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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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kann, als daß in einem jeden Buche nach
einigen hundert Jahren einige Stellen
dunkel werden, indem sich die Bedeutung
mancher Worte mit der Zeit ganz verän-
dert, und einige Gebräuche und Geschich-
te, worauf sich ein Buch beziehet, unbe-
kannt werden; so denke niemand, daß er
ja alle Stellen der Heil. Schrift, und be-
sonders der Offenbarung Johannis voll-
kommen verstehen werde. Man suche da-
her dunkele Stellen durch keine gezwunge-
ne und unerweisliche Erklärungen deutlich
zu machen; sondern man bekenne lieber,
daß man diese und jene Stelle nicht verste-
he. Genug, daß so viele klare Stellen
allezeit bleiben werden, als zu unserm
Glauben und einem heiligen Leben nöthig
sind.

§. 9.

Jch will den Gebrauch dieser RegelnAnwen-
dung der
ersten Re-
gel.

durch Exempel zeigen. Nach der ersten
Regel zerbreche ich mir den Kopf nicht
darüber, wer in dem sechsten Capitel ei-
gentlich die vier Reuter sind, und wor-
auf die verschiedenen Farben ihrer Pferde
zielen. Vielleicht sind eben diese Farben
darüber gemahlet, damit die eigentlichen
Zeiten und Personen und Umstände, wor-
auf diese Bilder zielen, haben unbekannt
bleiben sollen. Vielleicht hätte es aus den
oben angeführten Ursachen der Kirche den
größten Nachtheil verursachet, wenn die

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kann, als daß in einem jeden Buche nach
einigen hundert Jahren einige Stellen
dunkel werden, indem ſich die Bedeutung
mancher Worte mit der Zeit ganz veraͤn-
dert, und einige Gebraͤuche und Geſchich-
te, worauf ſich ein Buch beziehet, unbe-
kannt werden; ſo denke niemand, daß er
ja alle Stellen der Heil. Schrift, und be-
ſonders der Offenbarung Johannis voll-
kommen verſtehen werde. Man ſuche da-
her dunkele Stellen durch keine gezwunge-
ne und unerweisliche Erklaͤrungen deutlich
zu machen; ſondern man bekenne lieber,
daß man dieſe und jene Stelle nicht verſte-
he. Genug, daß ſo viele klare Stellen
allezeit bleiben werden, als zu unſerm
Glauben und einem heiligen Leben noͤthig
ſind.

§. 9.

Jch will den Gebrauch dieſer RegelnAnwen-
dung der
erſten Re-
gel.

durch Exempel zeigen. Nach der erſten
Regel zerbreche ich mir den Kopf nicht
daruͤber, wer in dem ſechſten Capitel ei-
gentlich die vier Reuter ſind, und wor-
auf die verſchiedenen Farben ihrer Pferde
zielen. Vielleicht ſind eben dieſe Farben
daruͤber gemahlet, damit die eigentlichen
Zeiten und Perſonen und Umſtaͤnde, wor-
auf dieſe Bilder zielen, haben unbekannt
bleiben ſollen. Vielleicht haͤtte es aus den
oben angefuͤhrten Urſachen der Kirche den
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[407/0427] kann, als daß in einem jeden Buche nach einigen hundert Jahren einige Stellen dunkel werden, indem ſich die Bedeutung mancher Worte mit der Zeit ganz veraͤn- dert, und einige Gebraͤuche und Geſchich- te, worauf ſich ein Buch beziehet, unbe- kannt werden; ſo denke niemand, daß er ja alle Stellen der Heil. Schrift, und be- ſonders der Offenbarung Johannis voll- kommen verſtehen werde. Man ſuche da- her dunkele Stellen durch keine gezwunge- ne und unerweisliche Erklaͤrungen deutlich zu machen; ſondern man bekenne lieber, daß man dieſe und jene Stelle nicht verſte- he. Genug, daß ſo viele klare Stellen allezeit bleiben werden, als zu unſerm Glauben und einem heiligen Leben noͤthig ſind. §. 9. Jch will den Gebrauch dieſer Regeln durch Exempel zeigen. Nach der erſten Regel zerbreche ich mir den Kopf nicht daruͤber, wer in dem ſechſten Capitel ei- gentlich die vier Reuter ſind, und wor- auf die verſchiedenen Farben ihrer Pferde zielen. Vielleicht ſind eben dieſe Farben daruͤber gemahlet, damit die eigentlichen Zeiten und Perſonen und Umſtaͤnde, wor- auf dieſe Bilder zielen, haben unbekannt bleiben ſollen. Vielleicht haͤtte es aus den oben angefuͤhrten Urſachen der Kirche den groͤßten Nachtheil verurſachet, wenn die wah- Anwen- dung der erſten Re- gel. C c 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/427>, abgerufen am 20.11.2024.