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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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559. An Friedrich Perthes in Hamburg.

Wir fassen uns so wenig jetzt bei dem Schreib-Ärmel als wären
wir durch La Manche geschieden. -- Ich habe jetzt die 2te Auf-
lage der Levana ausgearbeitet, weil bei einer Erziehungslehre die5
frühere Erscheinung doch wichtiger ist als bei einer Geschmackslehre.
Die Vorschule will ich daher in der Mich[aelis] M[esse] 1812 in
4 Bändchen geben. Vielleicht können Sie sie bei dieser Verspätung,
meinem Hoffen und Wünschen gemäß, verlegen. Ich wünsch' es
um so mehr, weil sie durch Verlag auf französischen Territorien10
den freiesten Um- und Durchlauf bekäme, zumal da im Buche kein
Staatsinquisitor auch nur die kleinste politische Unwissenheits- oder
Wissenheits Sünde finden könnte. Die alten Bedingungen der 1ten
Auflage würden sich erneuern, doch so, daß für jeden Bogen nur
4 Ld'or in Gold gegeben und nur der fünfte nachgezahlet würde.15
Ungefähr 12 neue Druckbogen werden eingeschaltet, die kleinen
Verbesserungen ungerechnet. Schon im Februar könnte der Druck
angehen.

Im Falle der Nicht-Annahme belehren Sie mich, ob ich in
Straßburg einen soliden Verleger dazu fände.20

-- Vom Hamburger Morgenblatte hab' ich noch nichts gehört
und -- einen Bogen ausgenommen -- gesehen; existiert es fort?

Ich bitte um baldige Antwort.

Leben Sie wol!

Ihr25
Jean Paul Fr. Richter
560. An Cotta.

Da Sie immer Antworten so wenig schuldig bleiben als Geld,
das auch eine ist; -- da ich gleichwol noch keine auf meinen Brief30
vom 2ten Okt., worin ich Sie um Wolke's etymologischen Aufsatz
(nach seiner Bitte), zur Benutzung eines eignen für das Morgen-
blatt,
ersuchte, und zweitens noch keine auf meinen vom 14ten Okt.
erhalten, worin ich Ihnen die 2te Auflage der Levana antrug: so
will mir keine Voraussetzung einer Meßreise nach Leipzig hin-35

559. An Friedrich Perthes in Hamburg.

Wir faſſen uns ſo wenig jetzt bei dem Schreib-Ärmel als wären
wir durch La Manche geſchieden. — Ich habe jetzt die 2te Auf-
lage der Levana ausgearbeitet, weil bei einer Erziehungslehre die5
frühere Erſcheinung doch wichtiger iſt als bei einer Geſchmackslehre.
Die Vorschule will ich daher in der Mich[aelis] M[eſſe] 1812 in
4 Bändchen geben. Vielleicht können Sie ſie bei dieſer Verſpätung,
meinem Hoffen und Wünſchen gemäß, verlegen. Ich wünſch’ es
um ſo mehr, weil ſie durch Verlag auf franzöſiſchen Territorien10
den freieſten Um- und Durchlauf bekäme, zumal da im Buche kein
Staatsinquiſitor auch nur die kleinſte politiſche Unwiſſenheits- oder
Wiſſenheits Sünde finden könnte. Die alten Bedingungen der 1ten
Auflage würden ſich erneuern, doch ſo, daß für jeden Bogen nur
4 Ld’or in Gold gegeben und nur der fünfte nachgezahlet würde.15
Ungefähr 12 neue Druckbogen werden eingeſchaltet, die kleinen
Verbeſſerungen ungerechnet. Schon im Februar könnte der Druck
angehen.

Im Falle der Nicht-Annahme belehren Sie mich, ob ich in
Straßburg einen ſoliden Verleger dazu fände.20

— Vom Hamburger Morgenblatte hab’ ich noch nichts gehört
und — einen Bogen ausgenommen — geſehen; exiſtiert es fort?

Ich bitte um baldige Antwort.

Leben Sie wol!

Ihr25
Jean Paul Fr. Richter
560. An Cotta.

Da Sie immer Antworten ſo wenig ſchuldig bleiben als Geld,
das auch eine iſt; — da ich gleichwol noch keine auf meinen Brief30
vom 2ten Okt., worin ich Sie um Wolke’s etymologiſchen Aufſatz
(nach ſeiner Bitte), zur Benutzung eines eignen für das Morgen-
blatt,
erſuchte, und zweitens noch keine auf meinen vom 14ten Okt.
erhalten, worin ich Ihnen die 2te Auflage der Levana antrug: ſo
will mir keine Vorausſetzung einer Meßreiſe nach Leipzig hin-35

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[232/0246] 559. An Friedrich Perthes in Hamburg. Bayreuth d. 6ten Nov. 1811 Wir faſſen uns ſo wenig jetzt bei dem Schreib-Ärmel als wären wir durch La Manche geſchieden. — Ich habe jetzt die 2te Auf- lage der Levana ausgearbeitet, weil bei einer Erziehungslehre die 5 frühere Erſcheinung doch wichtiger iſt als bei einer Geſchmackslehre. Die Vorschule will ich daher in der Mich[aelis] M[eſſe] 1812 in 4 Bändchen geben. Vielleicht können Sie ſie bei dieſer Verſpätung, meinem Hoffen und Wünſchen gemäß, verlegen. Ich wünſch’ es um ſo mehr, weil ſie durch Verlag auf franzöſiſchen Territorien 10 den freieſten Um- und Durchlauf bekäme, zumal da im Buche kein Staatsinquiſitor auch nur die kleinſte politiſche Unwiſſenheits- oder Wiſſenheits Sünde finden könnte. Die alten Bedingungen der 1ten Auflage würden ſich erneuern, doch ſo, daß für jeden Bogen nur 4 Ld’or in Gold gegeben und nur der fünfte nachgezahlet würde. 15 Ungefähr 12 neue Druckbogen werden eingeſchaltet, die kleinen Verbeſſerungen ungerechnet. Schon im Februar könnte der Druck angehen. Im Falle der Nicht-Annahme belehren Sie mich, ob ich in Straßburg einen ſoliden Verleger dazu fände. 20 — Vom Hamburger Morgenblatte hab’ ich noch nichts gehört und — einen Bogen ausgenommen — geſehen; exiſtiert es fort? Ich bitte um baldige Antwort. Leben Sie wol! Ihr 25 Jean Paul Fr. Richter 560. An Cotta. Bayreuth d. 6. Nov. 1811 Da Sie immer Antworten ſo wenig ſchuldig bleiben als Geld, das auch eine iſt; — da ich gleichwol noch keine auf meinen Brief 30 vom 2ten Okt., worin ich Sie um Wolke’s etymologiſchen Aufſatz (nach ſeiner Bitte), zur Benutzung eines eignen für das Morgen- blatt, erſuchte, und zweitens noch keine auf meinen vom 14ten Okt. erhalten, worin ich Ihnen die 2te Auflage der Levana antrug: ſo will mir keine Vorausſetzung einer Meßreiſe nach Leipzig hin- 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/246>, abgerufen am 26.04.2024.