Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptst.
nur eigentlich im Regressus zu den Bedingungen) allein unser Augenmerk richten. In Betracht dessen, daß über- dem diese Ideen insgesamt transscendent sind, und, ob sie zwar das Obiect, nemlich Erscheinungen, der Art nach nicht überschreiten, sondern es lediglich mit der Sinnen- welt (nicht mit Noümenis) zu thun haben, dennoch die Synthesis bis auf einen Grad, der alle mögliche Erfah- rung übersteigt, treiben, so kan man sie insgesamt meiner Meinung nach ganz schicklich Weltbegriffe nennen. In Ansehung des Unterschiedes des Mathematisch- und des Dynamischunbedingten, worauf der Regressus abzielt, würde ich doch die zwey Erstere in engerer Bedeutung, Weltbegriffe (der Welt im Grossen und Kleinen), die zwey übrigen aber transscendente Naturbegriffe nennen. Diese Unterscheidung ist voriezt noch nicht von sonderlicher Erheblichkeit, sie kan aber im Fortgange wichtiger werden.
Der Antinomie der reinen Vernunft Zweiter Abschnitt. Antithetik der reinen Vernunft.
Wenn Thetik ein ieder Inbegriff dogmatischer Lehren ist, so verstehe ich unter Antithetik nicht dogma- tische Behauptungen des Gegentheils, sondern den Wider- streit der dem Scheine nach dogmatischen Erkentnisse, (thesin cum antithesi) ohne daß man einer vor der andern einen vorzüglichen Anspruch auf Beifall beilegt.
Die
Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
nur eigentlich im Regreſſus zu den Bedingungen) allein unſer Augenmerk richten. In Betracht deſſen, daß uͤber- dem dieſe Ideen insgeſamt transſcendent ſind, und, ob ſie zwar das Obiect, nemlich Erſcheinungen, der Art nach nicht uͤberſchreiten, ſondern es lediglich mit der Sinnen- welt (nicht mit Noümenis) zu thun haben, dennoch die Syntheſis bis auf einen Grad, der alle moͤgliche Erfah- rung uͤberſteigt, treiben, ſo kan man ſie insgeſamt meiner Meinung nach ganz ſchicklich Weltbegriffe nennen. In Anſehung des Unterſchiedes des Mathematiſch- und des Dynamiſchunbedingten, worauf der Regreſſus abzielt, wuͤrde ich doch die zwey Erſtere in engerer Bedeutung, Weltbegriffe (der Welt im Groſſen und Kleinen), die zwey uͤbrigen aber transſcendente Naturbegriffe nennen. Dieſe Unterſcheidung iſt voriezt noch nicht von ſonderlicher Erheblichkeit, ſie kan aber im Fortgange wichtiger werden.
Der Antinomie der reinen Vernunft Zweiter Abſchnitt. Antithetik der reinen Vernunft.
Wenn Thetik ein ieder Inbegriff dogmatiſcher Lehren iſt, ſo verſtehe ich unter Antithetik nicht dogma- tiſche Behauptungen des Gegentheils, ſondern den Wider- ſtreit der dem Scheine nach dogmatiſchen Erkentniſſe, (theſin cum antitheſi) ohne daß man einer vor der andern einen vorzuͤglichen Anſpruch auf Beifall beilegt.
Die
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
nur eigentlich im Regreſſus zu den Bedingungen) allein
unſer Augenmerk richten. In Betracht deſſen, daß uͤber-
dem dieſe Ideen insgeſamt transſcendent ſind, und, ob
ſie zwar das Obiect, nemlich Erſcheinungen, der Art nach
nicht uͤberſchreiten, ſondern es lediglich mit der Sinnen-
welt (nicht mit Noümenis) zu thun haben, dennoch die
Syntheſis bis auf einen Grad, der alle moͤgliche Erfah-
rung uͤberſteigt, treiben, ſo kan man ſie insgeſamt meiner
Meinung nach ganz ſchicklich Weltbegriffe nennen. In
Anſehung des Unterſchiedes des Mathematiſch- und des
Dynamiſchunbedingten, worauf der Regreſſus abzielt,
wuͤrde ich doch die zwey Erſtere in engerer Bedeutung,
Weltbegriffe (der Welt im Groſſen und Kleinen), die zwey
uͤbrigen aber transſcendente Naturbegriffe nennen.
Dieſe Unterſcheidung iſt voriezt noch nicht von ſonderlicher
Erheblichkeit, ſie kan aber im Fortgange wichtiger werden.
Der
Antinomie der reinen Vernunft
Zweiter Abſchnitt.
Antithetik der reinen Vernunft.
Wenn Thetik ein ieder Inbegriff dogmatiſcher Lehren
iſt, ſo verſtehe ich unter Antithetik nicht dogma-
tiſche Behauptungen des Gegentheils, ſondern den Wider-
ſtreit der dem Scheine nach dogmatiſchen Erkentniſſe,
(theſin cum antitheſi) ohne daß man einer vor der
andern einen vorzuͤglichen Anſpruch auf Beifall beilegt.
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/450>, abgerufen am 21.11.2024.
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