langet. Es gehöret gar zu viel dazu, Mei- nungen und Gewohnheiten unter Völkern zu ändern.
§. 42.
Warum zu Tyrus und Sidon die Wun- der nicht geschehen, die sie wür- den bekeh- ret haben.
Hieraus lässet sich also in etwas begrei- fen, daß vielleicht im Grossen wenig zum Vortheil des wahren und thätigen Christen- thums würde seyn ausgerichtet worden, wenn Gott in einigen andern Reichen der Erde eben die Wunder hätte wollen thun lassen, welche in andern Gegenden zu Anrichtung des Christenthums geschehen sind. Wie viele Völker erfuhren und sa- hen zum Theil die grossen Wunder, welche Gott ehmals unter seinem Volke verrich- tete? Und dieses alles bewegete sie dennoch nicht, den Gott der Jsraeliten den einigen Gott zu erkennen und zu verehren. Wie viele sehen das grosse, das prächtige Ge- bäu der Welt ohne die unendliche Majestät des Schöpfers daraus zu erkennen, zu be- wundern und zu verehren und sich als er- känntliche Geschöpfe des Unendlichen zu beweisen. Allein sollten nicht hier und da einzelne Städte und Personen seyn zu ge- winnen gewesen, wenn Gott sich ihrer so, wie anderer, angenommen? Jesus bezeu- get ja selber, daß wenn zu Tyrus und Sidon und zu Sodom solche Zeichen geschehen, als man zu seinen Zeiten sahe, sie sich wür- den bekehret haben *). Jch habe vorhin
schon
*) Matth. Cap. 11. v. 21. 23.
langet. Es gehoͤret gar zu viel dazu, Mei- nungen und Gewohnheiten unter Voͤlkern zu aͤndern.
§. 42.
Warum zu Tyrus und Sidon die Wun- der nicht geſchehen, die ſie wuͤr- den bekeh- ret haben.
Hieraus laͤſſet ſich alſo in etwas begrei- fen, daß vielleicht im Groſſen wenig zum Vortheil des wahren und thaͤtigen Chriſten- thums wuͤrde ſeyn ausgerichtet worden, wenn Gott in einigen andern Reichen der Erde eben die Wunder haͤtte wollen thun laſſen, welche in andern Gegenden zu Anrichtung des Chriſtenthums geſchehen ſind. Wie viele Voͤlker erfuhren und ſa- hen zum Theil die groſſen Wunder, welche Gott ehmals unter ſeinem Volke verrich- tete? Und dieſes alles bewegete ſie dennoch nicht, den Gott der Jſraeliten den einigen Gott zu erkennen und zu verehren. Wie viele ſehen das groſſe, das praͤchtige Ge- baͤu der Welt ohne die unendliche Majeſtaͤt des Schoͤpfers daraus zu erkennen, zu be- wundern und zu verehren und ſich als er- kaͤnntliche Geſchoͤpfe des Unendlichen zu beweiſen. Allein ſollten nicht hier und da einzelne Staͤdte und Perſonen ſeyn zu ge- winnen geweſen, wenn Gott ſich ihrer ſo, wie anderer, angenommen? Jeſus bezeu- get ja ſelber, daß wenn zu Tyrus und Sidon und zu Sodom ſolche Zeichen geſchehen, als man zu ſeinen Zeiten ſahe, ſie ſich wuͤr- den bekehret haben *). Jch habe vorhin
ſchon
*) Matth. Cap. 11. v. 21. 23.
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langet. Es gehoͤret gar zu viel dazu, Mei-
nungen und Gewohnheiten unter Voͤlkern
zu aͤndern.
§. 42.
Hieraus laͤſſet ſich alſo in etwas begrei-
fen, daß vielleicht im Groſſen wenig zum
Vortheil des wahren und thaͤtigen Chriſten-
thums wuͤrde ſeyn ausgerichtet worden,
wenn Gott in einigen andern Reichen
der Erde eben die Wunder haͤtte wollen
thun laſſen, welche in andern Gegenden
zu Anrichtung des Chriſtenthums geſchehen
ſind. Wie viele Voͤlker erfuhren und ſa-
hen zum Theil die groſſen Wunder, welche
Gott ehmals unter ſeinem Volke verrich-
tete? Und dieſes alles bewegete ſie dennoch
nicht, den Gott der Jſraeliten den einigen
Gott zu erkennen und zu verehren. Wie
viele ſehen das groſſe, das praͤchtige Ge-
baͤu der Welt ohne die unendliche Majeſtaͤt
des Schoͤpfers daraus zu erkennen, zu be-
wundern und zu verehren und ſich als er-
kaͤnntliche Geſchoͤpfe des Unendlichen zu
beweiſen. Allein ſollten nicht hier und da
einzelne Staͤdte und Perſonen ſeyn zu ge-
winnen geweſen, wenn Gott ſich ihrer ſo,
wie anderer, angenommen? Jeſus bezeu-
get ja ſelber, daß wenn zu Tyrus und Sidon
und zu Sodom ſolche Zeichen geſchehen,
als man zu ſeinen Zeiten ſahe, ſie ſich wuͤr-
den bekehret haben *). Jch habe vorhin
ſchon
*) Matth. Cap. 11. v. 21. 23.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/130>, abgerufen am 30.12.2024.
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