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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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V. Geschichte des Japanischen Thees.
nehmend geschikt auszubessern, daß auch das schärfste Auge und keine Kunst vermögend ist
den Fehler zu entdecken. Nur wenn man ein solches Gefäß zwei bis drei Tage in heißem
Wasser kocht, wird endlich die zugesezte fremde Materie aufgelöset. Und dies mag denn
von den Maatsubo, den kostbarsten Theebehältnissen, genug seyn.

Die schlechteste Gattung Thee, Bantsja, leidet von der freyen Luft lange nicht
so viel, als die andern Sorten, weil seine Kräfte nicht so flüchtig, aber auch weit geringer
sind. Sie fodert daher auch keine so sorgfältige Aufbewahrung. Die Landleute verwahren
dieselbe, so wie ihren Thee überhaupt, in Strohschläuchen, welche die Form von Bouteillen
haben. Sie pflegen dieselbe unter ihre Rauchlöcher zu legen, damit sie vom Rauche durch-
strichen werden, der, wie man glaubt, die Kräfte des Thees sehr concentrirt und erhält.
Man hält auch dafür, es gäbe dem Thee einen besonders angenehmen Geschmak, wenn man
ihn mit Blättern von der Artemisia vulgaris oder mit jungen Blättern von der Pflanze
Sasanqua verwahre. Andre wohlriechende Sachen aber sollen bei dem Thee nicht gut seyn.

§. 9.

Bei dem Gebrauche des Thees ist eine dreifache Bereitung desselben bekant. Die
erste ist die sinesische, die der Jnfusion, nämlich da man über ganze Theeblätter heiß
Wasser giest, das, wenn es die Kraft der Blätter eingezogen hat, alsdenn herunterge-
schlürft wird. Diese Mode ist aus Sina in unsre Westländer übergebracht, und schon auch
unter unserm Pöbel so bekannt, daß es keiner weitern Beschreibung derselben bedarf.

Die andre Bereitung geschieht auf folgende Art: Man zermalmet die Blätter auf
einer Handmühle, die aus einem schwarzen Serpentinstein gemacht ist, zum feinsten
Pulver, den Tag vorher oder noch denselben Tag, da man den Thee genießen wil; ver-
mischt dieses alsdann mit heißem Wasser, und schöpft es alsdenn, wie einen dünnen Brey
ab. Man nent ihn Koi Tsja d. i. dicken Thee, in Vergleichung mit dem Dünnen,
den man durch die Jnfusion bekömt. Unter allen Großen, Fürsten und Reichen in ganz
Japan (aber auch wohl nur hier allein) ist es üblich, den Thee auf diese Art zu genießen.
Man verfährt dabei folgendermaßen: Der Theestaub wird in eine Büchse gebracht, und
diese nebst den übrigen nöthigen Geräthen, der Theegeselschaft vorgesezt. Sodann wird
das Behältnis geöfnet, und auf jeden einzelnen kleinen Teller, der mit heißem Wasser an-
gefült ist, mit einen gleichfals kleinen ausnehmend niedlichen Löffel eine Portion gelegt,
die etwa so viel beträgt, als man auf einer Messerspitze fassen kan. Diese wird alsdenn mit
einem sehr künstlich gezakten Jnstrument so lange umgerührt und geprest, bis sie anfänge
zu schäumen, und dann dem Gast überreicht, der sie, noch ganz warm, niederschlur-
fen mus.

Die

V. Geſchichte des Japaniſchen Thees.
nehmend geſchikt auszubeſſern, daß auch das ſchaͤrfſte Auge und keine Kunſt vermoͤgend iſt
den Fehler zu entdecken. Nur wenn man ein ſolches Gefaͤß zwei bis drei Tage in heißem
Waſſer kocht, wird endlich die zugeſezte fremde Materie aufgeloͤſet. Und dies mag denn
von den Maatsubo, den koſtbarſten Theebehaͤltniſſen, genug ſeyn.

Die ſchlechteſte Gattung Thee, Bantſja, leidet von der freyen Luft lange nicht
ſo viel, als die andern Sorten, weil ſeine Kraͤfte nicht ſo fluͤchtig, aber auch weit geringer
ſind. Sie fodert daher auch keine ſo ſorgfaͤltige Aufbewahrung. Die Landleute verwahren
dieſelbe, ſo wie ihren Thee uͤberhaupt, in Strohſchlaͤuchen, welche die Form von Bouteillen
haben. Sie pflegen dieſelbe unter ihre Rauchloͤcher zu legen, damit ſie vom Rauche durch-
ſtrichen werden, der, wie man glaubt, die Kraͤfte des Thees ſehr concentrirt und erhaͤlt.
Man haͤlt auch dafuͤr, es gaͤbe dem Thee einen beſonders angenehmen Geſchmak, wenn man
ihn mit Blaͤttern von der Artemiſia vulgaris oder mit jungen Blaͤttern von der Pflanze
Saſanqua verwahre. Andre wohlriechende Sachen aber ſollen bei dem Thee nicht gut ſeyn.

§. 9.

Bei dem Gebrauche des Thees iſt eine dreifache Bereitung deſſelben bekant. Die
erſte iſt die ſineſiſche, die der Jnfuſion, naͤmlich da man uͤber ganze Theeblaͤtter heiß
Waſſer gieſt, das, wenn es die Kraft der Blaͤtter eingezogen hat, alsdenn herunterge-
ſchluͤrft wird. Dieſe Mode iſt aus Sina in unſre Weſtlaͤnder uͤbergebracht, und ſchon auch
unter unſerm Poͤbel ſo bekannt, daß es keiner weitern Beſchreibung derſelben bedarf.

Die andre Bereitung geſchieht auf folgende Art: Man zermalmet die Blaͤtter auf
einer Handmuͤhle, die aus einem ſchwarzen Serpentinſtein gemacht iſt, zum feinſten
Pulver, den Tag vorher oder noch denſelben Tag, da man den Thee genießen wil; ver-
miſcht dieſes alsdann mit heißem Waſſer, und ſchoͤpft es alsdenn, wie einen duͤnnen Brey
ab. Man nent ihn Koi Tſja d. i. dicken Thee, in Vergleichung mit dem Duͤnnen,
den man durch die Jnfuſion bekoͤmt. Unter allen Großen, Fuͤrſten und Reichen in ganz
Japan (aber auch wohl nur hier allein) iſt es uͤblich, den Thee auf dieſe Art zu genießen.
Man verfaͤhrt dabei folgendermaßen: Der Theeſtaub wird in eine Buͤchſe gebracht, und
dieſe nebſt den uͤbrigen noͤthigen Geraͤthen, der Theegeſelſchaft vorgeſezt. Sodann wird
das Behaͤltnis geoͤfnet, und auf jeden einzelnen kleinen Teller, der mit heißem Waſſer an-
gefuͤlt iſt, mit einen gleichfals kleinen ausnehmend niedlichen Loͤffel eine Portion gelegt,
die etwa ſo viel betraͤgt, als man auf einer Meſſerſpitze faſſen kan. Dieſe wird alsdenn mit
einem ſehr kuͤnſtlich gezakten Jnſtrument ſo lange umgeruͤhrt und gepreſt, bis ſie anfaͤnge
zu ſchaͤumen, und dann dem Gaſt uͤberreicht, der ſie, noch ganz warm, niederſchlur-
fen mus.

Die
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[455/0519] V. Geſchichte des Japaniſchen Thees. nehmend geſchikt auszubeſſern, daß auch das ſchaͤrfſte Auge und keine Kunſt vermoͤgend iſt den Fehler zu entdecken. Nur wenn man ein ſolches Gefaͤß zwei bis drei Tage in heißem Waſſer kocht, wird endlich die zugeſezte fremde Materie aufgeloͤſet. Und dies mag denn von den Maatsubo, den koſtbarſten Theebehaͤltniſſen, genug ſeyn. Die ſchlechteſte Gattung Thee, Bantſja, leidet von der freyen Luft lange nicht ſo viel, als die andern Sorten, weil ſeine Kraͤfte nicht ſo fluͤchtig, aber auch weit geringer ſind. Sie fodert daher auch keine ſo ſorgfaͤltige Aufbewahrung. Die Landleute verwahren dieſelbe, ſo wie ihren Thee uͤberhaupt, in Strohſchlaͤuchen, welche die Form von Bouteillen haben. Sie pflegen dieſelbe unter ihre Rauchloͤcher zu legen, damit ſie vom Rauche durch- ſtrichen werden, der, wie man glaubt, die Kraͤfte des Thees ſehr concentrirt und erhaͤlt. Man haͤlt auch dafuͤr, es gaͤbe dem Thee einen beſonders angenehmen Geſchmak, wenn man ihn mit Blaͤttern von der Artemiſia vulgaris oder mit jungen Blaͤttern von der Pflanze Saſanqua verwahre. Andre wohlriechende Sachen aber ſollen bei dem Thee nicht gut ſeyn. §. 9. Bei dem Gebrauche des Thees iſt eine dreifache Bereitung deſſelben bekant. Die erſte iſt die ſineſiſche, die der Jnfuſion, naͤmlich da man uͤber ganze Theeblaͤtter heiß Waſſer gieſt, das, wenn es die Kraft der Blaͤtter eingezogen hat, alsdenn herunterge- ſchluͤrft wird. Dieſe Mode iſt aus Sina in unſre Weſtlaͤnder uͤbergebracht, und ſchon auch unter unſerm Poͤbel ſo bekannt, daß es keiner weitern Beſchreibung derſelben bedarf. Die andre Bereitung geſchieht auf folgende Art: Man zermalmet die Blaͤtter auf einer Handmuͤhle, die aus einem ſchwarzen Serpentinſtein gemacht iſt, zum feinſten Pulver, den Tag vorher oder noch denſelben Tag, da man den Thee genießen wil; ver- miſcht dieſes alsdann mit heißem Waſſer, und ſchoͤpft es alsdenn, wie einen duͤnnen Brey ab. Man nent ihn Koi Tſja d. i. dicken Thee, in Vergleichung mit dem Duͤnnen, den man durch die Jnfuſion bekoͤmt. Unter allen Großen, Fuͤrſten und Reichen in ganz Japan (aber auch wohl nur hier allein) iſt es uͤblich, den Thee auf dieſe Art zu genießen. Man verfaͤhrt dabei folgendermaßen: Der Theeſtaub wird in eine Buͤchſe gebracht, und dieſe nebſt den uͤbrigen noͤthigen Geraͤthen, der Theegeſelſchaft vorgeſezt. Sodann wird das Behaͤltnis geoͤfnet, und auf jeden einzelnen kleinen Teller, der mit heißem Waſſer an- gefuͤlt iſt, mit einen gleichfals kleinen ausnehmend niedlichen Loͤffel eine Portion gelegt, die etwa ſo viel betraͤgt, als man auf einer Meſſerſpitze faſſen kan. Dieſe wird alsdenn mit einem ſehr kuͤnſtlich gezakten Jnſtrument ſo lange umgeruͤhrt und gepreſt, bis ſie anfaͤnge zu ſchaͤumen, und dann dem Gaſt uͤberreicht, der ſie, noch ganz warm, niederſchlur- fen mus. Die

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/519>, abgerufen am 21.11.2024.