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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan.
willig an, und sezten an die Stelle des alten Leinwands gar nicht unbequem noch die
Baumwolle. Die schwarzen Asiater, welche von diesen südlich wohnen, sind dagegen bei
der Sitte ihrer Vorfahren geblieben, und schreiben noch izt auf verschiedne Arten von Palm-
blättern mit einem eisernen Griffel ungemein zierlich, und mit durchgezognen Riemen ver-
binden sie die beschriebnen Blätter, und setzen Bände aus ihnen zusammen. Das äußerste
und gelehrtere Asien aber (Sina und Japan) kent schon seit den ältsten Zeiten sehr gut
den Gebrauch des Papiers und die Art seiner Verfertigung. Von der sinesischen werde ich
hier nichts sagen, um nicht den ehrwürdigen europäischen Vätern vorzugreifen, die bestän-
dig in diesem Reiche leben, und also die beste Nachricht davon geben können. Aber von
der Verfertigung des Papiers bei den Japanern, einem so wenig bekanten Volke, wil ich
mich bemühen, eine kluge und deutliche Beschreibung zu geben, auch mit in der Absicht,
vielleicht Jemand Lust zu machen, mit den Rinden unserer Bäume etwas Aehnliches zu
versuchen, und das hier beschriebne Verfahren nachzuahmen *).

§. 2.

Das Japanische Papier wird aus der Rinde des Baums, Mori papyriferae
sativae
auf folgende Art gemacht: Die stärksten jährlichen Schöslinge dieses Baums wer-
den, wenn die Blätter abgefallen sind, im zehnten Japanischen Monat (d. i. in unserm
December) abgehauen, in drei Finger lange oder kürzre Stäbe geschnitten, in Bündel
zusammen gebunden, und dann in Wasser mit hinzugemischter Asche gekocht. Hat man

die-
*) [Spaltenumbruch] So viel mir bekant ist, hat man noch nicht
mit Ernst daran gedacht, diesen Versuch, der wohl
unstreitig in Europa so gut wie in Japan gelin-
gen müste, zu machen, wenigstens ist er noch nie
im Großen und zum algemeinen Gebrauch nach-
geahmt worden. Und doch möchte diese Benutzung
verschiedner unsrer Baumrinden vielleicht in
unsrer Zeit |nöthiger wie ehmals seyn, da die Con-
sumtion des Papiers durch die Aufklärung,
Schreibsucht und Weitläuftigkeit in Betreibung
der Geschäfte so ausnehmend und nicht in gleichem
Verbältnis! nit der Consumtion der Leinwand zu-
genommen hat, daher auch schon in verschiednen
Ländern die Ausfuhr der Lumpen untersagt ist.
Der berühmte Hr. von Murr führt in seinem[Spaltenumbruch]
chronologischen Verzeichnis deutscher Erfindungen,
das in seiner gelehrten Beschreibung der Merk-
würdigkeiten von Nürnberg befindlich ist, p.
743. an, daß der Papiermacher Stoß zu Vrostadt
1777 einen Versuch gemacht hat, aus dem bastar-
tigen Stamm der Pisangpflanze (Musa fructu cu-
cumerino longiori
) ein Papier zu verfertigen.
Einem Mann, der diesen Versuch weiter fortse-
tzen, und denselben zur Volkommenheit bringen
wolte, wird diese Kämpferische Abhandlung gewis
nüzlich seyn, da man in derselben das ganze Ver-
fahren der Japaner so ausnehmend deutlich be-
stimt und genau beschrieben findet, als man es
nur irgend wünschen kan.

I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan.
willig an, und ſezten an die Stelle des alten Leinwands gar nicht unbequem noch die
Baumwolle. Die ſchwarzen Aſiater, welche von dieſen ſuͤdlich wohnen, ſind dagegen bei
der Sitte ihrer Vorfahren geblieben, und ſchreiben noch izt auf verſchiedne Arten von Palm-
blaͤttern mit einem eiſernen Griffel ungemein zierlich, und mit durchgezognen Riemen ver-
binden ſie die beſchriebnen Blaͤtter, und ſetzen Baͤnde aus ihnen zuſammen. Das aͤußerſte
und gelehrtere Aſien aber (Sina und Japan) kent ſchon ſeit den aͤltſten Zeiten ſehr gut
den Gebrauch des Papiers und die Art ſeiner Verfertigung. Von der ſineſiſchen werde ich
hier nichts ſagen, um nicht den ehrwuͤrdigen europaͤiſchen Vaͤtern vorzugreifen, die beſtaͤn-
dig in dieſem Reiche leben, und alſo die beſte Nachricht davon geben koͤnnen. Aber von
der Verfertigung des Papiers bei den Japanern, einem ſo wenig bekanten Volke, wil ich
mich bemuͤhen, eine kluge und deutliche Beſchreibung zu geben, auch mit in der Abſicht,
vielleicht Jemand Luſt zu machen, mit den Rinden unſerer Baͤume etwas Aehnliches zu
verſuchen, und das hier beſchriebne Verfahren nachzuahmen *).

§. 2.

Das Japaniſche Papier wird aus der Rinde des Baums, Mori papyriferae
ſativae
auf folgende Art gemacht: Die ſtaͤrkſten jaͤhrlichen Schoͤslinge dieſes Baums wer-
den, wenn die Blaͤtter abgefallen ſind, im zehnten Japaniſchen Monat (d. i. in unſerm
December) abgehauen, in drei Finger lange oder kuͤrzre Staͤbe geſchnitten, in Buͤndel
zuſammen gebunden, und dann in Waſſer mit hinzugemiſchter Aſche gekocht. Hat man

die-
*) [Spaltenumbruch] So viel mir bekant iſt, hat man noch nicht
mit Ernſt daran gedacht, dieſen Verſuch, der wohl
unſtreitig in Europa ſo gut wie in Japan gelin-
gen muͤſte, zu machen, wenigſtens iſt er noch nie
im Großen und zum algemeinen Gebrauch nach-
geahmt worden. Und doch moͤchte dieſe Benutzung
verſchiedner unſrer Baumrinden vielleicht in
unſrer Zeit |noͤthiger wie ehmals ſeyn, da die Con-
ſumtion des Papiers durch die Aufklaͤrung,
Schreibſucht und Weitlaͤuftigkeit in Betreibung
der Geſchaͤfte ſo ausnehmend und nicht in gleichem
Verbaͤltnis! nit der Conſumtion der Leinwand zu-
genommen hat, daher auch ſchon in verſchiednen
Laͤndern die Ausfuhr der Lumpen unterſagt iſt.
Der beruͤhmte Hr. von Murr fuͤhrt in ſeinem[Spaltenumbruch]
chronologiſchen Verzeichnis deutſcher Erfindungen,
das in ſeiner gelehrten Beſchreibung der Merk-
wuͤrdigkeiten von Nuͤrnberg befindlich iſt, p.
743. an, daß der Papiermacher Stoß zu Vroſtadt
1777 einen Verſuch gemacht hat, aus dem baſtar-
tigen Stamm der Piſangpflanze (Muſa fructu cu-
cumerino longiori
) ein Papier zu verfertigen.
Einem Mann, der dieſen Verſuch weiter fortſe-
tzen, und denſelben zur Volkommenheit bringen
wolte, wird dieſe Kaͤmpferiſche Abhandlung gewis
nuͤzlich ſeyn, da man in derſelben das ganze Ver-
fahren der Japaner ſo ausnehmend deutlich be-
ſtimt und genau beſchrieben findet, als man es
nur irgend wuͤnſchen kan.
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[386/0436] I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan. willig an, und ſezten an die Stelle des alten Leinwands gar nicht unbequem noch die Baumwolle. Die ſchwarzen Aſiater, welche von dieſen ſuͤdlich wohnen, ſind dagegen bei der Sitte ihrer Vorfahren geblieben, und ſchreiben noch izt auf verſchiedne Arten von Palm- blaͤttern mit einem eiſernen Griffel ungemein zierlich, und mit durchgezognen Riemen ver- binden ſie die beſchriebnen Blaͤtter, und ſetzen Baͤnde aus ihnen zuſammen. Das aͤußerſte und gelehrtere Aſien aber (Sina und Japan) kent ſchon ſeit den aͤltſten Zeiten ſehr gut den Gebrauch des Papiers und die Art ſeiner Verfertigung. Von der ſineſiſchen werde ich hier nichts ſagen, um nicht den ehrwuͤrdigen europaͤiſchen Vaͤtern vorzugreifen, die beſtaͤn- dig in dieſem Reiche leben, und alſo die beſte Nachricht davon geben koͤnnen. Aber von der Verfertigung des Papiers bei den Japanern, einem ſo wenig bekanten Volke, wil ich mich bemuͤhen, eine kluge und deutliche Beſchreibung zu geben, auch mit in der Abſicht, vielleicht Jemand Luſt zu machen, mit den Rinden unſerer Baͤume etwas Aehnliches zu verſuchen, und das hier beſchriebne Verfahren nachzuahmen *). §. 2. Das Japaniſche Papier wird aus der Rinde des Baums, Mori papyriferae ſativae auf folgende Art gemacht: Die ſtaͤrkſten jaͤhrlichen Schoͤslinge dieſes Baums wer- den, wenn die Blaͤtter abgefallen ſind, im zehnten Japaniſchen Monat (d. i. in unſerm December) abgehauen, in drei Finger lange oder kuͤrzre Staͤbe geſchnitten, in Buͤndel zuſammen gebunden, und dann in Waſſer mit hinzugemiſchter Aſche gekocht. Hat man die- *) So viel mir bekant iſt, hat man noch nicht mit Ernſt daran gedacht, dieſen Verſuch, der wohl unſtreitig in Europa ſo gut wie in Japan gelin- gen muͤſte, zu machen, wenigſtens iſt er noch nie im Großen und zum algemeinen Gebrauch nach- geahmt worden. Und doch moͤchte dieſe Benutzung verſchiedner unſrer Baumrinden vielleicht in unſrer Zeit |noͤthiger wie ehmals ſeyn, da die Con- ſumtion des Papiers durch die Aufklaͤrung, Schreibſucht und Weitlaͤuftigkeit in Betreibung der Geſchaͤfte ſo ausnehmend und nicht in gleichem Verbaͤltnis! nit der Conſumtion der Leinwand zu- genommen hat, daher auch ſchon in verſchiednen Laͤndern die Ausfuhr der Lumpen unterſagt iſt. Der beruͤhmte Hr. von Murr fuͤhrt in ſeinem chronologiſchen Verzeichnis deutſcher Erfindungen, das in ſeiner gelehrten Beſchreibung der Merk- wuͤrdigkeiten von Nuͤrnberg befindlich iſt, p. 743. an, daß der Papiermacher Stoß zu Vroſtadt 1777 einen Verſuch gemacht hat, aus dem baſtar- tigen Stamm der Piſangpflanze (Muſa fructu cu- cumerino longiori) ein Papier zu verfertigen. Einem Mann, der dieſen Verſuch weiter fortſe- tzen, und denſelben zur Volkommenheit bringen wolte, wird dieſe Kaͤmpferiſche Abhandlung gewis nuͤzlich ſeyn, da man in derſelben das ganze Ver- fahren der Japaner ſo ausnehmend deutlich be- ſtimt und genau beſchrieben findet, als man es nur irgend wuͤnſchen kan.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/436>, abgerufen am 21.11.2024.