Von der vermuthlichen Absicht Gottes in Ansehung der Dauer des Weltgebäudes, und in wie weit die Unordnungen und Zerrüttungen in andern Sonnensystemen auf den Untergang der andern einen Einfluß haben können.
Wenn die Vernunft erkennet, wie ich in dem vor- hergehenden Hauptstücke gezeiget habe, daß es denen weisen Absichten Gottes nicht ungemäß ist, nach vielen Millionen Jahren, und nachdem die Triebfe- dern der Planeten entweder stumpf geworden sind, oder von der anziehenden Kraft der Sonne überwältiget werden, alle Planeten und Cometen wieder in den Sonnenklumpen stürzen zu lassen, aus welchem sie ent- standen waren, um die zur Bewohnung ungeschickt ge- wordenen Himmelscörper in dem Sonnenfeuer um- schmelzen, umformen, und durch neue Gährungen und Erzeugungen zu einer viel herrlichern und glänzen- dern Bewohnung geschickt werden zu lassen; so fragt es sich zuförderst, ob diese Veränderung mit dem gan- zen Weltgebäude, oder mit allen Sonnensystemen zu gleicher Zeit vorgehen wird. Nach demjenigen, was die sich selbst überlassene gesunde Vernunft davon er- kennet, muß man behaupten, daß dieses nicht mit dem ganzen Weltgebäude auf einmahl geschehen wird. Dieses Weltgebäude ist allzu schön, herrlich und prächtig,
als
XI. Abſchn. II. Hauptſt. Abſicht Gottes
Zweytes Hauptſtuͤck.
Von der vermuthlichen Abſicht Gottes in Anſehung der Dauer des Weltgebaͤudes, und in wie weit die Unordnungen und Zerruͤttungen in andern Sonnenſyſtemen auf den Untergang der andern einen Einfluß haben koͤnnen.
Wenn die Vernunft erkennet, wie ich in dem vor- hergehenden Hauptſtuͤcke gezeiget habe, daß es denen weiſen Abſichten Gottes nicht ungemaͤß iſt, nach vielen Millionen Jahren, und nachdem die Triebfe- dern der Planeten entweder ſtumpf geworden ſind, oder von der anziehenden Kraft der Sonne uͤberwaͤltiget werden, alle Planeten und Cometen wieder in den Sonnenklumpen ſtuͤrzen zu laſſen, aus welchem ſie ent- ſtanden waren, um die zur Bewohnung ungeſchickt ge- wordenen Himmelscoͤrper in dem Sonnenfeuer um- ſchmelzen, umformen, und durch neue Gaͤhrungen und Erzeugungen zu einer viel herrlichern und glaͤnzen- dern Bewohnung geſchickt werden zu laſſen; ſo fragt es ſich zufoͤrderſt, ob dieſe Veraͤnderung mit dem gan- zen Weltgebaͤude, oder mit allen Sonnenſyſtemen zu gleicher Zeit vorgehen wird. Nach demjenigen, was die ſich ſelbſt uͤberlaſſene geſunde Vernunft davon er- kennet, muß man behaupten, daß dieſes nicht mit dem ganzen Weltgebaͤude auf einmahl geſchehen wird. Dieſes Weltgebaͤude iſt allzu ſchoͤn, herrlich und praͤchtig,
als
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XI. Abſchn. II. Hauptſt. Abſicht Gottes
Zweytes Hauptſtuͤck.
Von der vermuthlichen Abſicht Gottes in
Anſehung der Dauer des Weltgebaͤudes, und in
wie weit die Unordnungen und Zerruͤttungen in
andern Sonnenſyſtemen auf den Untergang
der andern einen Einfluß haben
koͤnnen.
Wenn die Vernunft erkennet, wie ich in dem vor-
hergehenden Hauptſtuͤcke gezeiget habe, daß es
denen weiſen Abſichten Gottes nicht ungemaͤß iſt, nach
vielen Millionen Jahren, und nachdem die Triebfe-
dern der Planeten entweder ſtumpf geworden ſind, oder
von der anziehenden Kraft der Sonne uͤberwaͤltiget
werden, alle Planeten und Cometen wieder in den
Sonnenklumpen ſtuͤrzen zu laſſen, aus welchem ſie ent-
ſtanden waren, um die zur Bewohnung ungeſchickt ge-
wordenen Himmelscoͤrper in dem Sonnenfeuer um-
ſchmelzen, umformen, und durch neue Gaͤhrungen
und Erzeugungen zu einer viel herrlichern und glaͤnzen-
dern Bewohnung geſchickt werden zu laſſen; ſo fragt
es ſich zufoͤrderſt, ob dieſe Veraͤnderung mit dem gan-
zen Weltgebaͤude, oder mit allen Sonnenſyſtemen zu
gleicher Zeit vorgehen wird. Nach demjenigen, was
die ſich ſelbſt uͤberlaſſene geſunde Vernunft davon er-
kennet, muß man behaupten, daß dieſes nicht mit
dem ganzen Weltgebaͤude auf einmahl geſchehen wird.
Dieſes Weltgebaͤude iſt allzu ſchoͤn, herrlich und praͤchtig,
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/380>, abgerufen am 21.11.2024.
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