Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Viertes Buch. stille Wasserfläche sich beugen" 1). Dies ist unser Punkt, linksglänzt der Fluss. Drei sechsspännige Hofkutschen sind im Be- griff durch die von Parkhütern geöffneten Barrieren einzufahren; viele Cavaliere machen Spalier. Das Bild ist ganz verdunkelt 2). Zwei kleine Bildchen, die Consul Meade mit andern (Cur- Die gute Gesellschaft von Madrid hatte noch nicht entdeckt, Die Uebergabe von Breda (el cuadro de las lanzas) steht unter den wenigen grossen Compositionen des Meisters 1) Mr. Monconys, Voyages IV, 73 f. Paris 1695 (war 1628 dort). H. Swinburne, Travels throngh Spain. London 1787. II, 130. 2) Grösse Nr. 1111, 1.47 x 1,14. Nr. 1112, 1,48 x 1,11. Nr. 1109, 1,48 x 2,23. Nr. 1110, 2,45 x 2,02. 3) Dans l'une, au milieu d'un paysage feerique, on voit un homme et une
femme assise; on ne voit pas l'Amour, mais il y est. Dans l'autre, les memes per- sonnes a peu-pres; mais, a l'ecart du couple, est assise une seconde femme, qui tourne le dos. Est-ce que la Jalousie aurait suivi l'Amour? Viertes Buch. stille Wasserfläche sich beugen“ 1). Dies ist unser Punkt, linksglänzt der Fluss. Drei sechsspännige Hofkutschen sind im Be- griff durch die von Parkhütern geöffneten Barrièren einzufahren; viele Cavaliere machen Spalier. Das Bild ist ganz verdunkelt 2). Zwei kleine Bildchen, die Consul Meade mit andern (Cur- Die gute Gesellschaft von Madrid hatte noch nicht entdeckt, Die Uebergabe von Breda (el cuadro de las lanzas) steht unter den wenigen grossen Compositionen des Meisters 1) Mr. Monconys, Voyages IV, 73 f. Paris 1695 (war 1628 dort). H. Swinburne, Travels throngh Spain. London 1787. II, 130. 2) Grösse Nr. 1111, 1.47 × 1,14. Nr. 1112, 1,48 × 1,11. Nr. 1109, 1,48 × 2,23. Nr. 1110, 2,45 × 2,02. 3) Dans l’une, au milieu d’un paysage féerique, on voit un homme et une
femme assise; on ne voit pas l’Amour, mais il y est. Dans l’autre, les mêmes per- sonnes à peu-près; mais, à l’écart du couple, est assise une seconde femme, qui tourne le dos. Est-ce que la Jalousie aurait suivi l’Amour? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0380" n="354"/><fw place="top" type="header">Viertes Buch.</fw><lb/> stille Wasserfläche sich beugen“ <note place="foot" n="1)">M<hi rendition="#sup">r</hi>. Monconys, Voyages IV, 73 f. Paris 1695 (war 1628 dort). H. Swinburne,<lb/> Travels throngh Spain. London 1787. II, 130.</note>. Dies ist unser Punkt, links<lb/> glänzt der Fluss. Drei sechsspännige Hofkutschen sind im Be-<lb/> griff durch die von Parkhütern geöffneten Barrièren einzufahren;<lb/> viele Cavaliere machen Spalier. Das Bild ist ganz verdunkelt <note place="foot" n="2)">Grösse Nr. 1111, 1.47 × 1,14. Nr. 1112, 1,48 × 1,11. Nr. 1109,<lb/> 1,48 × 2,23. Nr. 1110, 2,45 × 2,02.</note>.</p><lb/> <p>Zwei kleine Bildchen, die Consul Meade mit andern (Cur-<lb/> tis 63 f.) aus Spanien mitgebracht haben soll, und die ich in<lb/> Sir W. Stirling’s Haus in London sah, sind augenscheinlich Stu-<lb/> dien zur Staffage solcher Parkansichten. W. Burger hatten sie<lb/> sehr gefallen, er rühmt die <hi rendition="#i">rareté exquise, puissance de ton</hi>, einem<lb/> tropischen Blumenstrauss gleich Duft ausströmend; eine kleine<lb/> Novelle entspinne sich. Zwei im Gras sitzende Damen im Ge-<lb/> spräch mit einem Cavalier; eine Dame und ein Herr sich gegen-<lb/> übersitzend, und eine zweite Dame ihnen den Rücken kehrend <note place="foot" n="3)">Dans l’une, au milieu d’un paysage féerique, on voit un homme et une<lb/> femme assise; on ne voit pas l’Amour, mais il y est. Dans l’autre, les mêmes per-<lb/> sonnes à peu-près; mais, à l’écart du couple, est assise une seconde femme, qui<lb/> tourne le dos. Est-ce que la Jalousie aurait suivi l’Amour?</note>.<lb/> Sie schienen mir indess breiter, dunkler und stumpfer als ähn-<lb/> liche Gruppen des Meisters, ihr Werth lag im unverändert er-<lb/> haltenen Zustand der ersten Skizze. —</p><lb/> <p>Die gute Gesellschaft von Madrid hatte noch nicht entdeckt,<lb/> dass der Zweck solcher paradiesischer Lustörter sei, täglich zu<lb/> einer bestimmten Stunde, in betäubendem Lärm, Staub und Ge-<lb/> dränge sich gegenseitig ihre Wagen, Pferde und Garderoben zu<lb/> zeigen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Die Uebergabe von Breda</hi><lb/> (<hi rendition="#i">el cuadro de las lanzas</hi>)</head><lb/> <p>steht unter den wenigen grossen Compositionen des Meisters<lb/> zweifellos oben an durch das Interesse des Gegenstandes, — wenn<lb/> auch andere durch malerische Feinheiten den Kenner noch mehr<lb/> fesseln werden. Sie ist auch das Werk, in welchem uns der <hi rendition="#i">Mensch</hi><lb/> im Künstler näher tritt als sonst. Ueber die Zeit fehlen bis jetzt<lb/> Nachrichten; wir reihen es hier zunächst des Inhalts wegen an;<lb/> es gehörte zu den Kriegsstücken im <hi rendition="#i">Salon de los reinos</hi> von<lb/> Buen Retiro.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [354/0380]
Viertes Buch.
stille Wasserfläche sich beugen“ 1). Dies ist unser Punkt, links
glänzt der Fluss. Drei sechsspännige Hofkutschen sind im Be-
griff durch die von Parkhütern geöffneten Barrièren einzufahren;
viele Cavaliere machen Spalier. Das Bild ist ganz verdunkelt 2).
Zwei kleine Bildchen, die Consul Meade mit andern (Cur-
tis 63 f.) aus Spanien mitgebracht haben soll, und die ich in
Sir W. Stirling’s Haus in London sah, sind augenscheinlich Stu-
dien zur Staffage solcher Parkansichten. W. Burger hatten sie
sehr gefallen, er rühmt die rareté exquise, puissance de ton, einem
tropischen Blumenstrauss gleich Duft ausströmend; eine kleine
Novelle entspinne sich. Zwei im Gras sitzende Damen im Ge-
spräch mit einem Cavalier; eine Dame und ein Herr sich gegen-
übersitzend, und eine zweite Dame ihnen den Rücken kehrend 3).
Sie schienen mir indess breiter, dunkler und stumpfer als ähn-
liche Gruppen des Meisters, ihr Werth lag im unverändert er-
haltenen Zustand der ersten Skizze. —
Die gute Gesellschaft von Madrid hatte noch nicht entdeckt,
dass der Zweck solcher paradiesischer Lustörter sei, täglich zu
einer bestimmten Stunde, in betäubendem Lärm, Staub und Ge-
dränge sich gegenseitig ihre Wagen, Pferde und Garderoben zu
zeigen.
Die Uebergabe von Breda
(el cuadro de las lanzas)
steht unter den wenigen grossen Compositionen des Meisters
zweifellos oben an durch das Interesse des Gegenstandes, — wenn
auch andere durch malerische Feinheiten den Kenner noch mehr
fesseln werden. Sie ist auch das Werk, in welchem uns der Mensch
im Künstler näher tritt als sonst. Ueber die Zeit fehlen bis jetzt
Nachrichten; wir reihen es hier zunächst des Inhalts wegen an;
es gehörte zu den Kriegsstücken im Salon de los reinos von
Buen Retiro.
1) Mr. Monconys, Voyages IV, 73 f. Paris 1695 (war 1628 dort). H. Swinburne,
Travels throngh Spain. London 1787. II, 130.
2) Grösse Nr. 1111, 1.47 × 1,14. Nr. 1112, 1,48 × 1,11. Nr. 1109,
1,48 × 2,23. Nr. 1110, 2,45 × 2,02.
3) Dans l’une, au milieu d’un paysage féerique, on voit un homme et une
femme assise; on ne voit pas l’Amour, mais il y est. Dans l’autre, les mêmes per-
sonnes à peu-près; mais, à l’écart du couple, est assise une seconde femme, qui
tourne le dos. Est-ce que la Jalousie aurait suivi l’Amour?
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