Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Frau heirathen, oder sich wenigstens fleisch-
lich mit ihr vermischen können. Die Weis-
heit Gottes litte nicht eine Ehe zu erlauben,
die zu so vielem Uebel die nächste Veran-
lassung gewesen wäre.

§. 18.

Auf eine ähnliche Art betrachte ich dasWarum
des Bru-
ders Frau
nicht hat
geehelichet
werden sol-
len?

Gesetz, welches im sechszehnten Verse ste-
het und dieses ist. Du sollst deines Bru-
ders Frauen Blösse nicht aufdecken,
denn sie ist deines Bruders Blösse.
Man
erinnere sich hierbey, daß bey den Jsraeli-
ten, besonders in den ersten Zeiten nach
der Eroberung des Landes Canaan, die
Brüder, so lange die Väter lebten, in ei-
ner gewissen Gemeinschaft zu bleiben pfleg-
ten, und dem ohngeachtet heiratheten. Es
wurde dieses dadurch fast nothwendig ge-
macht, weil sie größtentheils vom Acker-
bau und von der Viehzucht lebten, und die
Viehzucht wegen der Räuber und Raub-
thiere in grossen, und unter dem Schutze
mehrerer Menschen getrieben werden mußte.
1 B. Sam. C. 17. v. 43. 44. 45. C. 25.
v. 14. 15. 16. Brüder und deren Frauen hatten
derowegen vielen Umgang mit einander, so
lange der Vater noch lebte, und wenn er
gestorben war, mußten sie dennoch nahe
bey einander wohnen, weil sie sich in die
Grundstücke ihres Vaters theilten, welche
bey einer einzigen Stadt oder Dorfe zu lie-

gen
A a 3

Frau heirathen, oder ſich wenigſtens fleiſch-
lich mit ihr vermiſchen koͤnnen. Die Weis-
heit Gottes litte nicht eine Ehe zu erlauben,
die zu ſo vielem Uebel die naͤchſte Veran-
laſſung geweſen waͤre.

§. 18.

Auf eine aͤhnliche Art betrachte ich dasWarum
des Bru-
ders Frau
nicht hat
geehelichet
werden ſol-
len?

Geſetz, welches im ſechszehnten Verſe ſte-
het und dieſes iſt. Du ſollſt deines Bru-
ders Frauen Bloͤſſe nicht aufdecken,
denn ſie iſt deines Bruders Bloͤſſe.
Man
erinnere ſich hierbey, daß bey den Jſraeli-
ten, beſonders in den erſten Zeiten nach
der Eroberung des Landes Canaan, die
Bruͤder, ſo lange die Vaͤter lebten, in ei-
ner gewiſſen Gemeinſchaft zu bleiben pfleg-
ten, und dem ohngeachtet heiratheten. Es
wurde dieſes dadurch faſt nothwendig ge-
macht, weil ſie groͤßtentheils vom Acker-
bau und von der Viehzucht lebten, und die
Viehzucht wegen der Raͤuber und Raub-
thiere in groſſen, und unter dem Schutze
mehrerer Menſchen getrieben werden mußte.
1 B. Sam. C. 17. v. 43. 44. 45. C. 25.
v. 14. 15. 16. Bruͤder und deren Frauen hatten
derowegen vielen Umgang mit einander, ſo
lange der Vater noch lebte, und wenn er
geſtorben war, mußten ſie dennoch nahe
bey einander wohnen, weil ſie ſich in die
Grundſtuͤcke ihres Vaters theilten, welche
bey einer einzigen Stadt oder Dorfe zu lie-

gen
A a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0393" n="373"/>
Frau heirathen, oder &#x017F;ich wenig&#x017F;tens flei&#x017F;ch-<lb/>
lich mit ihr vermi&#x017F;chen ko&#x0364;nnen. Die Weis-<lb/>
heit Gottes litte nicht eine Ehe zu erlauben,<lb/>
die zu &#x017F;o vielem Uebel die na&#x0364;ch&#x017F;te Veran-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ung gewe&#x017F;en wa&#x0364;re.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 18.</head><lb/>
          <p>Auf eine a&#x0364;hnliche Art betrachte ich das<note place="right">Warum<lb/>
des Bru-<lb/>
ders Frau<lb/>
nicht hat<lb/>
geehelichet<lb/>
werden &#x017F;ol-<lb/>
len?</note><lb/>
Ge&#x017F;etz, welches im &#x017F;echszehnten Ver&#x017F;e &#x017F;te-<lb/>
het und die&#x017F;es i&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Du &#x017F;oll&#x017F;t deines Bru-<lb/>
ders Frauen Blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht aufdecken,<lb/>
denn &#x017F;ie i&#x017F;t deines Bruders Blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi> Man<lb/>
erinnere &#x017F;ich hierbey, daß bey den J&#x017F;raeli-<lb/>
ten, be&#x017F;onders in den er&#x017F;ten Zeiten nach<lb/>
der Eroberung des Landes Canaan, die<lb/>
Bru&#x0364;der, &#x017F;o lange die Va&#x0364;ter lebten, in ei-<lb/>
ner gewi&#x017F;&#x017F;en Gemein&#x017F;chaft zu bleiben pfleg-<lb/>
ten, und dem ohngeachtet heiratheten. Es<lb/>
wurde die&#x017F;es dadurch fa&#x017F;t nothwendig ge-<lb/>
macht, weil &#x017F;ie gro&#x0364;ßtentheils vom Acker-<lb/>
bau und von der Viehzucht lebten, und die<lb/>
Viehzucht wegen der Ra&#x0364;uber und Raub-<lb/>
thiere in gro&#x017F;&#x017F;en, und unter dem Schutze<lb/>
mehrerer Men&#x017F;chen getrieben werden mußte.<lb/>
1 B. Sam. C. 17. v. 43. 44. 45. C. 25.<lb/>
v. 14. 15. 16. Bru&#x0364;der und deren Frauen hatten<lb/>
derowegen vielen Umgang mit einander, &#x017F;o<lb/>
lange der Vater noch lebte, und wenn er<lb/>
ge&#x017F;torben war, mußten &#x017F;ie dennoch nahe<lb/>
bey einander wohnen, weil &#x017F;ie &#x017F;ich in die<lb/>
Grund&#x017F;tu&#x0364;cke ihres Vaters theilten, welche<lb/>
bey einer einzigen Stadt oder Dorfe zu lie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0393] Frau heirathen, oder ſich wenigſtens fleiſch- lich mit ihr vermiſchen koͤnnen. Die Weis- heit Gottes litte nicht eine Ehe zu erlauben, die zu ſo vielem Uebel die naͤchſte Veran- laſſung geweſen waͤre. §. 18. Auf eine aͤhnliche Art betrachte ich das Geſetz, welches im ſechszehnten Verſe ſte- het und dieſes iſt. Du ſollſt deines Bru- ders Frauen Bloͤſſe nicht aufdecken, denn ſie iſt deines Bruders Bloͤſſe. Man erinnere ſich hierbey, daß bey den Jſraeli- ten, beſonders in den erſten Zeiten nach der Eroberung des Landes Canaan, die Bruͤder, ſo lange die Vaͤter lebten, in ei- ner gewiſſen Gemeinſchaft zu bleiben pfleg- ten, und dem ohngeachtet heiratheten. Es wurde dieſes dadurch faſt nothwendig ge- macht, weil ſie groͤßtentheils vom Acker- bau und von der Viehzucht lebten, und die Viehzucht wegen der Raͤuber und Raub- thiere in groſſen, und unter dem Schutze mehrerer Menſchen getrieben werden mußte. 1 B. Sam. C. 17. v. 43. 44. 45. C. 25. v. 14. 15. 16. Bruͤder und deren Frauen hatten derowegen vielen Umgang mit einander, ſo lange der Vater noch lebte, und wenn er geſtorben war, mußten ſie dennoch nahe bey einander wohnen, weil ſie ſich in die Grundſtuͤcke ihres Vaters theilten, welche bey einer einzigen Stadt oder Dorfe zu lie- gen Warum des Bru- ders Frau nicht hat geehelichet werden ſol- len? A a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/393
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/393>, abgerufen am 20.11.2024.