stillet durch ein demüthiges Bitten seines Vaters Unwillen, so sagt man, der Va- ter sey versöhnt worden.
§. 44.
Beyderlei Versöhnung kan man über-Was eine Versöh- nung bey einem Men- schen sey? haupt erklären, daß sie sey eine Befrie- digung derjenigen widrigen Neigung, welche man gegen eine Person gehabt, die etwas wider unsern Willen gethan: oder eine Wiederherstellung derjenigen Neigung gegen einen Beleidiger, die wir vor der Beleidigung gegen ihn gehabt haben. Bey einem Menschen, der ver- söhnt wird, gehet derowegen jederzeit ei- ne Veränderung vor.
§. 45.
GOtt ist unveränderlich, seine Nei-Was eine Versöh- nung bey Gott sey? gungen und Rathschlüsse sind so alt als sein Wesen, welches niemals einen An- fang gehabt. Will man derowegen von GOtt sagen: er werde versöhnt, so wird man von dem Begriff der Ver- söhnung alles dasjenige entfernen müs- sen, was sich nur für endliche und der Veränderung unterworffene Geister schickt. Man wird die Erklärung der- selben so einzuschräncken haben, daß man den unendlichen GOTT nicht zu einem veränderlichen Wesen macht. Es wird
leich-
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ſtillet durch ein demuͤthiges Bitten ſeines Vaters Unwillen, ſo ſagt man, der Va- ter ſey verſoͤhnt worden.
§. 44.
Beyderlei Verſoͤhnung kan man uͤber-Was eine Verſoͤh- nung bey einem Men- ſchen ſey? haupt erklaͤren, daß ſie ſey eine Befrie- digung derjenigen widrigen Neigung, welche man gegen eine Perſon gehabt, die etwas wider unſern Willen gethan: oder eine Wiederherſtellung derjenigen Neigung gegen einen Beleidiger, die wir vor der Beleidigung gegen ihn gehabt haben. Bey einem Menſchen, der ver- ſoͤhnt wird, gehet derowegen jederzeit ei- ne Veraͤnderung vor.
§. 45.
GOtt iſt unveraͤnderlich, ſeine Nei-Was eine Verſoͤh- nung bey Gott ſey? gungen und Rathſchluͤſſe ſind ſo alt als ſein Weſen, welches niemals einen An- fang gehabt. Will man derowegen von GOtt ſagen: er werde verſoͤhnt, ſo wird man von dem Begriff der Ver- ſoͤhnung alles dasjenige entfernen muͤſ- ſen, was ſich nur fuͤr endliche und der Veraͤnderung unterworffene Geiſter ſchickt. Man wird die Erklaͤrung der- ſelben ſo einzuſchraͤncken haben, daß man den unendlichen GOTT nicht zu einem veraͤnderlichen Weſen macht. Es wird
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[419[415]/0451]
ſtillet durch ein demuͤthiges Bitten ſeines
Vaters Unwillen, ſo ſagt man, der Va-
ter ſey verſoͤhnt worden.
§. 44.
Beyderlei Verſoͤhnung kan man uͤber-
haupt erklaͤren, daß ſie ſey eine Befrie-
digung derjenigen widrigen Neigung,
welche man gegen eine Perſon gehabt,
die etwas wider unſern Willen gethan:
oder eine Wiederherſtellung derjenigen
Neigung gegen einen Beleidiger, die wir
vor der Beleidigung gegen ihn gehabt
haben. Bey einem Menſchen, der ver-
ſoͤhnt wird, gehet derowegen jederzeit ei-
ne Veraͤnderung vor.
Was eine
Verſoͤh-
nung bey
einem
Men-
ſchen ſey?
§. 45.
GOtt iſt unveraͤnderlich, ſeine Nei-
gungen und Rathſchluͤſſe ſind ſo alt als
ſein Weſen, welches niemals einen An-
fang gehabt. Will man derowegen
von GOtt ſagen: er werde verſoͤhnt,
ſo wird man von dem Begriff der Ver-
ſoͤhnung alles dasjenige entfernen muͤſ-
ſen, was ſich nur fuͤr endliche und der
Veraͤnderung unterworffene Geiſter
ſchickt. Man wird die Erklaͤrung der-
ſelben ſo einzuſchraͤncken haben, daß man
den unendlichen GOTT nicht zu einem
veraͤnderlichen Weſen macht. Es wird
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nung bey
Gott ſey?
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 419[415]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/451>, abgerufen am 20.11.2024.
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