Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Denn wie wir aus dem vorhin angezeigten
Umständen wahrscheinlich gemacht, so zei-
get hier Moses den Grund eines gewissen
göttlichen Gesetzes an, so er den Nachkom-
men Adams gegeben, und folglich sind die
Worte, so hier Moses anführet, ursprüng-
lich von Gott kommen.

§. 2.

Doch wir wollen uns hierüber mit nie-Die Ehen
sollen un-
trennbar
seyn.

manden in einen Streit einlassen, zu unsern
Endzweck kann es uns gleich viel seyn, ob
diese Worte als Worte Adams, oder als
Worte Moses anzunehmen seyn. Es kann
uns auch gleich viel seyn, ob sie jemand
übersetzet: darum wird ein Mann Vater
und Mutter verlassen: oder darum soll
ein Mann Vater und Mutter verlas-
sen. Beyde Ueberfetzungen sind an
und vor sich der Natur der Hebräi-
schen Sprache gemäß. Dieses fra-
ge ich nur; ist dasjenige, was diese Wor-
te, so Gott hat aufzeichnen lassen, sagen,
der Absicht des Schöpfers gemäß, und
ihm wolgefällig oder nicht? Man bemerke
aber, daß ich hier diese Worte nicht aus
dem neuen Testamente, sondern aus ihrer
eignen innern Verbindung und ihren Um-
ständen erklären wolle: denn sonst wäre
diese Frage unnöthig. Diesemnach über-
lege man, ob der Jnnhalt obiger Worte
der göttlichen Absicht bey Errichtung des

Ehe-
Q 5

Denn wie wir aus dem vorhin angezeigten
Umſtaͤnden wahrſcheinlich gemacht, ſo zei-
get hier Moſes den Grund eines gewiſſen
goͤttlichen Geſetzes an, ſo er den Nachkom-
men Adams gegeben, und folglich ſind die
Worte, ſo hier Moſes anfuͤhret, urſpruͤng-
lich von Gott kommen.

§. 2.

Doch wir wollen uns hieruͤber mit nie-Die Ehen
ſollen un-
trennbar
ſeyn.

manden in einen Streit einlaſſen, zu unſern
Endzweck kann es uns gleich viel ſeyn, ob
dieſe Worte als Worte Adams, oder als
Worte Moſes anzunehmen ſeyn. Es kann
uns auch gleich viel ſeyn, ob ſie jemand
uͤberſetzet: darum wird ein Mann Vater
und Mutter verlaſſen: oder darum ſoll
ein Mann Vater und Mutter verlaſ-
ſen. Beyde Ueberfetzungen ſind an
und vor ſich der Natur der Hebraͤi-
ſchen Sprache gemaͤß. Dieſes fra-
ge ich nur; iſt dasjenige, was dieſe Wor-
te, ſo Gott hat aufzeichnen laſſen, ſagen,
der Abſicht des Schoͤpfers gemaͤß, und
ihm wolgefaͤllig oder nicht? Man bemerke
aber, daß ich hier dieſe Worte nicht aus
dem neuen Teſtamente, ſondern aus ihrer
eignen innern Verbindung und ihren Um-
ſtaͤnden erklaͤren wolle: denn ſonſt waͤre
dieſe Frage unnoͤthig. Dieſemnach uͤber-
lege man, ob der Jnnhalt obiger Worte
der goͤttlichen Abſicht bey Errichtung des

Ehe-
Q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0269" n="249"/>
Denn wie wir aus dem vorhin angezeigten<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden wahr&#x017F;cheinlich gemacht, &#x017F;o zei-<lb/>
get hier Mo&#x017F;es den Grund eines gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
go&#x0364;ttlichen Ge&#x017F;etzes an, &#x017F;o er den Nachkom-<lb/>
men Adams gegeben, und folglich &#x017F;ind die<lb/>
Worte, &#x017F;o hier Mo&#x017F;es anfu&#x0364;hret, ur&#x017F;pru&#x0364;ng-<lb/>
lich von Gott kommen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 2.</head><lb/>
          <p>Doch wir wollen uns hieru&#x0364;ber mit nie-<note place="right">Die Ehen<lb/>
&#x017F;ollen un-<lb/>
trennbar<lb/>
&#x017F;eyn.</note><lb/>
manden in einen Streit einla&#x017F;&#x017F;en, zu un&#x017F;ern<lb/>
Endzweck kann es uns gleich viel &#x017F;eyn, ob<lb/>
die&#x017F;e Worte als Worte Adams, oder als<lb/>
Worte Mo&#x017F;es anzunehmen &#x017F;eyn. Es kann<lb/>
uns auch gleich viel &#x017F;eyn, ob &#x017F;ie jemand<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;etzet: darum <hi rendition="#fr">wird</hi> ein Mann Vater<lb/>
und Mutter verla&#x017F;&#x017F;en: oder darum <hi rendition="#fr">&#x017F;oll</hi><lb/>
ein Mann Vater und Mutter verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Beyde Ueberfetzungen &#x017F;ind an<lb/>
und vor &#x017F;ich der Natur der Hebra&#x0364;i-<lb/>
&#x017F;chen Sprache gema&#x0364;ß. Die&#x017F;es fra-<lb/>
ge ich nur; i&#x017F;t dasjenige, was die&#x017F;e Wor-<lb/>
te, &#x017F;o Gott hat aufzeichnen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;agen,<lb/>
der Ab&#x017F;icht des Scho&#x0364;pfers gema&#x0364;ß, und<lb/>
ihm wolgefa&#x0364;llig oder nicht? Man bemerke<lb/>
aber, daß ich hier die&#x017F;e Worte nicht aus<lb/>
dem neuen Te&#x017F;tamente, &#x017F;ondern aus ihrer<lb/>
eignen innern Verbindung und ihren Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden erkla&#x0364;ren wolle: denn &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re<lb/>
die&#x017F;e Frage unno&#x0364;thig. Die&#x017F;emnach u&#x0364;ber-<lb/>
lege man, ob der Jnnhalt obiger Worte<lb/>
der go&#x0364;ttlichen Ab&#x017F;icht bey Errichtung des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Ehe-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0269] Denn wie wir aus dem vorhin angezeigten Umſtaͤnden wahrſcheinlich gemacht, ſo zei- get hier Moſes den Grund eines gewiſſen goͤttlichen Geſetzes an, ſo er den Nachkom- men Adams gegeben, und folglich ſind die Worte, ſo hier Moſes anfuͤhret, urſpruͤng- lich von Gott kommen. §. 2. Doch wir wollen uns hieruͤber mit nie- manden in einen Streit einlaſſen, zu unſern Endzweck kann es uns gleich viel ſeyn, ob dieſe Worte als Worte Adams, oder als Worte Moſes anzunehmen ſeyn. Es kann uns auch gleich viel ſeyn, ob ſie jemand uͤberſetzet: darum wird ein Mann Vater und Mutter verlaſſen: oder darum ſoll ein Mann Vater und Mutter verlaſ- ſen. Beyde Ueberfetzungen ſind an und vor ſich der Natur der Hebraͤi- ſchen Sprache gemaͤß. Dieſes fra- ge ich nur; iſt dasjenige, was dieſe Wor- te, ſo Gott hat aufzeichnen laſſen, ſagen, der Abſicht des Schoͤpfers gemaͤß, und ihm wolgefaͤllig oder nicht? Man bemerke aber, daß ich hier dieſe Worte nicht aus dem neuen Teſtamente, ſondern aus ihrer eignen innern Verbindung und ihren Um- ſtaͤnden erklaͤren wolle: denn ſonſt waͤre dieſe Frage unnoͤthig. Dieſemnach uͤber- lege man, ob der Jnnhalt obiger Worte der goͤttlichen Abſicht bey Errichtung des Ehe- Die Ehen ſollen un- trennbar ſeyn. Q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/269
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/269>, abgerufen am 30.12.2024.