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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Fünft. Kap. Von der Portugiesen und Castilianer Ankunft.

Als daher die Holländer ein portugiesisch Schiff eroberten und in demselben ein ver-
rätherisches Schreiben von dem in Nagasacki residirenden Capitain Moro, (dem Vornehm-
sten der Portugiesen im Reich, einem gebohrnen Japaner und sehr eifrigen Christen) an den
spanischen König fanden; so ließen sie diese gute Gelegenheit, sich an ihren Feinden zu rächen,
nicht unbenuzt, und überlieferten das Schreiben ihrem nächsten Schuzherrn, dem Fürsten
von Firando. Dieser theilte es zuerst dem Gouverneur von Nagasacki, als dem obersten
Richter und Vorgesezten der Fremden mit, der den Portugiesen sehr geneigt war. Der Ca-
pitain Moro und die übrigen hiesigen Portugiesen leugneten indes die Sache, und fiengen an
sehr heftig dawider zu streiten, und sich zu vertheidigen. Aber da Handschrift und Siegel
ganz offenbar wider sie waren, so konte weder die Gunst des Gouverneurs noch ihr Leugnen
die Sache gut machen. Der Brief wurde dem Kaiser zugeschikt und der Uhrheber desselben
an einem Pfahle lebendig gebraten und verbrant.

Dieser Brief entdekte nun völlig die gefährliche Verschwörung der japanischen Chri-
sten gegen den kaiserlichen Thron; das Verlangen der versprochnen portugiesischen Schiffe und
Truppen, welche zu Ausführung der Unternehmung gebraucht werden solten; die Namen
der japanischen Fürsten, welche daran Theil genommen; und endlich die Erwartung des
päbstlichen Segens zu glüklicher Volführung dieses Vorhabens. Noch ein andres Schrei-
ben eben des Capitain Moro an die portugiesische Regierung zu Macao, das von einem
japanischen Schiffer aufgefangen und eingebracht wurde, bestätigte noch diese Ver-
schwörung.

Bei diesen Umständen war es denn natürlich sehr leicht, diese am Hofe schon längst
verdächtige und jezt sehr verhaste Fremdlinge, (besonders da sie auch, ohngeachtet der öftern
Verbothe, nicht auf hörten immer mehr Geistliche ins Reich zu bringen) völlig zu stürzen.
Und im Jahr 1637 erschien endlich eine kaiserliche Verordnung an die Regenten von Naga-
sacki wider die Portugiesen, die mit den Namen der ersten Reichsräthe eigenhändig unter-
schrieben, und deren strengste Befolgung nachdrücklich anbefohlen war. Diese sehr merk-
würdige Verordnung hat auch zugleich das japanische Reich wider das Ausreisen der Ein-
gebohrnen, und die Besuchung der Fremden auf ewig geschlossen. Hier ist sie:

An Sakaky Barra Findano Cami und Baba Sabray Sejimon.

"Kein
[Spaltenumbruch] sich der Niederlassung und dem Handel der Holländer
in Japan zu widersetzen, als es dieser ihres, nach
des Verf. Bemerkung, nöthig machte, gegen die
Portugiesen zu arbeiten. Jn den Augen spanischer[Spaltenumbruch]
Unterthanen waren die Holländer allerdings Rebel-
len, und der Vorwurf der Seeräuberei kan auch
nach der Geschichte in den ersten vierzig Jahren
der neuen Republik nicht ganz abgelehnt werden.
Zweiter Band. J
Fuͤnft. Kap. Von der Portugieſen und Caſtilianer Ankunft.

Als daher die Hollaͤnder ein portugieſiſch Schiff eroberten und in demſelben ein ver-
raͤtheriſches Schreiben von dem in Nagaſacki reſidirenden Capitain Moro, (dem Vornehm-
ſten der Portugieſen im Reich, einem gebohrnen Japaner und ſehr eifrigen Chriſten) an den
ſpaniſchen Koͤnig fanden; ſo ließen ſie dieſe gute Gelegenheit, ſich an ihren Feinden zu raͤchen,
nicht unbenuzt, und uͤberlieferten das Schreiben ihrem naͤchſten Schuzherrn, dem Fuͤrſten
von Firando. Dieſer theilte es zuerſt dem Gouverneur von Nagaſacki, als dem oberſten
Richter und Vorgeſezten der Fremden mit, der den Portugieſen ſehr geneigt war. Der Ca-
pitain Moro und die uͤbrigen hieſigen Portugieſen leugneten indes die Sache, und fiengen an
ſehr heftig dawider zu ſtreiten, und ſich zu vertheidigen. Aber da Handſchrift und Siegel
ganz offenbar wider ſie waren, ſo konte weder die Gunſt des Gouverneurs noch ihr Leugnen
die Sache gut machen. Der Brief wurde dem Kaiſer zugeſchikt und der Uhrheber deſſelben
an einem Pfahle lebendig gebraten und verbrant.

Dieſer Brief entdekte nun voͤllig die gefaͤhrliche Verſchwoͤrung der japaniſchen Chri-
ſten gegen den kaiſerlichen Thron; das Verlangen der verſprochnen portugieſiſchen Schiffe und
Truppen, welche zu Ausfuͤhrung der Unternehmung gebraucht werden ſolten; die Namen
der japaniſchen Fuͤrſten, welche daran Theil genommen; und endlich die Erwartung des
paͤbſtlichen Segens zu gluͤklicher Volfuͤhrung dieſes Vorhabens. Noch ein andres Schrei-
ben eben des Capitain Moro an die portugieſiſche Regierung zu Macao, das von einem
japaniſchen Schiffer aufgefangen und eingebracht wurde, beſtaͤtigte noch dieſe Ver-
ſchwoͤrung.

Bei dieſen Umſtaͤnden war es denn natuͤrlich ſehr leicht, dieſe am Hofe ſchon laͤngſt
verdaͤchtige und jezt ſehr verhaſte Fremdlinge, (beſonders da ſie auch, ohngeachtet der oͤftern
Verbothe, nicht auf hoͤrten immer mehr Geiſtliche ins Reich zu bringen) voͤllig zu ſtuͤrzen.
Und im Jahr 1637 erſchien endlich eine kaiſerliche Verordnung an die Regenten von Naga-
ſacki wider die Portugieſen, die mit den Namen der erſten Reichsraͤthe eigenhaͤndig unter-
ſchrieben, und deren ſtrengſte Befolgung nachdruͤcklich anbefohlen war. Dieſe ſehr merk-
wuͤrdige Verordnung hat auch zugleich das japaniſche Reich wider das Ausreiſen der Ein-
gebohrnen, und die Beſuchung der Fremden auf ewig geſchloſſen. Hier iſt ſie:

An Sakaky Barra Findano Cami und Baba Sabray Sejimon.

„Kein
[Spaltenumbruch] ſich der Niederlaſſung und dem Handel der Hollaͤnder
in Japan zu widerſetzen, als es dieſer ihres, nach
des Verf. Bemerkung, noͤthig machte, gegen die
Portugieſen zu arbeiten. Jn den Augen ſpaniſcher[Spaltenumbruch]
Unterthanen waren die Hollaͤnder allerdings Rebel-
len, und der Vorwurf der Seeraͤuberei kan auch
nach der Geſchichte in den erſten vierzig Jahren
der neuen Republik nicht ganz abgelehnt werden.
Zweiter Band. J
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[65/0079] Fuͤnft. Kap. Von der Portugieſen und Caſtilianer Ankunft. Als daher die Hollaͤnder ein portugieſiſch Schiff eroberten und in demſelben ein ver- raͤtheriſches Schreiben von dem in Nagaſacki reſidirenden Capitain Moro, (dem Vornehm- ſten der Portugieſen im Reich, einem gebohrnen Japaner und ſehr eifrigen Chriſten) an den ſpaniſchen Koͤnig fanden; ſo ließen ſie dieſe gute Gelegenheit, ſich an ihren Feinden zu raͤchen, nicht unbenuzt, und uͤberlieferten das Schreiben ihrem naͤchſten Schuzherrn, dem Fuͤrſten von Firando. Dieſer theilte es zuerſt dem Gouverneur von Nagaſacki, als dem oberſten Richter und Vorgeſezten der Fremden mit, der den Portugieſen ſehr geneigt war. Der Ca- pitain Moro und die uͤbrigen hieſigen Portugieſen leugneten indes die Sache, und fiengen an ſehr heftig dawider zu ſtreiten, und ſich zu vertheidigen. Aber da Handſchrift und Siegel ganz offenbar wider ſie waren, ſo konte weder die Gunſt des Gouverneurs noch ihr Leugnen die Sache gut machen. Der Brief wurde dem Kaiſer zugeſchikt und der Uhrheber deſſelben an einem Pfahle lebendig gebraten und verbrant. Dieſer Brief entdekte nun voͤllig die gefaͤhrliche Verſchwoͤrung der japaniſchen Chri- ſten gegen den kaiſerlichen Thron; das Verlangen der verſprochnen portugieſiſchen Schiffe und Truppen, welche zu Ausfuͤhrung der Unternehmung gebraucht werden ſolten; die Namen der japaniſchen Fuͤrſten, welche daran Theil genommen; und endlich die Erwartung des paͤbſtlichen Segens zu gluͤklicher Volfuͤhrung dieſes Vorhabens. Noch ein andres Schrei- ben eben des Capitain Moro an die portugieſiſche Regierung zu Macao, das von einem japaniſchen Schiffer aufgefangen und eingebracht wurde, beſtaͤtigte noch dieſe Ver- ſchwoͤrung. Bei dieſen Umſtaͤnden war es denn natuͤrlich ſehr leicht, dieſe am Hofe ſchon laͤngſt verdaͤchtige und jezt ſehr verhaſte Fremdlinge, (beſonders da ſie auch, ohngeachtet der oͤftern Verbothe, nicht auf hoͤrten immer mehr Geiſtliche ins Reich zu bringen) voͤllig zu ſtuͤrzen. Und im Jahr 1637 erſchien endlich eine kaiſerliche Verordnung an die Regenten von Naga- ſacki wider die Portugieſen, die mit den Namen der erſten Reichsraͤthe eigenhaͤndig unter- ſchrieben, und deren ſtrengſte Befolgung nachdruͤcklich anbefohlen war. Dieſe ſehr merk- wuͤrdige Verordnung hat auch zugleich das japaniſche Reich wider das Ausreiſen der Ein- gebohrnen, und die Beſuchung der Fremden auf ewig geſchloſſen. Hier iſt ſie: An Sakaky Barra Findano Cami und Baba Sabray Sejimon. „Kein ***) ***) ſich der Niederlaſſung und dem Handel der Hollaͤnder in Japan zu widerſetzen, als es dieſer ihres, nach des Verf. Bemerkung, noͤthig machte, gegen die Portugieſen zu arbeiten. Jn den Augen ſpaniſcher Unterthanen waren die Hollaͤnder allerdings Rebel- len, und der Vorwurf der Seeraͤuberei kan auch nach der Geſchichte in den erſten vierzig Jahren der neuen Republik nicht ganz abgelehnt werden. Zweiter Band. J

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/79>, abgerufen am 21.11.2024.