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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816.

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auf der Flucht von Moskau erfroren. In die-
sen Zusammenkünften verwaltete das Ordner-
amt auf meinen Wunsch und Willen Fried-
rich Friesen
aus Magdeburg, der sich beson-
ders auf Bauwesen, Naturkunde, schöne Künste
und Erziehungslehre gelegt hatte, bei Fichte ein
fleißiger Zuhörer gewesen, und bei Hagen in
der Altdeutschen Sprache; vor allem aber wußte,
was dem Vaterlande Noth that Damals
stand er bei der Lehr- und Erziehungs-Anstalt
des Dr. Plamann, die, obwohl wenig beachtet,
dem Vaterlande vortreffliche Lehrer ausgebildet.
Friesen war ein aufblühender Mann in Ju-
gendfülle und Jugendschöne an Leib und Seele
ohne Fehl voll Unschuld und Weisheit, beredt
wie ein Seher; eine Siegfriedsgestalt, von gro-
ßen Gaben und Gnaden, den Jung und Alt
gleich lieb hatte; ein Meister des Schwerts auf
Hieb und Stoß, kurz, rasch, fest, fein, gewaltig,
und nicht zu ermüden, wenn seine Hand erst das
Eisen faßte; ein kühner Schwimmer, dem kein
Deutscher Strom zu breit und zu reißend; ein
reisiger Reuter in allen Sätteln gerecht; ein
Sinner in der Turnkunst, die ihm viel verdankt.

Ihm

auf der Flucht von Moskau erfroren. In die-
ſen Zuſammenkünften verwaltete das Ordner-
amt auf meinen Wunſch und Willen Fried-
rich Frieſen
aus Magdeburg, der ſich beſon-
ders auf Bauweſen, Naturkunde, ſchöne Künſte
und Erziehungslehre gelegt hatte, bei Fichte ein
fleißiger Zuhörer geweſen, und bei Hagen in
der Altdeutſchen Sprache; vor allem aber wußte,
was dem Vaterlande Noth that Damals
ſtand er bei der Lehr- und Erziehungs-Anſtalt
des Dr. Plamann, die, obwohl wenig beachtet,
dem Vaterlande vortreffliche Lehrer ausgebildet.
Frieſen war ein aufblühender Mann in Ju-
gendfülle und Jugendſchöne an Leib und Seele
ohne Fehl voll Unſchuld und Weisheit, beredt
wie ein Seher; eine Siegfriedsgeſtalt, von gro-
ßen Gaben und Gnaden, den Jung und Alt
gleich lieb hatte; ein Meiſter des Schwerts auf
Hieb und Stoß, kurz, raſch, feſt, fein, gewaltig,
und nicht zu ermüden, wenn ſeine Hand erſt das
Eiſen faßte; ein kühner Schwimmer, dem kein
Deutſcher Strom zu breit und zu reißend; ein
reiſiger Reuter in allen Sätteln gerecht; ein
Sinner in der Turnkunſt, die ihm viel verdankt.

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[VII/0013] auf der Flucht von Moskau erfroren. In die- ſen Zuſammenkünften verwaltete das Ordner- amt auf meinen Wunſch und Willen Fried- rich Frieſen aus Magdeburg, der ſich beſon- ders auf Bauweſen, Naturkunde, ſchöne Künſte und Erziehungslehre gelegt hatte, bei Fichte ein fleißiger Zuhörer geweſen, und bei Hagen in der Altdeutſchen Sprache; vor allem aber wußte, was dem Vaterlande Noth that Damals ſtand er bei der Lehr- und Erziehungs-Anſtalt des Dr. Plamann, die, obwohl wenig beachtet, dem Vaterlande vortreffliche Lehrer ausgebildet. Frieſen war ein aufblühender Mann in Ju- gendfülle und Jugendſchöne an Leib und Seele ohne Fehl voll Unſchuld und Weisheit, beredt wie ein Seher; eine Siegfriedsgeſtalt, von gro- ßen Gaben und Gnaden, den Jung und Alt gleich lieb hatte; ein Meiſter des Schwerts auf Hieb und Stoß, kurz, raſch, feſt, fein, gewaltig, und nicht zu ermüden, wenn ſeine Hand erſt das Eiſen faßte; ein kühner Schwimmer, dem kein Deutſcher Strom zu breit und zu reißend; ein reiſiger Reuter in allen Sätteln gerecht; ein Sinner in der Turnkunſt, die ihm viel verdankt. Ihm

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/13>, abgerufen am 26.04.2024.