Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
VII. Abschn. Erweis, daß die Erde


Siebender Abschnitt.

Erweis, daß die Oberfläche der Erde zu
verschiedenen Mahlen bewohnt gewesen, und durch
allgemeine Umformungen und Verwüstungen wie-
derum gänzlich entvölkert worden, ehe noch un-
sere jetzige Zeitrechnung ihren Anfang
genommen hat.

Dasjenige, was ich in diesem siebenden Ab-
schnitte vorzutragen habe, ist weiter nichts,
als eine Folge aus denen beyden vorhergehen-
den Abschnitten. Wenn sich die Pole unsers Erdcör-
pers in dem unermeßlichen Zeitraume seines Alter-
thums zu verschiedenen Mahlen verändert, und da-
durch auch eine Veränderung in dem Meere veruhrsa-
chet haben; wenn es auf diese Art geschehen ist, daß
dasjenige, was jetzo das feste Land ausmacht, mehr
als einmahl der Grund des Meeres gewesen ist; wenn
durch solche erschreckliche Ueberschwemmungen und Ver-
wüstungen die auf dem festen Lande lebenden Menschen
und Creaturen in gewissen Gegenden und Welttheilen
gänzlich vertilget worden sind; so folget daraus ganz
natürlich, daß dasjenige, was jetzo festes Land ist,
mehr als einmahl von denen Menschen und Creaturen
bewohnet gewesen ist. Jch will mich deutlicher erkläh-
ren: Nachdem das jetzige feste Land ehedem zum Grun-
de des Meeres gedienet hat, und durch eine gegen-

seitige
VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde


Siebender Abſchnitt.

Erweis, daß die Oberflaͤche der Erde zu
verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen, und durch
allgemeine Umformungen und Verwuͤſtungen wie-
derum gaͤnzlich entvoͤlkert worden, ehe noch un-
ſere jetzige Zeitrechnung ihren Anfang
genommen hat.

Dasjenige, was ich in dieſem ſiebenden Ab-
ſchnitte vorzutragen habe, iſt weiter nichts,
als eine Folge aus denen beyden vorhergehen-
den Abſchnitten. Wenn ſich die Pole unſers Erdcoͤr-
pers in dem unermeßlichen Zeitraume ſeines Alter-
thums zu verſchiedenen Mahlen veraͤndert, und da-
durch auch eine Veraͤnderung in dem Meere veruhrſa-
chet haben; wenn es auf dieſe Art geſchehen iſt, daß
dasjenige, was jetzo das feſte Land ausmacht, mehr
als einmahl der Grund des Meeres geweſen iſt; wenn
durch ſolche erſchreckliche Ueberſchwemmungen und Ver-
wuͤſtungen die auf dem feſten Lande lebenden Menſchen
und Creaturen in gewiſſen Gegenden und Welttheilen
gaͤnzlich vertilget worden ſind; ſo folget daraus ganz
natuͤrlich, daß dasjenige, was jetzo feſtes Land iſt,
mehr als einmahl von denen Menſchen und Creaturen
bewohnet geweſen iſt. Jch will mich deutlicher erklaͤh-
ren: Nachdem das jetzige feſte Land ehedem zum Grun-
de des Meeres gedienet hat, und durch eine gegen-

ſeitige
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0256" n="228"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Ab&#x017F;chn. Erweis, daß die Erde</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebender Ab&#x017F;chnitt.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Erweis, daß die Oberfla&#x0364;che der Erde zu</hi><lb/>
ver&#x017F;chiedenen Mahlen bewohnt gewe&#x017F;en, und durch<lb/>
allgemeine Umformungen und Verwu&#x0364;&#x017F;tungen wie-<lb/>
derum ga&#x0364;nzlich entvo&#x0364;lkert worden, ehe noch un-<lb/>
&#x017F;ere jetzige Zeitrechnung ihren Anfang<lb/>
genommen hat.</hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>asjenige, was ich in die&#x017F;em &#x017F;iebenden Ab-<lb/>
&#x017F;chnitte vorzutragen habe, i&#x017F;t weiter nichts,<lb/>
als eine Folge aus denen beyden vorhergehen-<lb/>
den Ab&#x017F;chnitten. Wenn &#x017F;ich die Pole un&#x017F;ers Erdco&#x0364;r-<lb/>
pers in dem unermeßlichen Zeitraume &#x017F;eines Alter-<lb/>
thums zu ver&#x017F;chiedenen Mahlen vera&#x0364;ndert, und da-<lb/>
durch auch eine Vera&#x0364;nderung in dem Meere veruhr&#x017F;a-<lb/>
chet haben; wenn es auf die&#x017F;e Art ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, daß<lb/>
dasjenige, was jetzo das fe&#x017F;te Land ausmacht, mehr<lb/>
als einmahl der Grund des Meeres gewe&#x017F;en i&#x017F;t; wenn<lb/>
durch &#x017F;olche er&#x017F;chreckliche Ueber&#x017F;chwemmungen und Ver-<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;tungen die auf dem fe&#x017F;ten Lande lebenden Men&#x017F;chen<lb/>
und Creaturen in gewi&#x017F;&#x017F;en Gegenden und Welttheilen<lb/>
ga&#x0364;nzlich vertilget worden &#x017F;ind; &#x017F;o folget daraus ganz<lb/>
natu&#x0364;rlich, daß dasjenige, was jetzo fe&#x017F;tes Land i&#x017F;t,<lb/>
mehr als einmahl von denen Men&#x017F;chen und Creaturen<lb/>
bewohnet gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Jch will mich deutlicher erkla&#x0364;h-<lb/>
ren: Nachdem das jetzige fe&#x017F;te Land ehedem zum Grun-<lb/>
de des Meeres gedienet hat, und durch eine gegen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eitige</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0256] VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde Siebender Abſchnitt. Erweis, daß die Oberflaͤche der Erde zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen, und durch allgemeine Umformungen und Verwuͤſtungen wie- derum gaͤnzlich entvoͤlkert worden, ehe noch un- ſere jetzige Zeitrechnung ihren Anfang genommen hat. Dasjenige, was ich in dieſem ſiebenden Ab- ſchnitte vorzutragen habe, iſt weiter nichts, als eine Folge aus denen beyden vorhergehen- den Abſchnitten. Wenn ſich die Pole unſers Erdcoͤr- pers in dem unermeßlichen Zeitraume ſeines Alter- thums zu verſchiedenen Mahlen veraͤndert, und da- durch auch eine Veraͤnderung in dem Meere veruhrſa- chet haben; wenn es auf dieſe Art geſchehen iſt, daß dasjenige, was jetzo das feſte Land ausmacht, mehr als einmahl der Grund des Meeres geweſen iſt; wenn durch ſolche erſchreckliche Ueberſchwemmungen und Ver- wuͤſtungen die auf dem feſten Lande lebenden Menſchen und Creaturen in gewiſſen Gegenden und Welttheilen gaͤnzlich vertilget worden ſind; ſo folget daraus ganz natuͤrlich, daß dasjenige, was jetzo feſtes Land iſt, mehr als einmahl von denen Menſchen und Creaturen bewohnet geweſen iſt. Jch will mich deutlicher erklaͤh- ren: Nachdem das jetzige feſte Land ehedem zum Grun- de des Meeres gedienet hat, und durch eine gegen- ſeitige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/256
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/256>, abgerufen am 21.12.2024.