der Vernunft sind Facta, die der Censur zu unterwerfen im- mer nützlich ist. Dieses aber kan nichts über die Erwartun- gen der Vernunft entscheiden, einen besseren Erfolg ihrer künftigen Bemühungen zu hoffen und darauf Ansprüche zu machen; die blosse Censur kan also die Streitigkeit über die Rechtsame der menschlichen Vernunft niemals zu Ende bringen.
Da Hume, vielleicht der geistreichste unter allen Sceptikern und ohne Widerrede der vorzüglichste in Anse- hung des Einflusses ist, den das sceptische Verfahren auf die Erweckung einer gründlichen Vernunftprüfung haben kan, so verlohnt es wol der Mühe, den Gang seiner Schlüsse und die Verirrungen eines einsehenden und schätz- baren Mannes, die doch auf der Spur der Wahrheit an- gefangen haben, so weit es zu meiner Absicht schicklich ist, vorstellig zu machen.
Hume hatte es vielleicht in Gedanken, wiewol er es niemals völlig entwickelte: daß wir in Urtheilen von gewisser Art, über unseren Begriff vom Gegenstande hin- aus gehen. Ich habe diese Art von Urtheilen synthetisch genant. Wie ich aus meinem Begriffe, den ich bis da- hin habe, vermittelst der Erfahrung hinausgehen könne, ist keiner Bedenklichkeit unterworfen. Erfahrung ist selbst eine solche Synthesis der Wahrnehmungen, welche mei- nen Begriff, den ich vermittelst einer Wahrnehmung habe, durch andere hinzukommende vermehrt. Allein wir glau- ben auch a priori aus unserem Begriffe hinausgehen und
unser
Methodenlehre I. Hauptſt. II. Abſch.
der Vernunft ſind Facta, die der Cenſur zu unterwerfen im- mer nuͤtzlich iſt. Dieſes aber kan nichts uͤber die Erwartun- gen der Vernunft entſcheiden, einen beſſeren Erfolg ihrer kuͤnftigen Bemuͤhungen zu hoffen und darauf Anſpruͤche zu machen; die bloſſe Cenſur kan alſo die Streitigkeit uͤber die Rechtſame der menſchlichen Vernunft niemals zu Ende bringen.
Da Hume, vielleicht der geiſtreichſte unter allen Sceptikern und ohne Widerrede der vorzuͤglichſte in Anſe- hung des Einfluſſes iſt, den das ſceptiſche Verfahren auf die Erweckung einer gruͤndlichen Vernunftpruͤfung haben kan, ſo verlohnt es wol der Muͤhe, den Gang ſeiner Schluͤſſe und die Verirrungen eines einſehenden und ſchaͤtz- baren Mannes, die doch auf der Spur der Wahrheit an- gefangen haben, ſo weit es zu meiner Abſicht ſchicklich iſt, vorſtellig zu machen.
Hume hatte es vielleicht in Gedanken, wiewol er es niemals voͤllig entwickelte: daß wir in Urtheilen von gewiſſer Art, uͤber unſeren Begriff vom Gegenſtande hin- aus gehen. Ich habe dieſe Art von Urtheilen ſynthetiſch genant. Wie ich aus meinem Begriffe, den ich bis da- hin habe, vermittelſt der Erfahrung hinausgehen koͤnne, iſt keiner Bedenklichkeit unterworfen. Erfahrung iſt ſelbſt eine ſolche Syntheſis der Wahrnehmungen, welche mei- nen Begriff, den ich vermittelſt einer Wahrnehmung habe, durch andere hinzukommende vermehrt. Allein wir glau- ben auch a priori aus unſerem Begriffe hinausgehen und
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Methodenlehre I. Hauptſt. II. Abſch.
der Vernunft ſind Facta, die der Cenſur zu unterwerfen im-
mer nuͤtzlich iſt. Dieſes aber kan nichts uͤber die Erwartun-
gen der Vernunft entſcheiden, einen beſſeren Erfolg ihrer
kuͤnftigen Bemuͤhungen zu hoffen und darauf Anſpruͤche zu
machen; die bloſſe Cenſur kan alſo die Streitigkeit uͤber
die Rechtſame der menſchlichen Vernunft niemals zu Ende
bringen.
Da Hume, vielleicht der geiſtreichſte unter allen
Sceptikern und ohne Widerrede der vorzuͤglichſte in Anſe-
hung des Einfluſſes iſt, den das ſceptiſche Verfahren auf
die Erweckung einer gruͤndlichen Vernunftpruͤfung haben
kan, ſo verlohnt es wol der Muͤhe, den Gang ſeiner
Schluͤſſe und die Verirrungen eines einſehenden und ſchaͤtz-
baren Mannes, die doch auf der Spur der Wahrheit an-
gefangen haben, ſo weit es zu meiner Abſicht ſchicklich iſt,
vorſtellig zu machen.
Hume hatte es vielleicht in Gedanken, wiewol er
es niemals voͤllig entwickelte: daß wir in Urtheilen von
gewiſſer Art, uͤber unſeren Begriff vom Gegenſtande hin-
aus gehen. Ich habe dieſe Art von Urtheilen ſynthetiſch
genant. Wie ich aus meinem Begriffe, den ich bis da-
hin habe, vermittelſt der Erfahrung hinausgehen koͤnne,
iſt keiner Bedenklichkeit unterworfen. Erfahrung iſt ſelbſt
eine ſolche Syntheſis der Wahrnehmungen, welche mei-
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durch andere hinzukommende vermehrt. Allein wir glau-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/794>, abgerufen am 21.11.2024.
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