Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.IV. Von der Moxa, dem vortreflichen Brenmittel, Die besondern Regeln aber enthalten die in sinesischen und japanischen Charaktern Jch habe im folgenden den Text mit andrer Schrift abdrucken lassen, meine ver- Erstes Kapitel. Kju sju Kagami d. i. ein Spiegel der Orte, welche gebrant werden Es enthält die Brenmethode, welche in gewissen Sätzen (eigentlich Versen) 1) Bei dem Kopfweh, Schwindel, Ohnmachten, Dseoki (Dseoki ist eine sehr starke Entzündung (phlegmone) des Gesichts und eine Japan eigenthümliche Folge des Scorbuts. Bei Personen, welche damit behaftet sind, entsteht oft aus ganz geringen Ursachen, wie z. E. durch das Bad, einen Rausch, heftige Bewegung, ein Aufschwellen und eine große Hitze des ganzen Gesichts. Nicht selten folgt hinterher auch Augenkrank- heit) und bei der durch häufigen Anfal von Dseoki entstandnen Verfinsterung der Augen; bei den Hüftschmerzen, den Folgen des Kopfwehes; bei der Engbrüstig- keit und schwerem Brustauswurf; in allen diesen Fällen ist es gut, denjenigen Theil des Körpers zu brennen, den sie Koko nennen. 2) Jn Kinderkrankheiten, besonders bei aufgeschwollenem Bauch, Diar- rhöen, Mangel des Appetits, der Krätze, Abhäutung der Nase; auch bei dem Nachtsehen erwachsener Personen, muß der Ort Sjuitz oder der eilfte Wirbel des Rükgrads von beiden Seiten mit funfzehn bis sechzehn verschiednen Portionen der Moxa gebrant werden, da man zwischen den beiden zu brennenden Orten allemal 11/2 Sun Raum läst. (Sun ist ohngefähr zwei oder drei Fingerbreit. Hierbei ist auch noch zu bemerken: Erstlich. Der Ort Sjuitz, d. i. der elfte, hat den Namen von der Zahl des Wirbels, des Rückgrads, an dessen beiden Seiten gebrannt wird. Man fängt aber von dem vierten Halswirbel hiebei zu zählen an, vor demjenigen nämlich, der vor den übrigen hervor-
IV. Von der Moxa, dem vortreflichen Brenmittel, Die beſondern Regeln aber enthalten die in ſineſiſchen und japaniſchen Charaktern Jch habe im folgenden den Text mit andrer Schrift abdrucken laſſen, meine ver- Erſtes Kapitel. Kju ſju Kagami d. i. ein Spiegel der Orte, welche gebrant werden Es enthaͤlt die Brenmethode, welche in gewiſſen Saͤtzen (eigentlich Verſen) 1) Bei dem Kopfweh, Schwindel, Ohnmachten, Dſeoki (Dſeoki iſt eine ſehr ſtarke Entzuͤndung (phlegmone) des Geſichts und eine Japan eigenthuͤmliche Folge des Scorbuts. Bei Perſonen, welche damit behaftet ſind, entſteht oft aus ganz geringen Urſachen, wie z. E. durch das Bad, einen Rauſch, heftige Bewegung, ein Aufſchwellen und eine große Hitze des ganzen Geſichts. Nicht ſelten folgt hinterher auch Augenkrank- heit) und bei der durch haͤufigen Anfal von Dſeoki entſtandnen Verfinſterung der Augen; bei den Huͤftſchmerzen, den Folgen des Kopfwehes; bei der Engbruͤſtig- keit und ſchwerem Bruſtauswurf; in allen dieſen Faͤllen iſt es gut, denjenigen Theil des Koͤrpers zu brennen, den ſie Koko nennen. 2) Jn Kinderkrankheiten, beſonders bei aufgeſchwollenem Bauch, Diar- rhoͤen, Mangel des Appetits, der Kraͤtze, Abhaͤutung der Naſe; auch bei dem Nachtſehen erwachſener Perſonen, muß der Ort Sjuitz oder der eilfte Wirbel des Ruͤkgrads von beiden Seiten mit funfzehn bis ſechzehn verſchiednen Portionen der Moxa gebrant werden, da man zwiſchen den beiden zu brennenden Orten allemal 1½ Sun Raum laͤſt. (Sun iſt ohngefaͤhr zwei oder drei Fingerbreit. Hierbei iſt auch noch zu bemerken: Erſtlich. Der Ort Sjuitz, d. i. der elfte, hat den Namen von der Zahl des Wirbels, des Ruͤckgrads, an deſſen beiden Seiten gebrannt wird. Man faͤngt aber von dem vierten Halswirbel hiebei zu zaͤhlen an, vor demjenigen naͤmlich, der vor den uͤbrigen hervor-
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IV. Von der Moxa, dem vortreflichen Brenmittel,
Die beſondern Regeln aber enthalten die in ſineſiſchen und japaniſchen Charaktern
gedrukte Tafeln, wovon ich hier eine nebſt dem Kupfer beifuͤge, auf welchem die in gewiſ-
ſen Krankheiten zu brennende Orte angegeben und mit beſondern Namen bezeichnet ſind. Die
Tafel habe ich uͤberſezt, ſo gut es die ſineſiſchen Verſe und Philoſophie erlauben wolten.
Man kan ſie ſowohl in den Buchlaͤden, als auch bei den herumreiſenden Aerzten kaufen,
die ſie auf den Landſtraßen und Maͤrkten abſingen, um die Unwiſſenden anzulocken, fuͤr we-
nig Geld die ſo kurz gefaſten Grundſaͤtze einer ſo weitlaͤuftigen Kunſt zu kaufen.
Tab.
XLIV.
Jch habe im folgenden den Text mit andrer Schrift abdrucken laſſen, meine ver-
ſuchte Erklaͤrung aber durch die gewoͤhnliche Schrift und Parentheſen unterſchieden.
Erſtes Kapitel.
Kju ſju Kagami d. i. ein Spiegel der Orte, welche gebrant werden
muͤſſen.
Es enthaͤlt die Brenmethode, welche in gewiſſen Saͤtzen (eigentlich Verſen)
enthalten iſt, aus welchen jeder das ganze Geſchaͤft des Brennens erkennen kan.
1) Bei dem Kopfweh, Schwindel, Ohnmachten, Dſeoki (Dſeoki iſt eine
ſehr ſtarke Entzuͤndung (phlegmone) des Geſichts und eine Japan eigenthuͤmliche Folge
des Scorbuts. Bei Perſonen, welche damit behaftet ſind, entſteht oft aus ganz geringen
Urſachen, wie z. E. durch das Bad, einen Rauſch, heftige Bewegung, ein Aufſchwellen
und eine große Hitze des ganzen Geſichts. Nicht ſelten folgt hinterher auch Augenkrank-
heit) und bei der durch haͤufigen Anfal von Dſeoki entſtandnen Verfinſterung der
Augen; bei den Huͤftſchmerzen, den Folgen des Kopfwehes; bei der Engbruͤſtig-
keit und ſchwerem Bruſtauswurf; in allen dieſen Faͤllen iſt es gut, denjenigen
Theil des Koͤrpers zu brennen, den ſie Koko nennen.
2) Jn Kinderkrankheiten, beſonders bei aufgeſchwollenem Bauch, Diar-
rhoͤen, Mangel des Appetits, der Kraͤtze, Abhaͤutung der Naſe; auch bei dem
Nachtſehen erwachſener Perſonen, muß der Ort Sjuitz oder der eilfte Wirbel des
Ruͤkgrads von beiden Seiten mit funfzehn bis ſechzehn verſchiednen Portionen der
Moxa gebrant werden, da man zwiſchen den beiden zu brennenden Orten allemal
1½ Sun Raum laͤſt. (Sun iſt ohngefaͤhr zwei oder drei Fingerbreit. Hierbei iſt
auch noch zu bemerken:
Erſtlich. Der Ort Sjuitz, d. i. der elfte, hat den Namen von der Zahl des
Wirbels, des Ruͤckgrads, an deſſen beiden Seiten gebrannt wird. Man faͤngt aber von
dem vierten Halswirbel hiebei zu zaͤhlen an, vor demjenigen naͤmlich, der vor den uͤbrigen
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