Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. Feigen. (Wenn es anders ein Feigenbaum darf genent werden.) Es giebt dreierlei Arten von Feigen. Eine von diesen, Kaki genant, wird in Kastanienbäume. Kastanienbäume giebt es hier im Ueberflus; und durchgehends mit viel größeren Aepfelbäume. Apfelbäume, wie es in Deutschland oder Europa giebt, kent man Birnbäume. Birnen giebt es in ziemlicher Menge, aber nur von einer Art, welche bei uns Walnüsse u. s. f. Den Walnusbaum findet man am häufigsten in den nördlichsten Provinzen. Jn süßen
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. Feigen. (Wenn es anders ein Feigenbaum darf genent werden.) Es giebt dreierlei Arten von Feigen. Eine von dieſen, Kaki genant, wird in Kaſtanienbaͤume. Kaſtanienbaͤume giebt es hier im Ueberflus; und durchgehends mit viel groͤßeren Aepfelbaͤume. Apfelbaͤume, wie es in Deutſchland oder Europa giebt, kent man Birnbaͤume. Birnen giebt es in ziemlicher Menge, aber nur von einer Art, welche bei uns Walnuͤſſe u. ſ. f. Den Walnusbaum findet man am haͤufigſten in den noͤrdlichſten Provinzen. Jn ſuͤßen
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
Feigen. (Wenn es anders ein Feigenbaum darf genent werden.)
Es giebt dreierlei Arten von Feigen. Eine von dieſen, Kaki genant, wird in
großer Menge durch das ganze Reich gefunden. Der Baum iſt ungeſtaltet, wie ein al-
ter kurzer Apfelbaum; ſeine Blaͤtter ſind laͤnglicht oval und ohne Kerben; die Frucht
gleichet an Geſtalt einem roͤthlichen Apfel; an Fleiſch und Beſchaffenheit einer delikaten
Feige. Der Same iſt dem Kuͤrbisſamen aͤhnlich, aber hart und ſteinigt. Dieſer Baum
iſt einer der fruchtbarſten und nuͤzlichſten des ganzen Reichs. Die Frucht dient getroknet
Reichen und Armen zu einer delikaten Speiſe. Die Sineſer wiſſen ſie mit Zucker weit
beſſer einzumachen. Die zweite Sorte von Feigen iſt der gemeinen europaͤiſchen aͤhnlich, ſie
wachſen aber an einem Baum mit breiten, langen, rauhen, ungekerbten Blaͤttern. Die
dritte iſt die europaͤiſche, welche von den Portugieſen eingefuͤhret worden. Es giebt deren
wenige, ſie tragen aber große aufberſtende delikate Fruͤchte. Des Sycomori oder wilden
Feigenbaums, welcher hier haͤufig waͤchſt, wollen wir nicht gedenken, weil man ſeine
Fruͤchte nicht genießt.
Kaſtanienbaͤume.
Kaſtanienbaͤume giebt es hier im Ueberflus; und durchgehends mit viel groͤßeren
Fruͤchten, wie in Europa, die beſten und meiſten aber in der Provinz Tſikuſen.
Aepfelbaͤume.
Apfelbaͤume, wie es in Deutſchland oder Europa giebt, kent man
hier nicht.
Birnbaͤume.
Birnen giebt es in ziemlicher Menge, aber nur von einer Art, welche bei uns
Winterbirnen heißen, und koͤnnen roh nicht wohl genuzt werden. Sie ſind von ungemeiner
Groͤße, und durchgehends pfuͤndig, oder noch ſchwerer.
Walnuͤſſe u. ſ. f.
Den Walnusbaum findet man am haͤufigſten in den noͤrdlichſten Provinzen. Jn
derſelben waͤchſt auch ein hoher Taxus, Kaibaum genant, mit lang geformten Nuͤſſen, die
mit einer fleiſchigten Rinde, in Geſtalt und Groͤße einer Arack Frucht, umgeben ſind.
Dieſe auch gehuͤlſete Nuͤſſe haben zwar keinen angenehmen ſondern einen ſehr zuſammen-
ziehenden Geſchmak, beſonders, wenn ſie noch friſch ſind; ſie laxiren aber vermoͤge ihres
ſuͤßen
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