Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Olivares. Olivares. Gleich bei der Uebersiedlung unseres Malers nach Madrid Don Gaspar Guzman, geboren zu Rom 1587, war der zweite 1) Brief an den Erzbischof von Pisa, 22. Sept. 1629. Medic. Archiv. 2) Se s' applica a favorire, fa piu di quello che si pretende. Mocenigo. 3) Sein Bildniss von Pourbus im Belvedere -- ein Mann von kraftvoll be-
deutenden Zügen, streng herrischem Blick, majestätischer Haltung, Nr. 1129. Olivares. Olivares. Gleich bei der Uebersiedlung unseres Malers nach Madrid Don Gaspar Guzman, geboren zu Rom 1587, war der zweite 1) Brief an den Erzbischof von Pisa, 22. Sept. 1629. Medic. Archiv. 2) Se s’ applica a favorire, fa più di quello che si pretende. Mocenigo. 3) Sein Bildniss von Pourbus im Belvedere — ein Mann von kraftvoll be-
deutenden Zügen, streng herrischem Blick, majestätischer Haltung, Nr. 1129. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0229" n="207"/> <fw place="top" type="header">Olivares.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Olivares.</hi> </head><lb/> <p>Gleich bei der Uebersiedlung unseres Malers nach Madrid<lb/> begegnet der Name des Ministers, ohne dessen dauernde Gunst<lb/> seine nunmehrige Stellung am Hofe und in der Nähe des Mo-<lb/> narchen nicht denkbar gewesen wäre. Da Velazquez fast nur<lb/> für den König arbeitete, und der Minister alles, was diesen und<lb/> sein Haus betraf, bis auf die Kleiderordnung, persönlich leitete<lb/> und erfand, so wird man wol bei allen wichtigeren Vorfällen<lb/> dieser Künstlergeschichte seine Hand vermuthen dürfen. Im<lb/> einzelnen weiss man sehr wenig von beider Beziehungen. Der<lb/> Toscaner Averardo de’ Medici nennt Velazquez im Jahre 1629<lb/> seinen <hi rendition="#i">favorito</hi><note place="foot" n="1)">Brief an den Erzbischof von Pisa, 22. Sept. 1629. Medic. Archiv.</note>. Man darf glauben, dass der Künstler diesen<lb/> sonst fast in allen Beziehungen ungünstig beurtheilten Mann nur<lb/> als treuen und eifrigen Gönner und Freund kennen gelernt hat,<lb/> und dass Don Gaspar in seinem jungen Landsmann nicht bloss<lb/> den geistvollen Maler, der an sein Konterfei nicht weniger wie<lb/> an das seines Herrn das Beste seiner Kunst zu wenden pflegte,<lb/> nicht bloss den geschmackvollen Berather bei zahlreichen Unter-<lb/> nehmungen, sondern auch den ehrenhaften, redlichen Menschen<lb/> geschätzt hat. In Gunst und Hass extrem, hat er oft für seine<lb/> Freunde mehr gethan, als sie von ihm hofften<note place="foot" n="2)">Se s’ applica a favorire, fa più di quello che si pretende. Mocenigo.</note>. Wie hätte der<lb/> Maler auch jenen bangen entscheidenden Augenblick vergessen<lb/> können, als ihn nach Ablegung seiner Probe vor dem Hof der<lb/> Graf mit einem Worte über alle Nebenbuhler wegrückte. Seine<lb/> Dankbarkeit zeigte sich später nach dem Sturz des Günst-<lb/> lings.</p><lb/> <p>Don Gaspar Guzman, geboren zu Rom 1587, war der zweite<lb/> Sohn des Grafen Enrique, Gesandten bei Sixtus V, Vicekönigs<lb/> von Sicilien und Neapel, und <hi rendition="#i">Alcaide</hi> (Schlosshauptmann) des<lb/> Alcazar von Sevilla. Seine Mutter war eine Fonseca (Gräfin<lb/> Monterey). Der Grossvater Don Pedro, ein General Carl V, war<lb/> der erste Graf von Olivares<note place="foot" n="3)">Sein Bildniss von Pourbus im Belvedere — ein Mann von kraftvoll be-<lb/> deutenden Zügen, streng herrischem Blick, majestätischer Haltung, Nr. 1129.</note>. „Er ist zu Rom geboren, sagt<lb/> Khevenhiller, sonst ist sein Vaterland Andalusien, und beim spa-<lb/> nischen Hofe erzogen worden, daher denn <hi rendition="#i">natura, patria et edu-</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0229]
Olivares.
Olivares.
Gleich bei der Uebersiedlung unseres Malers nach Madrid
begegnet der Name des Ministers, ohne dessen dauernde Gunst
seine nunmehrige Stellung am Hofe und in der Nähe des Mo-
narchen nicht denkbar gewesen wäre. Da Velazquez fast nur
für den König arbeitete, und der Minister alles, was diesen und
sein Haus betraf, bis auf die Kleiderordnung, persönlich leitete
und erfand, so wird man wol bei allen wichtigeren Vorfällen
dieser Künstlergeschichte seine Hand vermuthen dürfen. Im
einzelnen weiss man sehr wenig von beider Beziehungen. Der
Toscaner Averardo de’ Medici nennt Velazquez im Jahre 1629
seinen favorito 1). Man darf glauben, dass der Künstler diesen
sonst fast in allen Beziehungen ungünstig beurtheilten Mann nur
als treuen und eifrigen Gönner und Freund kennen gelernt hat,
und dass Don Gaspar in seinem jungen Landsmann nicht bloss
den geistvollen Maler, der an sein Konterfei nicht weniger wie
an das seines Herrn das Beste seiner Kunst zu wenden pflegte,
nicht bloss den geschmackvollen Berather bei zahlreichen Unter-
nehmungen, sondern auch den ehrenhaften, redlichen Menschen
geschätzt hat. In Gunst und Hass extrem, hat er oft für seine
Freunde mehr gethan, als sie von ihm hofften 2). Wie hätte der
Maler auch jenen bangen entscheidenden Augenblick vergessen
können, als ihn nach Ablegung seiner Probe vor dem Hof der
Graf mit einem Worte über alle Nebenbuhler wegrückte. Seine
Dankbarkeit zeigte sich später nach dem Sturz des Günst-
lings.
Don Gaspar Guzman, geboren zu Rom 1587, war der zweite
Sohn des Grafen Enrique, Gesandten bei Sixtus V, Vicekönigs
von Sicilien und Neapel, und Alcaide (Schlosshauptmann) des
Alcazar von Sevilla. Seine Mutter war eine Fonseca (Gräfin
Monterey). Der Grossvater Don Pedro, ein General Carl V, war
der erste Graf von Olivares 3). „Er ist zu Rom geboren, sagt
Khevenhiller, sonst ist sein Vaterland Andalusien, und beim spa-
nischen Hofe erzogen worden, daher denn natura, patria et edu-
1) Brief an den Erzbischof von Pisa, 22. Sept. 1629. Medic. Archiv.
2) Se s’ applica a favorire, fa più di quello che si pretende. Mocenigo.
3) Sein Bildniss von Pourbus im Belvedere — ein Mann von kraftvoll be-
deutenden Zügen, streng herrischem Blick, majestätischer Haltung, Nr. 1129.
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