Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
das bei den Japanern und Sinesern sehr häufig gebraucht wird.
6) Sacki, (das einheimische, fette, geistige, aus Reis verfertigte Getränk) zu
trinken, ist vor der Operation schädlich, nach derselben aber gut und heilsam; weil es die
Lebhaftigkeit des Geistes und den Umlauf des Bluts befördert. (Die Japaner kennen
seit den ältesten Zeiten diesen Umlauf, aber nicht die Art und Wege desselben.)
7) Man muß wohl wissen und beobachten, daß ein mit Moxa Gebran-
ter drei Tage nachher kaltes Bad von süßem Wasser gebrauchen müsse. (Die Ja-
paner bedienen sich desselben und besonders des Dampfbades fast täglich, wodurch,
wie ich glaube, die Venusseuche noch etwas abgehalten wird, die sonst die ganze
Nation ausrotten müste)
8) Die Arzeneien sind zu Heilung wirklicher Krankheiten, das Brennen
zu Präservativkuren dienlich. Auch ein ganz Gesunder thut indes wohl, auch im
zweiten und achten Monat
(März und September) sich brennen zu lassen. (Die
durch glüklichen Einfluß der Gestirne, als gute Brentage ausgezeichnete, werden in den
Calendern bemerkt.
9) Der Brenarzt muß besonders den Puls genau untersuchen, und wenn
er ihn geschwinder findet, als es billig seyn solte, muß er mit besondrer Vorsicht
verfahren, weil es ein Beweis ist, daß sein Patient einen Catarrh hat.
10) Wer brennen wil, muß die zum Brennen bestimte Orte nach Saku
und Sun messen und auswählen. Zum Maaßstab des Sun nimt man das mit-
lere Glied des Mittelfingers; bei den Männern der linken, bei den Weibern der
rechten Hand.
Drittes Kapitel.

Eine Frau, welche nicht gern empfangen wil, muß sich den Nabel |mit drei arte-
misialischen Kegeln brennen lassen.

Viertes Kapitel.

Eine unfruchtbare Frau, welche Kinder zu haben wünscht, muß sich an
beiden Seiten des ein und zwanzigsten Wirbels des Rükgrades mit elf Kegeln
brennen lassen.



V.
Zweiter Band. K k k
das bei den Japanern und Sineſern ſehr haͤufig gebraucht wird.
6) Sacki, (das einheimiſche, fette, geiſtige, aus Reis verfertigte Getraͤnk) zu
trinken, iſt vor der Operation ſchaͤdlich, nach derſelben aber gut und heilſam; weil es die
Lebhaftigkeit des Geiſtes und den Umlauf des Bluts befoͤrdert. (Die Japaner kennen
ſeit den aͤlteſten Zeiten dieſen Umlauf, aber nicht die Art und Wege deſſelben.)
7) Man muß wohl wiſſen und beobachten, daß ein mit Moxa Gebran-
ter drei Tage nachher kaltes Bad von ſuͤßem Waſſer gebrauchen muͤſſe. (Die Ja-
paner bedienen ſich deſſelben und beſonders des Dampfbades faſt taͤglich, wodurch,
wie ich glaube, die Venusſeuche noch etwas abgehalten wird, die ſonſt die ganze
Nation ausrotten muͤſte)
8) Die Arzeneien ſind zu Heilung wirklicher Krankheiten, das Brennen
zu Praͤſervativkuren dienlich. Auch ein ganz Geſunder thut indes wohl, auch im
zweiten und achten Monat
(Maͤrz und September) ſich brennen zu laſſen. (Die
durch gluͤklichen Einfluß der Geſtirne, als gute Brentage ausgezeichnete, werden in den
Calendern bemerkt.
9) Der Brenarzt muß beſonders den Puls genau unterſuchen, und wenn
er ihn geſchwinder findet, als es billig ſeyn ſolte, muß er mit beſondrer Vorſicht
verfahren, weil es ein Beweis iſt, daß ſein Patient einen Catarrh hat.
10) Wer brennen wil, muß die zum Brennen beſtimte Orte nach Saku
und Sun meſſen und auswaͤhlen. Zum Maaßſtab des Sun nimt man das mit-
lere Glied des Mittelfingers; bei den Maͤnnern der linken, bei den Weibern der
rechten Hand.
Drittes Kapitel.

Eine Frau, welche nicht gern empfangen wil, muß ſich den Nabel |mit drei arte-
miſialiſchen Kegeln brennen laſſen.

Viertes Kapitel.

Eine unfruchtbare Frau, welche Kinder zu haben wuͤnſcht, muß ſich an
beiden Seiten des ein und zwanzigſten Wirbels des Ruͤkgrades mit elf Kegeln
brennen laſſen.



V.
Zweiter Band. K k k
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0501" n="441"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">das bei den Japanern und Sine&#x017F;ern &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig gebraucht wird.</hi> </fw><lb/>
              <list>
                <item>6) <hi rendition="#fr">Sacki,</hi> (das einheimi&#x017F;che, fette, gei&#x017F;tige, aus Reis verfertigte Getra&#x0364;nk) zu<lb/>
trinken, i&#x017F;t vor der Operation &#x017F;cha&#x0364;dlich, nach der&#x017F;elben aber gut und heil&#x017F;am; weil es die<lb/><hi rendition="#fr">Lebhaftigkeit des Gei&#x017F;tes und den Umlauf des Bluts befo&#x0364;rdert.</hi> (Die Japaner kennen<lb/>
&#x017F;eit den a&#x0364;lte&#x017F;ten Zeiten die&#x017F;en Umlauf, aber nicht die Art und Wege de&#x017F;&#x017F;elben.)</item><lb/>
                <item>7) <hi rendition="#fr">Man muß wohl wi&#x017F;&#x017F;en und beobachten, daß ein mit Moxa Gebran-<lb/>
ter drei Tage nachher kaltes Bad von &#x017F;u&#x0364;ßem Wa&#x017F;&#x017F;er gebrauchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. (Die Ja-<lb/>
paner bedienen &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben und be&#x017F;onders des Dampfbades fa&#x017F;t ta&#x0364;glich, wodurch,<lb/>
wie ich glaube, die Venus&#x017F;euche noch etwas abgehalten wird, die &#x017F;on&#x017F;t die ganze<lb/>
Nation ausrotten mu&#x0364;&#x017F;te)</hi></item><lb/>
                <item>8) <hi rendition="#fr">Die Arzeneien &#x017F;ind zu Heilung wirklicher Krankheiten, das Brennen<lb/>
zu Pra&#x0364;&#x017F;ervativkuren dienlich. Auch ein ganz Ge&#x017F;under thut indes wohl, auch im<lb/>
zweiten und achten Monat</hi> (Ma&#x0364;rz und September) <hi rendition="#fr">&#x017F;ich brennen zu la&#x017F;&#x017F;en.</hi> (Die<lb/>
durch glu&#x0364;klichen Einfluß der Ge&#x017F;tirne, als gute Brentage ausgezeichnete, werden in den<lb/><hi rendition="#fr">Calendern</hi> bemerkt.</item><lb/>
                <item>9) <hi rendition="#fr">Der Brenarzt muß be&#x017F;onders den Puls genau unter&#x017F;uchen, und wenn<lb/>
er ihn ge&#x017F;chwinder findet, als es billig &#x017F;eyn &#x017F;olte, muß er mit be&#x017F;ondrer Vor&#x017F;icht<lb/>
verfahren, weil es ein Beweis i&#x017F;t, daß &#x017F;ein Patient einen Catarrh hat.</hi></item><lb/>
                <item>10) <hi rendition="#fr">Wer brennen wil, muß die zum Brennen be&#x017F;timte Orte nach Saku<lb/>
und Sun me&#x017F;&#x017F;en und auswa&#x0364;hlen. Zum Maaß&#x017F;tab des Sun nimt man das mit-<lb/>
lere Glied des Mittelfingers; bei den Ma&#x0364;nnern der linken, bei den Weibern der<lb/>
rechten Hand.</hi></item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Drittes Kapitel.</hi> </head><lb/>
              <p>Eine Frau, welche nicht gern empfangen wil, muß &#x017F;ich den Nabel |mit drei arte-<lb/>
mi&#x017F;iali&#x017F;chen Kegeln brennen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Viertes Kapitel.</hi> </head><lb/>
              <p> <hi rendition="#fr">Eine unfruchtbare Frau, welche Kinder zu haben wu&#x0364;n&#x017F;cht, muß &#x017F;ich an<lb/>
beiden Seiten des ein und zwanzig&#x017F;ten Wirbels des Ru&#x0364;kgrades mit elf Kegeln<lb/>
brennen la&#x017F;&#x017F;en.</hi> </p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Zweiter Band.</hi> K k k</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[441/0501] das bei den Japanern und Sineſern ſehr haͤufig gebraucht wird. 6) Sacki, (das einheimiſche, fette, geiſtige, aus Reis verfertigte Getraͤnk) zu trinken, iſt vor der Operation ſchaͤdlich, nach derſelben aber gut und heilſam; weil es die Lebhaftigkeit des Geiſtes und den Umlauf des Bluts befoͤrdert. (Die Japaner kennen ſeit den aͤlteſten Zeiten dieſen Umlauf, aber nicht die Art und Wege deſſelben.) 7) Man muß wohl wiſſen und beobachten, daß ein mit Moxa Gebran- ter drei Tage nachher kaltes Bad von ſuͤßem Waſſer gebrauchen muͤſſe. (Die Ja- paner bedienen ſich deſſelben und beſonders des Dampfbades faſt taͤglich, wodurch, wie ich glaube, die Venusſeuche noch etwas abgehalten wird, die ſonſt die ganze Nation ausrotten muͤſte) 8) Die Arzeneien ſind zu Heilung wirklicher Krankheiten, das Brennen zu Praͤſervativkuren dienlich. Auch ein ganz Geſunder thut indes wohl, auch im zweiten und achten Monat (Maͤrz und September) ſich brennen zu laſſen. (Die durch gluͤklichen Einfluß der Geſtirne, als gute Brentage ausgezeichnete, werden in den Calendern bemerkt. 9) Der Brenarzt muß beſonders den Puls genau unterſuchen, und wenn er ihn geſchwinder findet, als es billig ſeyn ſolte, muß er mit beſondrer Vorſicht verfahren, weil es ein Beweis iſt, daß ſein Patient einen Catarrh hat. 10) Wer brennen wil, muß die zum Brennen beſtimte Orte nach Saku und Sun meſſen und auswaͤhlen. Zum Maaßſtab des Sun nimt man das mit- lere Glied des Mittelfingers; bei den Maͤnnern der linken, bei den Weibern der rechten Hand. Drittes Kapitel. Eine Frau, welche nicht gern empfangen wil, muß ſich den Nabel |mit drei arte- miſialiſchen Kegeln brennen laſſen. Viertes Kapitel. Eine unfruchtbare Frau, welche Kinder zu haben wuͤnſcht, muß ſich an beiden Seiten des ein und zwanzigſten Wirbels des Ruͤkgrades mit elf Kegeln brennen laſſen. V. Zweiter Band. K k k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/501
Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/501>, abgerufen am 30.12.2024.