Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.VIERTES KAPITEL DIE FREUNDIN DES FRÄULEIN BÜRSTNER In der nächsten Zeit war es K. unmöglich, mit Fräulein Bürstner auch nur einige wenige Worte zu sprechen. Er versuchte auf die verschiedenste Weise an sie heranzukommen, sie aber wußte es immer zu verhindern. Er kam gleich nach dem Bureau nach Hause, blieb in seinem Zimmer, ohne das Licht anzudrehn, auf dem Kanapee sitzen und beschäftigte sich mit nichts anderem, als das Vorzimmer zu beobachten. Ging etwa das Dienstmädchen vorbei und schloß die Tür des scheinbar leeren Zimmers, so stand er nach einem Weilchen auf und öffnete sie wieder. Des Morgens stand er um eine Stunde früher auf als sonst, um vielleicht Fräulein Bürstner allein treffen zu können, wenn sie ins Bureau ging. Aber keiner dieser Versuche gelang. Dann schrieb er ihr einen Brief VIERTES KAPITEL DIE FREUNDIN DES FRÄULEIN BÜRSTNER In der nächsten Zeit war es K. unmöglich, mit Fräulein Bürstner auch nur einige wenige Worte zu sprechen. Er versuchte auf die verschiedenste Weise an sie heranzukommen, sie aber wußte es immer zu verhindern. Er kam gleich nach dem Bureau nach Hause, blieb in seinem Zimmer, ohne das Licht anzudrehn, auf dem Kanapee sitzen und beschäftigte sich mit nichts anderem, als das Vorzimmer zu beobachten. Ging etwa das Dienstmädchen vorbei und schloß die Tür des scheinbar leeren Zimmers, so stand er nach einem Weilchen auf und öffnete sie wieder. Des Morgens stand er um eine Stunde früher auf als sonst, um vielleicht Fräulein Bürstner allein treffen zu können, wenn sie ins Bureau ging. Aber keiner dieser Versuche gelang. Dann schrieb er ihr einen Brief <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0130" n="128"/> <div n="1"> <head>VIERTES KAPITEL<lb/></head> <argument> <p>DIE FREUNDIN DES FRÄULEIN BÜRSTNER<lb/></p> </argument> <p>In der nächsten Zeit war es K. unmöglich, mit Fräulein Bürstner auch nur einige wenige Worte zu sprechen. Er versuchte auf die verschiedenste Weise an sie heranzukommen, sie aber wußte es immer zu verhindern. Er kam gleich nach dem Bureau nach Hause, blieb in seinem Zimmer, ohne das Licht anzudrehn, auf dem Kanapee sitzen und beschäftigte sich mit nichts anderem, als das Vorzimmer zu beobachten. Ging etwa das Dienstmädchen vorbei und schloß die Tür des scheinbar leeren Zimmers, so stand er nach einem Weilchen auf und öffnete sie wieder. Des Morgens stand er um eine Stunde früher auf als sonst, um vielleicht Fräulein Bürstner allein treffen zu können, wenn sie ins Bureau ging. Aber keiner dieser Versuche gelang. Dann schrieb er ihr einen Brief </p> </div> </body> </text> </TEI> [128/0130]
VIERTES KAPITEL
DIE FREUNDIN DES FRÄULEIN BÜRSTNER
In der nächsten Zeit war es K. unmöglich, mit Fräulein Bürstner auch nur einige wenige Worte zu sprechen. Er versuchte auf die verschiedenste Weise an sie heranzukommen, sie aber wußte es immer zu verhindern. Er kam gleich nach dem Bureau nach Hause, blieb in seinem Zimmer, ohne das Licht anzudrehn, auf dem Kanapee sitzen und beschäftigte sich mit nichts anderem, als das Vorzimmer zu beobachten. Ging etwa das Dienstmädchen vorbei und schloß die Tür des scheinbar leeren Zimmers, so stand er nach einem Weilchen auf und öffnete sie wieder. Des Morgens stand er um eine Stunde früher auf als sonst, um vielleicht Fräulein Bürstner allein treffen zu können, wenn sie ins Bureau ging. Aber keiner dieser Versuche gelang. Dann schrieb er ihr einen Brief
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Zitationshilfe: | Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/130>, abgerufen am 22.02.2025. |