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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch.
Eingange eines Pond, mit guͤldenen Strahlen umgeben, ſich ſehen lies. Es wiſſe kein
Menſch, wie dieſes Bild daſelbſt hingekommen ſey; der damalige fromme Kaiſer habe
zum Andenken ſolcher Begebenheit die erſte Nengo in Japan angeordnet, und Konquo
genant. Das Goͤtzenbild ſelbſt ſey von Tonda Joſijmitz, einem herzhaften und frommen
Fuͤrſten, in die Provinz Sinano eingefuͤhret und in den Tempel Sinquoſi geſezt, woſelbſt
es nachher unter dem Namen Sinquoſi Norai, das iſt, der Norai oder Amida von
Sinquoſi,
viele Wunderwerke verrichtete, welche dieſen Tempel in dem ganzen Kaiſerthum
beruͤhmt gemacht haben. So weit mein japaniſcher Autor. Kin Mei regierte 32 und
lebte 63 Jahr.

Dai XXXI.

Jhm folgte in der Regierung ſein andrer Sohn Fitatzu oder Fintatz*) im Jahr
nach Synmu 1232, nach Chriſti Geburt 572. Mein Autor thut keine Meldung von ſei-
nem Alter, ſondern ſchreibt nur von folgenden merkwuͤrdigen Begebenheiten, die ſich unter
ſeiner Regierung zugetragen haben:

Jn dem 3ten Jahre ſeiner Regierung, am erſten Tage des erſten Monahts wurde
dem kaiſerlichen Hofe gebohren Sotoktais ein großer Apoſtel der Japaneſer. Vor deſ-
ſen Geburt begaben ſich verſchiedene merkwuͤrdige Umſtaͤnde. Seine Mutter ſahe ſich in
der Nacht im Traum mit himliſchen gleich der Sonnen helglaͤnzenden Strahlen umgeben,
und hoͤrete dabei folgende Worte, an ſie gerichtet, ausſprechen: „Jch der heilige Gu-
ſoboſatz muß wieder gebohren werden, die Welt zu lehren, und derohalben komme
ich herab in deinen Leib einzugehen.‟
Und darauf beim Erwachen fand ſie ſich ſchwan-
ger, und hoͤrete nach acht Monaten das Kind deutlich in ihrem Leibe reden, im 12ten
Monat aber wurde ſie nicht allein ohne die geringſte Pein, ſondern auch mit großer Luſt und
Vergnuͤgen von einem Sohn entbunden, welcher damals Fatſiſino und nach ſeinem Tode
Tais oder Sotoktais genant wurde. Es lies dieſes Kind fruͤhzeitige Kenzeichen ſonder-
baren Verſtandes und großer Froͤmmigkeit von ſich blicken, und Andacht und Gebet waren
ſein groͤſtes Vergnuͤgen auch in ſeinen noch zarten Kinderjahren. Als er nur vier Jahr alt und
im eifrigen Gebet begriffen war, wurden die Gebeine und Reliquien des laͤngſt verbranten
großen Sjaka auf eine wunderbare Weiſe in ſeine Haͤnde geliefert.

Der Goͤtzendienſt nahm uͤberal unter dieſes Kaiſers Regierung in Japan ſehr zu,
und kamen aus unterſchiedenen Landen eine Menge Goͤtzenbilder, Bildſchnitzer und Pfaffen
uͤber die See alhier an. Jn dem 6ten Jahre ſeiner Regierung wurde ein Edikt publicirt,

welches
*) Sineſiſch, Minta.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/306>, abgerufen am 07.01.2025.