Von der Dauer der Welt, und ob dem ganzen Weltgebäude, oder besondern Weltcörpern dereinst der Untergang, oder eine gänzliche Vernichtung bevorstehe.
Wenn die Wissensbegierde der Menschen erreget wird, zu ergründen, woher, wie und auf was Art, und aus was vor Macht dieses unermeßliche Weltgebäude entstanden ist, und was vor Begebenheiten und Veränderungen sich in denen ver- flossenen Zeiten mit dem Erdcörper, auf welchem wir herumwallen, zugetragen haben; so ist sie gewiß eben so stark bemühet, zu erforschen, was dieses Weltge- bäude und unser besonderer Weltcörper inskünftige vor Schicksale zu gewarten haben dürfte. Der Mensch ist vor sein kleines Daseyn sehr besorgt. Er siehet leicht ein, daß, wenn dem ganzen Weltgebäude, oder un- serm Erdcörper der Untergang, oder eine gänzliche Vernichtung bevorstehe, sein eigener Untergang noth- wendig damit verwickelt seyn werde.
Vielleicht sind alle Menschen mehr zum Aberglau- ben geneigt, als sie es sich selbst einbilden. Man weis nicht, soll man es diesem Aberglauben, oder ei- ner unersättlichen Neubegierde beymessen, daß alle Men- schen so gern in die Zukunft eintringen möchten. Jch habe Gelehrte gekennet, die sich über allen Aberglau-
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Eilfter Abſchnitt.
Von der Dauer der Welt, und ob dem ganzen Weltgebaͤude, oder beſondern Weltcoͤrpern dereinſt der Untergang, oder eine gaͤnzliche Vernichtung bevorſtehe.
Wenn die Wiſſensbegierde der Menſchen erreget wird, zu ergruͤnden, woher, wie und auf was Art, und aus was vor Macht dieſes unermeßliche Weltgebaͤude entſtanden iſt, und was vor Begebenheiten und Veraͤnderungen ſich in denen ver- floſſenen Zeiten mit dem Erdcoͤrper, auf welchem wir herumwallen, zugetragen haben; ſo iſt ſie gewiß eben ſo ſtark bemuͤhet, zu erforſchen, was dieſes Weltge- baͤude und unſer beſonderer Weltcoͤrper inskuͤnftige vor Schickſale zu gewarten haben duͤrfte. Der Menſch iſt vor ſein kleines Daſeyn ſehr beſorgt. Er ſiehet leicht ein, daß, wenn dem ganzen Weltgebaͤude, oder un- ſerm Erdcoͤrper der Untergang, oder eine gaͤnzliche Vernichtung bevorſtehe, ſein eigener Untergang noth- wendig damit verwickelt ſeyn werde.
Vielleicht ſind alle Menſchen mehr zum Aberglau- ben geneigt, als ſie es ſich ſelbſt einbilden. Man weis nicht, ſoll man es dieſem Aberglauben, oder ei- ner unerſaͤttlichen Neubegierde beymeſſen, daß alle Men- ſchen ſo gern in die Zukunft eintringen moͤchten. Jch habe Gelehrte gekennet, die ſich uͤber allen Aberglau-
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Eilfter Abſchnitt.
Von der Dauer der Welt, und ob dem
ganzen Weltgebaͤude, oder beſondern Weltcoͤrpern
dereinſt der Untergang, oder eine gaͤnzliche
Vernichtung bevorſtehe.
Wenn die Wiſſensbegierde der Menſchen erreget
wird, zu ergruͤnden, woher, wie und auf
was Art, und aus was vor Macht dieſes
unermeßliche Weltgebaͤude entſtanden iſt, und was vor
Begebenheiten und Veraͤnderungen ſich in denen ver-
floſſenen Zeiten mit dem Erdcoͤrper, auf welchem wir
herumwallen, zugetragen haben; ſo iſt ſie gewiß eben
ſo ſtark bemuͤhet, zu erforſchen, was dieſes Weltge-
baͤude und unſer beſonderer Weltcoͤrper inskuͤnftige vor
Schickſale zu gewarten haben duͤrfte. Der Menſch iſt
vor ſein kleines Daſeyn ſehr beſorgt. Er ſiehet leicht
ein, daß, wenn dem ganzen Weltgebaͤude, oder un-
ſerm Erdcoͤrper der Untergang, oder eine gaͤnzliche
Vernichtung bevorſtehe, ſein eigener Untergang noth-
wendig damit verwickelt ſeyn werde.
Vielleicht ſind alle Menſchen mehr zum Aberglau-
ben geneigt, als ſie es ſich ſelbſt einbilden. Man
weis nicht, ſoll man es dieſem Aberglauben, oder ei-
ner unerſaͤttlichen Neubegierde beymeſſen, daß alle Men-
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/351>, abgerufen am 21.11.2024.
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