Zol lang, und im Grunde anderthalb Daumen breit ist, eine häutige, dicke Substanz hat, wenn sie reif ist, schwarz wird und sich mit ihren fünf Capseln öfnet. Jn diesen sind die Saamenkörner enthalten, die in der Reihe an einander hängen, von ungleicher Zahl in jeder Capsel (10 bis 15) kleiner als Pfefferkörner, etwas zusammengepreßt, dunkel kasta- nienbraun, rauh und leicht ausfallend.
Futo Kadsura, oder Sane Kadsure, sonst auch Orenz Kadsure wegen ihrer Kraft und Gebrauchs genant. Frutex viscosus procumbens folio Te- lephii vulgaris aemulo, fructu racemoso.
Die Staude ist klein, hat unregelmäßig ausgebreitete Aeste, und kriecht in einer oft abgeänderten Beugung. Jhre Zweige sind Fingers dik, unregelmäßig und oft ver- theilt, warzicht, gespalten, brauner Farbe. Die Rinde ist etwas dik, fleischigt, zähe, mit wenigen straffen, dünnen Fibern in die Länge durchzogen. Wenn man nun ein kleines Stük dieser Rinde mit den Zähnen zerkauet, so wird der ganze Mund mit einem schlei- michten Wesen angefült. Die Blätter stehn in verschiedner Entfernung von einander, sind dicht, dem Blat Telephii vulgaris sehr ähnlich, fangen spitzig an, sind in der Mitte ohngefähr eines Daumen, oder drüber, breit, und endigen sich in eine scharfe Spitze, zwei, drei bis vier Zol lang, zuweilen hart und fet, krum gebogen, gewässert. Jhre Oberfläche ist an beiden Seiten glat, blasgrün, und der Rand hin und wieder mit weni- gen, scharfen und hervorragenden Zähnen eingezakt. Jn der Mitte haben die Blätter einen zarten, eingedrükten Nerven, von dem bis an den äußern Rand einige wenige, sehr schwache, kaum sichtbare Adern fortlaufen; sie hängen an kurzen, gekrümten, auf der Oberfläche sowol als in der innern Substanz etwas purpurrothen Stengeln. Die Frucht besteht aus vielen (30 bis 40) Beeren, die in die Runde zusammensitzen, und an einem 11/2 Zol langen, grünen, dünnen Blatstiel hängt. Diese Beeren sind den Weintrauben ähnlich, werden im Winter reif und alsdenn roth, haben in einer dünnen Haut einen dich- ten, unschmakhasten Saft. Jn jeder Beere hängen zwei Saamenkörner, die eine nieren- ähnliche Gestalt haben, nach der erhöhtern Seite hin, wo sie zusammenhängen, etwas ge- preßt, so gros wie Weintrauben, mit einer aschgrauen Haut umgeben, in der innern Substanz etwas hart, weis und von unangenehmen Geschmak. Jn der Mitte ist die Frucht, um welche die Trauben sitzen, eyrund, enthält eine sehr weiße, fleischigte, schwam- migte, weiche Substanz, hat etwa die Breite eines Zols, und die Gestalt einer etwas gro- ßen Erdbeere, ist auf der Oberfläche roth, nezförmig gestreist, und in den Zwischenräumen sieht man noch die Spuren der Trauben, welche vorher dran gesessen und sich eingedrükt haben.
II.
Zweiter Band. D d d
I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan.
Zol lang, und im Grunde anderthalb Daumen breit iſt, eine haͤutige, dicke Subſtanz hat, wenn ſie reif iſt, ſchwarz wird und ſich mit ihren fuͤnf Capſeln oͤfnet. Jn dieſen ſind die Saamenkoͤrner enthalten, die in der Reihe an einander haͤngen, von ungleicher Zahl in jeder Capſel (10 bis 15) kleiner als Pfefferkoͤrner, etwas zuſammengepreßt, dunkel kaſta- nienbraun, rauh und leicht ausfallend.
Futo Kadſura, oder Sane Kadſure, ſonſt auch Orenz Kadſure wegen ihrer Kraft und Gebrauchs genant. Frutex viscoſus procumbens folio Te- lephii vulgaris aemulo, fructu racemoſo.
Die Staude iſt klein, hat unregelmaͤßig ausgebreitete Aeſte, und kriecht in einer oft abgeaͤnderten Beugung. Jhre Zweige ſind Fingers dik, unregelmaͤßig und oft ver- theilt, warzicht, geſpalten, brauner Farbe. Die Rinde iſt etwas dik, fleiſchigt, zaͤhe, mit wenigen ſtraffen, duͤnnen Fibern in die Laͤnge durchzogen. Wenn man nun ein kleines Stuͤk dieſer Rinde mit den Zaͤhnen zerkauet, ſo wird der ganze Mund mit einem ſchlei- michten Weſen angefuͤlt. Die Blaͤtter ſtehn in verſchiedner Entfernung von einander, ſind dicht, dem Blat Telephii vulgaris ſehr aͤhnlich, fangen ſpitzig an, ſind in der Mitte ohngefaͤhr eines Daumen, oder druͤber, breit, und endigen ſich in eine ſcharfe Spitze, zwei, drei bis vier Zol lang, zuweilen hart und fet, krum gebogen, gewaͤſſert. Jhre Oberflaͤche iſt an beiden Seiten glat, blasgruͤn, und der Rand hin und wieder mit weni- gen, ſcharfen und hervorragenden Zaͤhnen eingezakt. Jn der Mitte haben die Blaͤtter einen zarten, eingedruͤkten Nerven, von dem bis an den aͤußern Rand einige wenige, ſehr ſchwache, kaum ſichtbare Adern fortlaufen; ſie haͤngen an kurzen, gekruͤmten, auf der Oberflaͤche ſowol als in der innern Subſtanz etwas purpurrothen Stengeln. Die Frucht beſteht aus vielen (30 bis 40) Beeren, die in die Runde zuſammenſitzen, und an einem 1½ Zol langen, gruͤnen, duͤnnen Blatſtiel haͤngt. Dieſe Beeren ſind den Weintrauben aͤhnlich, werden im Winter reif und alsdenn roth, haben in einer duͤnnen Haut einen dich- ten, unſchmakhaſten Saft. Jn jeder Beere haͤngen zwei Saamenkoͤrner, die eine nieren- aͤhnliche Geſtalt haben, nach der erhoͤhtern Seite hin, wo ſie zuſammenhaͤngen, etwas ge- preßt, ſo gros wie Weintrauben, mit einer aſchgrauen Haut umgeben, in der innern Subſtanz etwas hart, weis und von unangenehmen Geſchmak. Jn der Mitte iſt die Frucht, um welche die Trauben ſitzen, eyrund, enthaͤlt eine ſehr weiße, fleiſchigte, ſchwam- migte, weiche Subſtanz, hat etwa die Breite eines Zols, und die Geſtalt einer etwas gro- ßen Erdbeere, iſt auf der Oberflaͤche roth, nezfoͤrmig geſtreiſt, und in den Zwiſchenraͤumen ſieht man noch die Spuren der Trauben, welche vorher dran geſeſſen und ſich eingedruͤkt haben.
II.
Zweiter Band. D d d
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I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan.
Zol lang, und im Grunde anderthalb Daumen breit iſt, eine haͤutige, dicke Subſtanz hat,
wenn ſie reif iſt, ſchwarz wird und ſich mit ihren fuͤnf Capſeln oͤfnet. Jn dieſen ſind die
Saamenkoͤrner enthalten, die in der Reihe an einander haͤngen, von ungleicher Zahl in
jeder Capſel (10 bis 15) kleiner als Pfefferkoͤrner, etwas zuſammengepreßt, dunkel kaſta-
nienbraun, rauh und leicht ausfallend.
Futo Kadſura, oder Sane Kadſure, ſonſt auch Orenz Kadſure wegen ihrer
Kraft und Gebrauchs genant. Frutex viscoſus procumbens folio Te-
lephii vulgaris aemulo, fructu racemoſo.
Die Staude iſt klein, hat unregelmaͤßig ausgebreitete Aeſte, und kriecht in einer
oft abgeaͤnderten Beugung. Jhre Zweige ſind Fingers dik, unregelmaͤßig und oft ver-
theilt, warzicht, geſpalten, brauner Farbe. Die Rinde iſt etwas dik, fleiſchigt, zaͤhe,
mit wenigen ſtraffen, duͤnnen Fibern in die Laͤnge durchzogen. Wenn man nun ein kleines
Stuͤk dieſer Rinde mit den Zaͤhnen zerkauet, ſo wird der ganze Mund mit einem ſchlei-
michten Weſen angefuͤlt. Die Blaͤtter ſtehn in verſchiedner Entfernung von einander,
ſind dicht, dem Blat Telephii vulgaris ſehr aͤhnlich, fangen ſpitzig an, ſind in der Mitte
ohngefaͤhr eines Daumen, oder druͤber, breit, und endigen ſich in eine ſcharfe Spitze,
zwei, drei bis vier Zol lang, zuweilen hart und fet, krum gebogen, gewaͤſſert. Jhre
Oberflaͤche iſt an beiden Seiten glat, blasgruͤn, und der Rand hin und wieder mit weni-
gen, ſcharfen und hervorragenden Zaͤhnen eingezakt. Jn der Mitte haben die Blaͤtter
einen zarten, eingedruͤkten Nerven, von dem bis an den aͤußern Rand einige wenige, ſehr
ſchwache, kaum ſichtbare Adern fortlaufen; ſie haͤngen an kurzen, gekruͤmten, auf der
Oberflaͤche ſowol als in der innern Subſtanz etwas purpurrothen Stengeln. Die Frucht
beſteht aus vielen (30 bis 40) Beeren, die in die Runde zuſammenſitzen, und an einem
1½ Zol langen, gruͤnen, duͤnnen Blatſtiel haͤngt. Dieſe Beeren ſind den Weintrauben
aͤhnlich, werden im Winter reif und alsdenn roth, haben in einer duͤnnen Haut einen dich-
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aͤhnliche Geſtalt haben, nach der erhoͤhtern Seite hin, wo ſie zuſammenhaͤngen, etwas ge-
preßt, ſo gros wie Weintrauben, mit einer aſchgrauen Haut umgeben, in der innern
Subſtanz etwas hart, weis und von unangenehmen Geſchmak. Jn der Mitte iſt die
Frucht, um welche die Trauben ſitzen, eyrund, enthaͤlt eine ſehr weiße, fleiſchigte, ſchwam-
migte, weiche Subſtanz, hat etwa die Breite eines Zols, und die Geſtalt einer etwas gro-
ßen Erdbeere, iſt auf der Oberflaͤche roth, nezfoͤrmig geſtreiſt, und in den Zwiſchenraͤumen ſieht
man noch die Spuren der Trauben, welche vorher dran geſeſſen und ſich eingedruͤkt haben.
II.
Zweiter Band. D d d
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/447>, abgerufen am 22.02.2025.
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