Was hat man doch für dringende Ursa- chen, solche künstliche und gezwungene Er- klärungen zu machen? Paulus lehret uns ganz deutlich, wo diese Stadt ist, wenn er schreibet: Unser Wandel, oder unsere Stadt- und Bürgerrecht, und unser bür- gerliches Gewerbe ist im Himmel, und zwar in demjenigen Himmel, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesu Chri- sti des Herrn. Wo ist also die Stadt, die bleibende Stadt, welche Gott den Gläubigen erbauet hat, und deren Bür- gerrecht er ihnen geschenket hat? Sie ist im Himmel, da wo Jesus in seiner Herr- lichkeit ist. Es kommt hinzu, daß es bey den Juden eine ganz unbekannte Meynung gewesen, daß im Himmel ein Jerusalem sey, welches von Gott erbauet, und mit der größten Pracht ausgezieret sey *). Die Apostel bedienen sich dieser Vorstellung als eines Bildes jener Seligkeit.
§. 19.
Es ist also ganz klar, daß in der Spra-Fortsetzung des vori- gen. che des neuen Testaments, wenigstens in den angezogenen Stellen unter dem neuen Himmel und der neuen Erde diejenige Verfassung des Himmels und der Erde
ver-
*)Conf. Schoettgenii Dissertat. de Hierosolyma Coelesti, quae extat in Hor. Hebr. et Tal- mud. P. I. p. 1205.
E e 2
Was hat man doch fuͤr dringende Urſa- chen, ſolche kuͤnſtliche und gezwungene Er- klaͤrungen zu machen? Paulus lehret uns ganz deutlich, wo dieſe Stadt iſt, wenn er ſchreibet: Unſer Wandel, oder unſere Stadt- und Buͤrgerrecht, und unſer buͤr- gerliches Gewerbe iſt im Himmel, und zwar in demjenigen Himmel, von dannen wir auch warten des Heilandes Jeſu Chri- ſti des Herrn. Wo iſt alſo die Stadt, die bleibende Stadt, welche Gott den Glaͤubigen erbauet hat, und deren Buͤr- gerrecht er ihnen geſchenket hat? Sie iſt im Himmel, da wo Jeſus in ſeiner Herr- lichkeit iſt. Es kommt hinzu, daß es bey den Juden eine ganz unbekannte Meynung geweſen, daß im Himmel ein Jeruſalem ſey, welches von Gott erbauet, und mit der groͤßten Pracht ausgezieret ſey *). Die Apoſtel bedienen ſich dieſer Vorſtellung als eines Bildes jener Seligkeit.
§. 19.
Es iſt alſo ganz klar, daß in der Spra-Fortſetzung des vori- gen. che des neuen Teſtaments, wenigſtens in den angezogenen Stellen unter dem neuen Himmel und der neuen Erde diejenige Verfaſſung des Himmels und der Erde
ver-
*)Conf. Schoettgenii Diſſertat. de Hieroſolyma Coeleſti, quae extat in Hor. Hebr. et Tal- mud. P. I. p. 1205.
E e 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0455"n="435"/>
Was hat man doch fuͤr dringende Urſa-<lb/>
chen, ſolche kuͤnſtliche und gezwungene Er-<lb/>
klaͤrungen zu machen? Paulus lehret uns<lb/>
ganz deutlich, wo dieſe Stadt iſt, wenn<lb/>
er ſchreibet: Unſer Wandel, oder unſere<lb/>
Stadt- und Buͤrgerrecht, und unſer buͤr-<lb/>
gerliches Gewerbe iſt im Himmel, und<lb/>
zwar in demjenigen Himmel, von dannen<lb/>
wir auch warten des Heilandes Jeſu Chri-<lb/>ſti des Herrn. Wo iſt alſo die Stadt,<lb/>
die bleibende Stadt, welche Gott den<lb/>
Glaͤubigen erbauet hat, und deren Buͤr-<lb/>
gerrecht er ihnen geſchenket hat? Sie iſt<lb/>
im Himmel, da wo Jeſus in ſeiner Herr-<lb/>
lichkeit iſt. Es kommt hinzu, daß es bey<lb/>
den Juden eine ganz unbekannte Meynung<lb/>
geweſen, daß im Himmel ein Jeruſalem<lb/>ſey, welches von Gott erbauet, und mit<lb/>
der groͤßten Pracht ausgezieret ſey <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">Conf. <hirendition="#i">Schoettgenii</hi> Diſſertat. de Hieroſolyma<lb/>
Coeleſti, quae extat in Hor. Hebr. et Tal-<lb/>
mud. P. I. p.</hi> 1205.</note>. Die<lb/>
Apoſtel bedienen ſich dieſer Vorſtellung als<lb/>
eines Bildes jener Seligkeit.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 19.</head><lb/><p>Es iſt alſo ganz klar, daß in der Spra-<noteplace="right">Fortſetzung<lb/>
des vori-<lb/>
gen.</note><lb/>
che des neuen Teſtaments, wenigſtens in<lb/>
den angezogenen Stellen unter dem neuen<lb/>
Himmel und der neuen Erde diejenige<lb/>
Verfaſſung des Himmels und der Erde<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[435/0455]
Was hat man doch fuͤr dringende Urſa-
chen, ſolche kuͤnſtliche und gezwungene Er-
klaͤrungen zu machen? Paulus lehret uns
ganz deutlich, wo dieſe Stadt iſt, wenn
er ſchreibet: Unſer Wandel, oder unſere
Stadt- und Buͤrgerrecht, und unſer buͤr-
gerliches Gewerbe iſt im Himmel, und
zwar in demjenigen Himmel, von dannen
wir auch warten des Heilandes Jeſu Chri-
ſti des Herrn. Wo iſt alſo die Stadt,
die bleibende Stadt, welche Gott den
Glaͤubigen erbauet hat, und deren Buͤr-
gerrecht er ihnen geſchenket hat? Sie iſt
im Himmel, da wo Jeſus in ſeiner Herr-
lichkeit iſt. Es kommt hinzu, daß es bey
den Juden eine ganz unbekannte Meynung
geweſen, daß im Himmel ein Jeruſalem
ſey, welches von Gott erbauet, und mit
der groͤßten Pracht ausgezieret ſey *). Die
Apoſtel bedienen ſich dieſer Vorſtellung als
eines Bildes jener Seligkeit.
§. 19.
Es iſt alſo ganz klar, daß in der Spra-
che des neuen Teſtaments, wenigſtens in
den angezogenen Stellen unter dem neuen
Himmel und der neuen Erde diejenige
Verfaſſung des Himmels und der Erde
ver-
Fortſetzung
des vori-
gen.
*) Conf. Schoettgenii Diſſertat. de Hieroſolyma
Coeleſti, quae extat in Hor. Hebr. et Tal-
mud. P. I. p. 1205.
E e 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/455>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.