird alſo
die Methode von der im vorigen Abſchnitte nicht abwei-
chen, man mußte denn das fuͤr etwas rechnen, daß wir
dort, wo das aͤſthetiſche Urtheil die Form des Objects
betraf, von der Unterſuchung der Qualitaͤt anfingen, hier
aber, bey der Formloſigkeit, welche dem, was wir er-
haben nennen, zukommen kann, von der Quantitaͤt,
als dem erſten Moment des aͤſthetiſchen Urtheils uͤber das
Erhabene, anfangen werden: wozu aber der Grund aus
dem vorhergehenden § zu erſehen iſt.
Aber eine Eintheilung hat die Analyſis des Erha-
benen noͤthig, welche die des Schoͤnen nicht bedarf, naͤm-
lich die ins mathematiſch- und ins dynamiſch-
Erhabene.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/142>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.