gen abschneiden und erhaschen kann. Hier verblendet man diese Leute, und macht sie dreiste und hart wider die Furcht. Allein sollte dieses ungerecht seyn? Wäre es bes- ser, daß man diese Räuber in einer beständi- gen Furcht erhielte, und sie desto wachsamer und verschlagener machte? Jch hoffe nicht, daß jemand solches behaupten werde.
§. 15.
Der hochberühmte Herr D. Baum-Weitere Fortsetzung. garten merket in der oben beygebrachten Stelle an, daß man jemanden auch zu dem Ende verhärten könnte, daß seine Bosheiten offenbar würden. Einem wei- sen Regenten ist daran gelegen, daß seine Unterthanen einsehen, daß er niemanden zu viel thue. Ja ein jeder kluger Hausvater hat dahin zu sehen, daß seine Hausge- nossen ein solches von ihm glauben. Wenn derowegen ein Regent gewisse böse Unter- thanen, oder ein Hausvater einige unarti- ge Hausgenossen bestrafen will, so ist nicht genug, daß der Regent und der Hausva- ter das böse Herz dieser Leute kennen, sondern andere müssen davon ebenfalls über- zeuget werden. Und da kann man sich ge- nöthiget sehen, daß man ihnen zu gewissen offenbaren Ausbrüchen die Gelegenheit gie- bet, da sie bisher ihre Laster mit vieler List und heimlich ausgeübet. Jener Kauf- mann hat Handelsbediente, welche der Ueppigkeit nachhangen, und eine wollüsti-
ge
gen abſchneiden und erhaſchen kann. Hier verblendet man dieſe Leute, und macht ſie dreiſte und hart wider die Furcht. Allein ſollte dieſes ungerecht ſeyn? Waͤre es beſ- ſer, daß man dieſe Raͤuber in einer beſtaͤndi- gen Furcht erhielte, und ſie deſto wachſamer und verſchlagener machte? Jch hoffe nicht, daß jemand ſolches behaupten werde.
§. 15.
Der hochberuͤhmte Herr D. Baum-Weitere Fortſetzung. garten merket in der oben beygebrachten Stelle an, daß man jemanden auch zu dem Ende verhaͤrten koͤnnte, daß ſeine Bosheiten offenbar wuͤrden. Einem wei- ſen Regenten iſt daran gelegen, daß ſeine Unterthanen einſehen, daß er niemanden zu viel thue. Ja ein jeder kluger Hausvater hat dahin zu ſehen, daß ſeine Hausge- noſſen ein ſolches von ihm glauben. Wenn derowegen ein Regent gewiſſe boͤſe Unter- thanen, oder ein Hausvater einige unarti- ge Hausgenoſſen beſtrafen will, ſo iſt nicht genug, daß der Regent und der Hausva- ter das boͤſe Herz dieſer Leute kennen, ſondern andere muͤſſen davon ebenfalls uͤber- zeuget werden. Und da kann man ſich ge- noͤthiget ſehen, daß man ihnen zu gewiſſen offenbaren Ausbruͤchen die Gelegenheit gie- bet, da ſie bisher ihre Laſter mit vieler Liſt und heimlich ausgeuͤbet. Jener Kauf- mann hat Handelsbediente, welche der Ueppigkeit nachhangen, und eine wolluͤſti-
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gen abſchneiden und erhaſchen kann. Hier
verblendet man dieſe Leute, und macht ſie
dreiſte und hart wider die Furcht. Allein
ſollte dieſes ungerecht ſeyn? Waͤre es beſ-
ſer, daß man dieſe Raͤuber in einer beſtaͤndi-
gen Furcht erhielte, und ſie deſto wachſamer
und verſchlagener machte? Jch hoffe nicht,
daß jemand ſolches behaupten werde.
§. 15.
Der hochberuͤhmte Herr D. Baum-
garten merket in der oben beygebrachten
Stelle an, daß man jemanden auch zu
dem Ende verhaͤrten koͤnnte, daß ſeine
Bosheiten offenbar wuͤrden. Einem wei-
ſen Regenten iſt daran gelegen, daß ſeine
Unterthanen einſehen, daß er niemanden zu
viel thue. Ja ein jeder kluger Hausvater
hat dahin zu ſehen, daß ſeine Hausge-
noſſen ein ſolches von ihm glauben. Wenn
derowegen ein Regent gewiſſe boͤſe Unter-
thanen, oder ein Hausvater einige unarti-
ge Hausgenoſſen beſtrafen will, ſo iſt nicht
genug, daß der Regent und der Hausva-
ter das boͤſe Herz dieſer Leute kennen,
ſondern andere muͤſſen davon ebenfalls uͤber-
zeuget werden. Und da kann man ſich ge-
noͤthiget ſehen, daß man ihnen zu gewiſſen
offenbaren Ausbruͤchen die Gelegenheit gie-
bet, da ſie bisher ihre Laſter mit vieler Liſt
und heimlich ausgeuͤbet. Jener Kauf-
mann hat Handelsbediente, welche der
Ueppigkeit nachhangen, und eine wolluͤſti-
ge
Weitere
Fortſetzung.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/243>, abgerufen am 20.11.2024.
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