Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Man errichtete grosse Städte, man bauete
prächtige Palläste und füllete selbige mit
dem schönsten Hausgeräth. Man konnte
nun offene Dörfer und lustige Landhäuser
haben. Ganze Reiche wurden ein angeneh-
mes Gefilde, und eine erweiterte Handlung
machte ein blühendes Gewerbe und ver-
band weit entlegene Länder mit einander,
und vermehrte und brachte die Künste und
Wissenschafften von einem Orte zu dem
andern. Gehet man die Geschichte durch,
so wird man finden, daß Künste und Wis-
senschaften von den Zeiten des Noah bis
auf den Kaiser August nie höher gestiegen
und zugleich weiter ausgebreitet gewesen,
als zu den Zeiten dieses Römischen Kai-
sers. Zu eben dieser Zeit herrschete auch
ein so weitläuftiger und langer Friede, als
man in den vorhergehenden Zeitläuften eben-
falls nicht aufweisen kann, indem der größte
Theil der damahls bekannten Welt das
sanfte Scepter des Augustus verehrete.

§. 18.

Die Religion stehet in einer genauenNoah
wird in der
wahren Re-
ligion be-
stärket.

Verbindung mit den äusserlichen Umstän-
den der Welt, und sie haben einen gemein-
schaftlichen Einfluß in einander. Man er-
blicket derowegen in der äusserlichen Verfas-
sung der Welt manche Ursache, woraus man
einigermassen begreifen kann, warum
Gott in Absicht auf die Religion diese oder

jene

Man errichtete groſſe Staͤdte, man bauete
praͤchtige Pallaͤſte und fuͤllete ſelbige mit
dem ſchoͤnſten Hausgeraͤth. Man konnte
nun offene Doͤrfer und luſtige Landhaͤuſer
haben. Ganze Reiche wurden ein angeneh-
mes Gefilde, und eine erweiterte Handlung
machte ein bluͤhendes Gewerbe und ver-
band weit entlegene Laͤnder mit einander,
und vermehrte und brachte die Kuͤnſte und
Wiſſenſchafften von einem Orte zu dem
andern. Gehet man die Geſchichte durch,
ſo wird man finden, daß Kuͤnſte und Wiſ-
ſenſchaften von den Zeiten des Noah bis
auf den Kaiſer Auguſt nie hoͤher geſtiegen
und zugleich weiter ausgebreitet geweſen,
als zu den Zeiten dieſes Roͤmiſchen Kai-
ſers. Zu eben dieſer Zeit herrſchete auch
ein ſo weitlaͤuftiger und langer Friede, als
man in den vorhergehenden Zeitlaͤuften eben-
falls nicht aufweiſen kann, indem der groͤßte
Theil der damahls bekannten Welt das
ſanfte Scepter des Auguſtus verehrete.

§. 18.

Die Religion ſtehet in einer genauenNoah
wird in der
wahren Re-
ligion be-
ſtaͤrket.

Verbindung mit den aͤuſſerlichen Umſtaͤn-
den der Welt, und ſie haben einen gemein-
ſchaftlichen Einfluß in einander. Man er-
blicket derowegen in der aͤuſſerlichen Verfaſ-
ſung der Welt manche Urſache, woraus man
einigermaſſen begreifen kann, warum
Gott in Abſicht auf die Religion dieſe oder

jene
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0065" n="45"/>
Man errichtete gro&#x017F;&#x017F;e Sta&#x0364;dte, man bauete<lb/>
pra&#x0364;chtige Palla&#x0364;&#x017F;te und fu&#x0364;llete &#x017F;elbige mit<lb/>
dem &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Hausgera&#x0364;th. Man konnte<lb/>
nun offene Do&#x0364;rfer und lu&#x017F;tige Landha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
haben. Ganze Reiche wurden ein angeneh-<lb/>
mes Gefilde, und eine erweiterte Handlung<lb/>
machte ein blu&#x0364;hendes Gewerbe und ver-<lb/>
band weit entlegene La&#x0364;nder mit einander,<lb/>
und vermehrte und brachte die Ku&#x0364;n&#x017F;te und<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften von einem Orte zu dem<lb/>
andern. Gehet man die Ge&#x017F;chichte durch,<lb/>
&#x017F;o wird man finden, daß Ku&#x0364;n&#x017F;te und Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaften von den Zeiten des Noah bis<lb/>
auf den Kai&#x017F;er Augu&#x017F;t nie ho&#x0364;her ge&#x017F;tiegen<lb/>
und zugleich weiter ausgebreitet gewe&#x017F;en,<lb/>
als zu den Zeiten die&#x017F;es Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kai-<lb/>
&#x017F;ers. Zu eben die&#x017F;er Zeit herr&#x017F;chete auch<lb/>
ein &#x017F;o weitla&#x0364;uftiger und langer Friede, als<lb/>
man in den vorhergehenden Zeitla&#x0364;uften eben-<lb/>
falls nicht aufwei&#x017F;en kann, indem der gro&#x0364;ßte<lb/>
Theil der damahls bekannten Welt das<lb/>
&#x017F;anfte Scepter des Augu&#x017F;tus verehrete.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 18.</head><lb/>
          <p>Die Religion &#x017F;tehet in einer genauen<note place="right">Noah<lb/>
wird in der<lb/>
wahren Re-<lb/>
ligion be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rket.</note><lb/>
Verbindung mit den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den der Welt, und &#x017F;ie haben einen gemein-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Einfluß in einander. Man er-<lb/>
blicket derowegen in der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Verfa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung der Welt manche Ur&#x017F;ache, woraus man<lb/>
einigerma&#x017F;&#x017F;en begreifen kann, warum<lb/>
Gott in Ab&#x017F;icht auf die Religion die&#x017F;e oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jene</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0065] Man errichtete groſſe Staͤdte, man bauete praͤchtige Pallaͤſte und fuͤllete ſelbige mit dem ſchoͤnſten Hausgeraͤth. Man konnte nun offene Doͤrfer und luſtige Landhaͤuſer haben. Ganze Reiche wurden ein angeneh- mes Gefilde, und eine erweiterte Handlung machte ein bluͤhendes Gewerbe und ver- band weit entlegene Laͤnder mit einander, und vermehrte und brachte die Kuͤnſte und Wiſſenſchafften von einem Orte zu dem andern. Gehet man die Geſchichte durch, ſo wird man finden, daß Kuͤnſte und Wiſ- ſenſchaften von den Zeiten des Noah bis auf den Kaiſer Auguſt nie hoͤher geſtiegen und zugleich weiter ausgebreitet geweſen, als zu den Zeiten dieſes Roͤmiſchen Kai- ſers. Zu eben dieſer Zeit herrſchete auch ein ſo weitlaͤuftiger und langer Friede, als man in den vorhergehenden Zeitlaͤuften eben- falls nicht aufweiſen kann, indem der groͤßte Theil der damahls bekannten Welt das ſanfte Scepter des Auguſtus verehrete. §. 18. Die Religion ſtehet in einer genauen Verbindung mit den aͤuſſerlichen Umſtaͤn- den der Welt, und ſie haben einen gemein- ſchaftlichen Einfluß in einander. Man er- blicket derowegen in der aͤuſſerlichen Verfaſ- ſung der Welt manche Urſache, woraus man einigermaſſen begreifen kann, warum Gott in Abſicht auf die Religion dieſe oder jene Noah wird in der wahren Re- ligion be- ſtaͤrket.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/65
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/65>, abgerufen am 21.12.2024.