Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.mir daselbst fürchterlich, ja recht erschreck- lich, da ich ihn als einen solchen sahe, der nur noch schaffte um Experimente zu machen, das beste zu finden. Meine ohne dem ge- schwächten Glieder wurden gantz matt, ich setzte mich unter einen Baum, und wünsch- te, daß so gleich das letzte Experiment mit mir möchte gemacht werden, um keines mehr fürchten zu dörfen. Mein Wunsch wurde nicht erfüllet. Jch muste, nachdem ich mich ein wenig erholet, meine matten Füsse weiter fortsetzen. Mein Kummer wurde mir unerträglich, und ich wünschte, entweder nicht zu seyn, oder von einer Vor- sehung überzeugt zu seyn, die eine wahre Allwissenheit, unendliche Güte und Macht zum Grunde hätte. §. 3. Beschlußder vori- gen Er- zählung. Jch faßte meine Gedancken, so viel ich Allein
mir daſelbſt fuͤrchterlich, ja recht erſchreck- lich, da ich ihn als einen ſolchen ſahe, der nur noch ſchaffte um Experimente zu machen, das beſte zu finden. Meine ohne dem ge- ſchwaͤchten Glieder wurden gantz matt, ich ſetzte mich unter einen Baum, und wuͤnſch- te, daß ſo gleich das letzte Experiment mit mir moͤchte gemacht werden, um keines mehr fuͤrchten zu doͤrfen. Mein Wunſch wurde nicht erfuͤllet. Jch muſte, nachdem ich mich ein wenig erholet, meine matten Fuͤſſe weiter fortſetzen. Mein Kummer wurde mir unertraͤglich, und ich wuͤnſchte, entweder nicht zu ſeyn, oder von einer Vor- ſehung uͤberzeugt zu ſeyn, die eine wahre Allwiſſenheit, unendliche Guͤte und Macht zum Grunde haͤtte. §. 3. Beſchlußder vori- gen Er- zaͤhlung. Jch faßte meine Gedancken, ſo viel ich Allein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0284" n="266"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> mir daſelbſt fuͤrchterlich, ja recht erſchreck-<lb/> lich, da ich ihn als einen ſolchen ſahe, der nur<lb/> noch ſchaffte um Experimente zu machen,<lb/> das beſte zu finden. Meine ohne dem ge-<lb/> ſchwaͤchten Glieder wurden gantz matt, ich<lb/> ſetzte mich unter einen Baum, und wuͤnſch-<lb/> te, daß ſo gleich das letzte Experiment mit<lb/> mir moͤchte gemacht werden, um keines<lb/> mehr fuͤrchten zu doͤrfen. Mein Wunſch<lb/> wurde nicht erfuͤllet. Jch muſte, nachdem<lb/> ich mich ein wenig erholet, meine matten<lb/> Fuͤſſe weiter fortſetzen. Mein Kummer<lb/> wurde mir unertraͤglich, und ich wuͤnſchte,<lb/> entweder nicht zu ſeyn, oder von einer Vor-<lb/> ſehung uͤberzeugt zu ſeyn, die eine wahre<lb/> Allwiſſenheit, unendliche Guͤte und Macht<lb/> zum Grunde haͤtte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 3.</head><lb/> <note place="left">Beſchluß<lb/> der vori-<lb/> gen Er-<lb/> zaͤhlung.</note> <p>Jch faßte meine Gedancken, ſo viel ich<lb/> immer konnte. Jch richtete ſie auf die<lb/> Gruͤnde der Weiſen, womit ſie die goͤttliche<lb/> Allwiſſenheit feſt ſetzen, und beſonders dach-<lb/> te ich an die Untruͤglichkeit der Offenbarung<lb/> und die deutlichen Spruͤche von der unum-<lb/> ſchraͤnckten Allwiſſenheit GOttes, und an<lb/> die mercklichen Proben, da er zufaͤllige Din-<lb/> ge ſo viel hundert Jahr vorher geſagt.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Allein</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [266/0284]
mir daſelbſt fuͤrchterlich, ja recht erſchreck-
lich, da ich ihn als einen ſolchen ſahe, der nur
noch ſchaffte um Experimente zu machen,
das beſte zu finden. Meine ohne dem ge-
ſchwaͤchten Glieder wurden gantz matt, ich
ſetzte mich unter einen Baum, und wuͤnſch-
te, daß ſo gleich das letzte Experiment mit
mir moͤchte gemacht werden, um keines
mehr fuͤrchten zu doͤrfen. Mein Wunſch
wurde nicht erfuͤllet. Jch muſte, nachdem
ich mich ein wenig erholet, meine matten
Fuͤſſe weiter fortſetzen. Mein Kummer
wurde mir unertraͤglich, und ich wuͤnſchte,
entweder nicht zu ſeyn, oder von einer Vor-
ſehung uͤberzeugt zu ſeyn, die eine wahre
Allwiſſenheit, unendliche Guͤte und Macht
zum Grunde haͤtte.
§. 3.
Jch faßte meine Gedancken, ſo viel ich
immer konnte. Jch richtete ſie auf die
Gruͤnde der Weiſen, womit ſie die goͤttliche
Allwiſſenheit feſt ſetzen, und beſonders dach-
te ich an die Untruͤglichkeit der Offenbarung
und die deutlichen Spruͤche von der unum-
ſchraͤnckten Allwiſſenheit GOttes, und an
die mercklichen Proben, da er zufaͤllige Din-
ge ſo viel hundert Jahr vorher geſagt.
Allein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |