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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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ständen vorher verkündiget. Hat man von
dergleichen irgend ein Exempel in der gan-
zen Welt? Wer solche unwahrscheinliche
und widerstehende Sätze annehmen kann,
dem müssen wir es überlassen, sich selber
der so angenehmen Beruhigung des Gei-
stes zu berauben, welche das Evangelium
giebet.

§. 19.

Jch weiß gar wol, man setzet demjeni-Ein Zwei-
fel wird ge-
hoben.

gen, was ich anjetzt vorgebracht, die Weis-
sagung eines Proculus entgegen, der da
vorgab, Romulus wäre aus dem Himmel
kommen und hätte ihm offenbaret, Rom
würde das Haupt der Welt werden. Sie
möchten nur die Kriegesübungen treiben
und auf die Nachkommen fortpflanzen.
Keine menschliche Macht würde den Rö-
mischen Waffen widerstehen können. Man
saget, diese Weissagung ist erfüllet, und
sie hat sich selber ihre Erfüllung verschaffet,
indem sie die Römer muthig und tapfer ge-
macht. Allein man vergleiche doch diese
Geschichte nach allen Umständen mit der
von Christo; bleibet auch irgend einige
Aehnlichkeit? Wie ist jene Römische Weis-
sagung entstanden? Sie ist, wie man in
dem ersten Buch des Livius lesen kann,
aus Noth erdichtet. Die Römischen
Rathsherren hatten ihren König den Ro-
mulus
ermordet, und gaben vor, er wäre

gen
L 4

ſtaͤnden vorher verkuͤndiget. Hat man von
dergleichen irgend ein Exempel in der gan-
zen Welt? Wer ſolche unwahrſcheinliche
und widerſtehende Saͤtze annehmen kann,
dem muͤſſen wir es uͤberlaſſen, ſich ſelber
der ſo angenehmen Beruhigung des Gei-
ſtes zu berauben, welche das Evangelium
giebet.

§. 19.

Jch weiß gar wol, man ſetzet demjeni-Ein Zwei-
fel wird ge-
hoben.

gen, was ich anjetzt vorgebracht, die Weiſ-
ſagung eines Proculus entgegen, der da
vorgab, Romulus waͤre aus dem Himmel
kommen und haͤtte ihm offenbaret, Rom
wuͤrde das Haupt der Welt werden. Sie
moͤchten nur die Kriegesuͤbungen treiben
und auf die Nachkommen fortpflanzen.
Keine menſchliche Macht wuͤrde den Roͤ-
miſchen Waffen widerſtehen koͤnnen. Man
ſaget, dieſe Weiſſagung iſt erfuͤllet, und
ſie hat ſich ſelber ihre Erfuͤllung verſchaffet,
indem ſie die Roͤmer muthig und tapfer ge-
macht. Allein man vergleiche doch dieſe
Geſchichte nach allen Umſtaͤnden mit der
von Chriſto; bleibet auch irgend einige
Aehnlichkeit? Wie iſt jene Roͤmiſche Weiſ-
ſagung entſtanden? Sie iſt, wie man in
dem erſten Buch des Livius leſen kann,
aus Noth erdichtet. Die Roͤmiſchen
Rathsherren hatten ihren Koͤnig den Ro-
mulus
ermordet, und gaben vor, er waͤre

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[167/0187] ſtaͤnden vorher verkuͤndiget. Hat man von dergleichen irgend ein Exempel in der gan- zen Welt? Wer ſolche unwahrſcheinliche und widerſtehende Saͤtze annehmen kann, dem muͤſſen wir es uͤberlaſſen, ſich ſelber der ſo angenehmen Beruhigung des Gei- ſtes zu berauben, welche das Evangelium giebet. §. 19. Jch weiß gar wol, man ſetzet demjeni- gen, was ich anjetzt vorgebracht, die Weiſ- ſagung eines Proculus entgegen, der da vorgab, Romulus waͤre aus dem Himmel kommen und haͤtte ihm offenbaret, Rom wuͤrde das Haupt der Welt werden. Sie moͤchten nur die Kriegesuͤbungen treiben und auf die Nachkommen fortpflanzen. Keine menſchliche Macht wuͤrde den Roͤ- miſchen Waffen widerſtehen koͤnnen. Man ſaget, dieſe Weiſſagung iſt erfuͤllet, und ſie hat ſich ſelber ihre Erfuͤllung verſchaffet, indem ſie die Roͤmer muthig und tapfer ge- macht. Allein man vergleiche doch dieſe Geſchichte nach allen Umſtaͤnden mit der von Chriſto; bleibet auch irgend einige Aehnlichkeit? Wie iſt jene Roͤmiſche Weiſ- ſagung entſtanden? Sie iſt, wie man in dem erſten Buch des Livius leſen kann, aus Noth erdichtet. Die Roͤmiſchen Rathsherren hatten ihren Koͤnig den Ro- mulus ermordet, und gaben vor, er waͤre gen Ein Zwei- fel wird ge- hoben. L 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/187>, abgerufen am 30.12.2024.