bedeuten, einzelne Könige oder ganze Rei- hen von Regenten? Folgende Umstände müssen dieses bestimmen. Das Thier ist unstreitig ein grosses Reich, und keine ein- zelne Person, denn es werden ihm viele Könige zugeeignet. Eben dieses Thier aber wird v. 11. unter die Könige mitge- rechnet. Hieraus erhellet, daß diese Kö- nige keine einzelne Personen, sondern gan- ze Reihen von Königen und Regierungen seyn, welche unter dem Thiere stehen, und eine Zeitlang zwar wider Christum und seine Kirche streiten, endlich aber die Hu- re, d. i. die beschriebene grosse Stadt gänzlich zerstören.
§. 17.
Weitere Fortsetzung des vori- gen.
Bey der Anwendung der sechsten Re- gel muß man aber genau zusehen, ob auch die Bilder, welche in dem neuen Testa- mente aus den Propheten des alten Bun- des entlehnet werden, eben eine solche Sa- che vorstellen, welche ehemals dadurch ab- geschildert worden, oder ob nur ein bekann- tes Bild beybehalten, unter selbigem aber eine ganz andere Sache abgemahlet wor- den. So behält Jesus einen Theil desje- nigen Bildes, unter welchem Jesaias die Zerstörung Jerusalems vorgestellet; er schildert aber darunter den unseligen Zu- stand der Hölle und der Verdammten nach
diesem
bedeuten, einzelne Koͤnige oder ganze Rei- hen von Regenten? Folgende Umſtaͤnde muͤſſen dieſes beſtimmen. Das Thier iſt unſtreitig ein groſſes Reich, und keine ein- zelne Perſon, denn es werden ihm viele Koͤnige zugeeignet. Eben dieſes Thier aber wird v. 11. unter die Koͤnige mitge- rechnet. Hieraus erhellet, daß dieſe Koͤ- nige keine einzelne Perſonen, ſondern gan- ze Reihen von Koͤnigen und Regierungen ſeyn, welche unter dem Thiere ſtehen, und eine Zeitlang zwar wider Chriſtum und ſeine Kirche ſtreiten, endlich aber die Hu- re, d. i. die beſchriebene groſſe Stadt gaͤnzlich zerſtoͤren.
§. 17.
Weitere Fortſetzung des vori- gen.
Bey der Anwendung der ſechſten Re- gel muß man aber genau zuſehen, ob auch die Bilder, welche in dem neuen Teſta- mente aus den Propheten des alten Bun- des entlehnet werden, eben eine ſolche Sa- che vorſtellen, welche ehemals dadurch ab- geſchildert worden, oder ob nur ein bekann- tes Bild beybehalten, unter ſelbigem aber eine ganz andere Sache abgemahlet wor- den. So behaͤlt Jeſus einen Theil desje- nigen Bildes, unter welchem Jeſaias die Zerſtoͤrung Jeruſalems vorgeſtellet; er ſchildert aber darunter den unſeligen Zu- ſtand der Hoͤlle und der Verdammten nach
dieſem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0448"n="428"/>
bedeuten, einzelne Koͤnige oder ganze Rei-<lb/>
hen von Regenten? Folgende Umſtaͤnde<lb/>
muͤſſen dieſes beſtimmen. Das Thier iſt<lb/>
unſtreitig ein groſſes Reich, und keine ein-<lb/>
zelne Perſon, denn es werden ihm viele<lb/>
Koͤnige zugeeignet. Eben dieſes Thier<lb/>
aber wird v. 11. unter die Koͤnige mitge-<lb/>
rechnet. Hieraus erhellet, daß dieſe Koͤ-<lb/>
nige keine einzelne Perſonen, ſondern gan-<lb/>
ze Reihen von Koͤnigen und Regierungen<lb/>ſeyn, welche unter dem Thiere ſtehen, und<lb/>
eine Zeitlang zwar wider Chriſtum und<lb/>ſeine Kirche ſtreiten, endlich aber die Hu-<lb/>
re, d. i. die beſchriebene groſſe Stadt<lb/>
gaͤnzlich zerſtoͤren.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 17.</head><lb/><noteplace="left">Weitere<lb/>
Fortſetzung<lb/>
des vori-<lb/>
gen.</note><p>Bey der Anwendung der ſechſten Re-<lb/>
gel muß man aber genau zuſehen, ob auch<lb/>
die Bilder, welche in dem neuen Teſta-<lb/>
mente aus den Propheten des alten Bun-<lb/>
des entlehnet werden, eben eine ſolche Sa-<lb/>
che vorſtellen, welche ehemals dadurch ab-<lb/>
geſchildert worden, oder ob nur ein bekann-<lb/>
tes Bild beybehalten, unter ſelbigem aber<lb/>
eine ganz andere Sache abgemahlet wor-<lb/>
den. So behaͤlt Jeſus einen Theil desje-<lb/>
nigen Bildes, unter welchem Jeſaias die<lb/>
Zerſtoͤrung Jeruſalems vorgeſtellet; er<lb/>ſchildert aber darunter den unſeligen Zu-<lb/>ſtand der Hoͤlle und der Verdammten nach<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dieſem</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[428/0448]
bedeuten, einzelne Koͤnige oder ganze Rei-
hen von Regenten? Folgende Umſtaͤnde
muͤſſen dieſes beſtimmen. Das Thier iſt
unſtreitig ein groſſes Reich, und keine ein-
zelne Perſon, denn es werden ihm viele
Koͤnige zugeeignet. Eben dieſes Thier
aber wird v. 11. unter die Koͤnige mitge-
rechnet. Hieraus erhellet, daß dieſe Koͤ-
nige keine einzelne Perſonen, ſondern gan-
ze Reihen von Koͤnigen und Regierungen
ſeyn, welche unter dem Thiere ſtehen, und
eine Zeitlang zwar wider Chriſtum und
ſeine Kirche ſtreiten, endlich aber die Hu-
re, d. i. die beſchriebene groſſe Stadt
gaͤnzlich zerſtoͤren.
§. 17.
Bey der Anwendung der ſechſten Re-
gel muß man aber genau zuſehen, ob auch
die Bilder, welche in dem neuen Teſta-
mente aus den Propheten des alten Bun-
des entlehnet werden, eben eine ſolche Sa-
che vorſtellen, welche ehemals dadurch ab-
geſchildert worden, oder ob nur ein bekann-
tes Bild beybehalten, unter ſelbigem aber
eine ganz andere Sache abgemahlet wor-
den. So behaͤlt Jeſus einen Theil desje-
nigen Bildes, unter welchem Jeſaias die
Zerſtoͤrung Jeruſalems vorgeſtellet; er
ſchildert aber darunter den unſeligen Zu-
ſtand der Hoͤlle und der Verdammten nach
dieſem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/448>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.