Das Wasser giebt zum gemeinen Unterhalt der Japaner, wenn man den Reis ab- rechnet, eben so viel oder noch mehr als das Land. Denn dieses Meer ist über- aus reich an Seekräutern, Fischen und Muscheln; und unter diesen ist wenig oder nichts, das nicht ihre ersten Vorfahren aus Armuth zur Speise gebraucht hätten; und welches nicht in späthen Zeiten und bei mehrerer Cultur zu Delikatessen und zur Ueppigkeit ange- wandt wäre.
Fische und Muscheln werden bei ihnen mit dem gemeinschaftlichen Namen Kiokai oder gewöhnlicher Jwokai benant. Jch werde von denselben diejenigen, welche mir vorge- kommen, obgleich die mehrsten von ihnen auch in unsern Wässern gemein sind, nach ihren einländischen Namen bekant machen. Es wird dies eine Vorbereitung seyn, und dienen ein künftiges Capitel zu erläutern, worin ich von den japanischen Speisen und Küchenwerk handeln werde.
Walfische.
Unter allen Seegeschöpfen ist keines, das zur Sätigung des hungrigen Pöbels mehr beiträgt, als der Kudsira oder Walfisch. Dieser wird beinahe um ganz Japan gefan- gen; aber am häufigsten im See Kumano, welcher die südlichen Ufer der Jnsel Nipon bespühlet: nach diesen um die Jnsel Tsusima und Gotho, und hiernächst an den Ufern Omura und Nomo. Der Fang geschieht durch Wurfpfeile, wie bei Grönland, aber mit bequemeren Fahrzeugen; diese nemlich sind klein, schmal, vorn spitzig, mit 10 Ruder- knechten besezt, und überaus schnell. Ein reicher Fischer in Omura, Namens Gilaijo,
hat
Eilftes Kapitel. Von Fiſchen und Muſcheln.
Seeproducte.
Das Waſſer giebt zum gemeinen Unterhalt der Japaner, wenn man den Reis ab- rechnet, eben ſo viel oder noch mehr als das Land. Denn dieſes Meer iſt uͤber- aus reich an Seekraͤutern, Fiſchen und Muſcheln; und unter dieſen iſt wenig oder nichts, das nicht ihre erſten Vorfahren aus Armuth zur Speiſe gebraucht haͤtten; und welches nicht in ſpaͤthen Zeiten und bei mehrerer Cultur zu Delikateſſen und zur Ueppigkeit ange- wandt waͤre.
Fiſche und Muſcheln werden bei ihnen mit dem gemeinſchaftlichen Namen Kiokai oder gewoͤhnlicher Jwokai benant. Jch werde von denſelben diejenigen, welche mir vorge- kommen, obgleich die mehrſten von ihnen auch in unſern Waͤſſern gemein ſind, nach ihren einlaͤndiſchen Namen bekant machen. Es wird dies eine Vorbereitung ſeyn, und dienen ein kuͤnftiges Capitel zu erlaͤutern, worin ich von den japaniſchen Speiſen und Kuͤchenwerk handeln werde.
Walfiſche.
Unter allen Seegeſchoͤpfen iſt keines, das zur Saͤtigung des hungrigen Poͤbels mehr beitraͤgt, als der Kudſira oder Walfiſch. Dieſer wird beinahe um ganz Japan gefan- gen; aber am haͤufigſten im See Kumano, welcher die ſuͤdlichen Ufer der Jnſel Nipon beſpuͤhlet: nach dieſen um die Jnſel Tſuſima und Gotho, und hiernaͤchſt an den Ufern Omura und Nomo. Der Fang geſchieht durch Wurfpfeile, wie bei Groͤnland, aber mit bequemeren Fahrzeugen; dieſe nemlich ſind klein, ſchmal, vorn ſpitzig, mit 10 Ruder- knechten beſezt, und uͤberaus ſchnell. Ein reicher Fiſcher in Omura, Namens Gilaijo,
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Eilftes Kapitel.
Von Fiſchen und Muſcheln.
Seeproducte.
Das Waſſer giebt zum gemeinen Unterhalt der Japaner, wenn man den Reis ab-
rechnet, eben ſo viel oder noch mehr als das Land. Denn dieſes Meer iſt uͤber-
aus reich an Seekraͤutern, Fiſchen und Muſcheln; und unter dieſen iſt wenig oder nichts,
das nicht ihre erſten Vorfahren aus Armuth zur Speiſe gebraucht haͤtten; und welches nicht
in ſpaͤthen Zeiten und bei mehrerer Cultur zu Delikateſſen und zur Ueppigkeit ange-
wandt waͤre.
Fiſche und Muſcheln werden bei ihnen mit dem gemeinſchaftlichen Namen Kiokai
oder gewoͤhnlicher Jwokai benant. Jch werde von denſelben diejenigen, welche mir vorge-
kommen, obgleich die mehrſten von ihnen auch in unſern Waͤſſern gemein ſind, nach ihren
einlaͤndiſchen Namen bekant machen. Es wird dies eine Vorbereitung ſeyn, und dienen
ein kuͤnftiges Capitel zu erlaͤutern, worin ich von den japaniſchen Speiſen und Kuͤchenwerk
handeln werde.
Walfiſche.
Unter allen Seegeſchoͤpfen iſt keines, das zur Saͤtigung des hungrigen Poͤbels mehr
beitraͤgt, als der Kudſira oder Walfiſch. Dieſer wird beinahe um ganz Japan gefan-
gen; aber am haͤufigſten im See Kumano, welcher die ſuͤdlichen Ufer der Jnſel Nipon
beſpuͤhlet: nach dieſen um die Jnſel Tſuſima und Gotho, und hiernaͤchſt an den Ufern
Omura und Nomo. Der Fang geſchieht durch Wurfpfeile, wie bei Groͤnland, aber
mit bequemeren Fahrzeugen; dieſe nemlich ſind klein, ſchmal, vorn ſpitzig, mit 10 Ruder-
knechten beſezt, und uͤberaus ſchnell. Ein reicher Fiſcher in Omura, Namens Gilaijo,
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/242>, abgerufen am 04.03.2025.
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