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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Die Borrachos.
Die Borrachos.

Während dieses ersten Aktes seines Lebens am Hofe wird
der Maler des Königs sich ganz dem Bildniss gewidmet haben.
Kirchenbilder, Sittenbilder wurden bei Seite gesetzt. Durch das
Bildniss hatte er seine Stellung gewonnen, er musste darauf
bedacht sein, sie durch Vervollkommnung in diesem Fach zu er-
halten, denn nirgends langweilt man sich schneller als am Hof.
Aber am Schluss dieses ersten Lustrums nahm er die alten Stu-
dien wieder auf, und zwar für ein ihm neues Fach, eine "Mythologie"
oder Fabel. Es ist ein ländliches Bacchusfest, wo der jugendliche
Gott, zwischen zweien seines Gefolges auf der Tonne thronend,
einen engen Kreis alter Zechbrüder traktirt und bekränzt 1).

Ueber die Entstehungszeit dieses Gemäldes geben die Akten-
stücke des Palastarchivs Auskunft. Am 18. September 1628 hatte
der König, der ihm wenigstens die Honorare für die Gemälde
schuldig geblieben war, eine Zulage gewährt. Sie bestand in
der "Tagesration der Kammerbarbiere, nebst den sonstigen Ver-
günstigungen" (emolumentos) und betrug zwölf Realen täglich;
dazu kam ein jährlicher Anzug für neunzig Dukaten. Der Maler
hatte hierauf in Betreff jener Rückstände quittirt und zugleich
im Voraus in Betreff der Bildnisse, die ihm der König in Zu-
kunft aufgeben werde 2).

Nun aber erhält er zehn Monate später (22. Juli 1629) auf
einmal 400 Dukaten in Silber, davon 300 "auf Abschlag" (a quenta)
seiner Werke, und hundert für ein Gemälde des Bacchus, "das
er für den Dienst S. M. gemacht hat" 3). Da er sich nun kurz
vorher in Betreff aller früher gelieferten Arbeiten für zufrieden-
gestellt (satisfecho) erklärt hatte, so wird eine nach diesem Termin
honorirte Arbeit auch nach demselben gemacht sein. Vielleicht
war es diese Leistung, wodurch er dem König den Reiseurlaub

1) Una historia de Baco coronando a sus cofrades, heisst das Gemälde in
dem unter Mitwirkung von Velazquez' Schwiegersohn aufgestellten Inventar von 1665.
2) Hize mrd. a Diego Velazquez, mi pintor de Camra., de que se le diese
por la despensa de mi casa vna racion cada dia en especie, como la que tienen
los Barberos de mi Camra., en consideracion de qe. se auia dado satisfecho de
todo lo que se le deuia hasta aquel dia de las obras de su oficio qe. avia hecho
para mi seruicio, y de todas las qe. adelante hiciese.
3) Mitgetheilt in Villaamil El Arte en Espanna VIII, 61 ff. Documentos
ineditos 55, 398 f.
Die Borrachos.
Die Borrachos.

Während dieses ersten Aktes seines Lebens am Hofe wird
der Maler des Königs sich ganz dem Bildniss gewidmet haben.
Kirchenbilder, Sittenbilder wurden bei Seite gesetzt. Durch das
Bildniss hatte er seine Stellung gewonnen, er musste darauf
bedacht sein, sie durch Vervollkommnung in diesem Fach zu er-
halten, denn nirgends langweilt man sich schneller als am Hof.
Aber am Schluss dieses ersten Lustrums nahm er die alten Stu-
dien wieder auf, und zwar für ein ihm neues Fach, eine „Mythologie“
oder Fabel. Es ist ein ländliches Bacchusfest, wo der jugendliche
Gott, zwischen zweien seines Gefolges auf der Tonne thronend,
einen engen Kreis alter Zechbrüder traktirt und bekränzt 1).

Ueber die Entstehungszeit dieses Gemäldes geben die Akten-
stücke des Palastarchivs Auskunft. Am 18. September 1628 hatte
der König, der ihm wenigstens die Honorare für die Gemälde
schuldig geblieben war, eine Zulage gewährt. Sie bestand in
der „Tagesration der Kammerbarbiere, nebst den sonstigen Ver-
günstigungen“ (emolumentos) und betrug zwölf Realen täglich;
dazu kam ein jährlicher Anzug für neunzig Dukaten. Der Maler
hatte hierauf in Betreff jener Rückstände quittirt und zugleich
im Voraus in Betreff der Bildnisse, die ihm der König in Zu-
kunft aufgeben werde 2).

Nun aber erhält er zehn Monate später (22. Juli 1629) auf
einmal 400 Dukaten in Silber, davon 300 „auf Abschlag“ (á quenta)
seiner Werke, und hundert für ein Gemälde des Bacchus, „das
er für den Dienst S. M. gemacht hat“ 3). Da er sich nun kurz
vorher in Betreff aller früher gelieferten Arbeiten für zufrieden-
gestellt (satisfecho) erklärt hatte, so wird eine nach diesem Termin
honorirte Arbeit auch nach demselben gemacht sein. Vielleicht
war es diese Leistung, wodurch er dem König den Reiseurlaub

1) Una historia de Baco coronando á sus cofrades, heisst das Gemälde in
dem unter Mitwirkung von Velazquez’ Schwiegersohn aufgestellten Inventar von 1665.
2) Hize mrd. á Diego Velazquez, mi pintor de Cámra., de que se le diese
por la despensa de mi casa vna raçion cada dia en espeçie, como la que tienen
los Barberos de mi Cámra., en consideraçion de qe. se auia dado satisfecho de
todo lo que se le deuia hasta aquel dia de las obras de su ofiçio qe. avia hecho
para mi seruicio, y de todas las qe. adelante hiçiese.
3) Mitgetheilt in Villaamil El Arte en España VIII, 61 ff. Documentos
inéditos 55, 398 f.
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[255/0279] Die Borrachos. Die Borrachos. Während dieses ersten Aktes seines Lebens am Hofe wird der Maler des Königs sich ganz dem Bildniss gewidmet haben. Kirchenbilder, Sittenbilder wurden bei Seite gesetzt. Durch das Bildniss hatte er seine Stellung gewonnen, er musste darauf bedacht sein, sie durch Vervollkommnung in diesem Fach zu er- halten, denn nirgends langweilt man sich schneller als am Hof. Aber am Schluss dieses ersten Lustrums nahm er die alten Stu- dien wieder auf, und zwar für ein ihm neues Fach, eine „Mythologie“ oder Fabel. Es ist ein ländliches Bacchusfest, wo der jugendliche Gott, zwischen zweien seines Gefolges auf der Tonne thronend, einen engen Kreis alter Zechbrüder traktirt und bekränzt 1). Ueber die Entstehungszeit dieses Gemäldes geben die Akten- stücke des Palastarchivs Auskunft. Am 18. September 1628 hatte der König, der ihm wenigstens die Honorare für die Gemälde schuldig geblieben war, eine Zulage gewährt. Sie bestand in der „Tagesration der Kammerbarbiere, nebst den sonstigen Ver- günstigungen“ (emolumentos) und betrug zwölf Realen täglich; dazu kam ein jährlicher Anzug für neunzig Dukaten. Der Maler hatte hierauf in Betreff jener Rückstände quittirt und zugleich im Voraus in Betreff der Bildnisse, die ihm der König in Zu- kunft aufgeben werde 2). Nun aber erhält er zehn Monate später (22. Juli 1629) auf einmal 400 Dukaten in Silber, davon 300 „auf Abschlag“ (á quenta) seiner Werke, und hundert für ein Gemälde des Bacchus, „das er für den Dienst S. M. gemacht hat“ 3). Da er sich nun kurz vorher in Betreff aller früher gelieferten Arbeiten für zufrieden- gestellt (satisfecho) erklärt hatte, so wird eine nach diesem Termin honorirte Arbeit auch nach demselben gemacht sein. Vielleicht war es diese Leistung, wodurch er dem König den Reiseurlaub 1) Una historia de Baco coronando á sus cofrades, heisst das Gemälde in dem unter Mitwirkung von Velazquez’ Schwiegersohn aufgestellten Inventar von 1665. 2) Hize mrd. á Diego Velazquez, mi pintor de Cámra., de que se le diese por la despensa de mi casa vna raçion cada dia en espeçie, como la que tienen los Barberos de mi Cámra., en consideraçion de qe. se auia dado satisfecho de todo lo que se le deuia hasta aquel dia de las obras de su ofiçio qe. avia hecho para mi seruicio, y de todas las qe. adelante hiçiese. 3) Mitgetheilt in Villaamil El Arte en España VIII, 61 ff. Documentos inéditos 55, 398 f.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/279>, abgerufen am 21.11.2024.