Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





Daher ist so wol eine eigene als fremde
Gnugthuung möglich.

§. 27.

Von einer fremden Gnugthuung fin-Exempel
fremder
Gnug-
thuung.

det man auf den Gerichtsplätzen weltlicher
Gesetzgeber Exempel. Man pflegt da-
selbst in verschiedenen Fällen so wol frem-
den Gehorsam als auch Strafen, so Un-
schuldige für die Schuldigen erlegen, an-
zunehmen. Hat eine Stadt Gefange-
ne, welche der Bürger bewachen muß,
so ist es öfters erlaubt, daß er einen an-
dern in seinem Nahmen stellet, der die
Wache versiehet. Eben so pflegt es auch
in den mehresten Fällen mit den Frohn-
Diensten gehalten zu werden. Hier
darff insgemein ein Fremder für denjeni-
gen auftreten, der den Dienst eigentlich
zu leisten schuldig ist. Auch in Krieges-
Diensten wird bisweilen erlaubt, daß ei-
ner in des andern Stelle tritt, und sich
wol gar für den andern in die äusserste
Gefahr des Lebens begiebt. Dieses sind
Exempel, da fremder Gehorsam und frem-
de Dienste, so für einen andern geschehen,
genehm gehalten werden. Man lässet
aber auch einen Unschuldigen bisweilen
an statt des Schuldigen Strafe geben.
Jst jemand wegen seines Ungehorsams in
Geld-Strafe verdammt, so erlaubt man

auch
A a 2





Daher iſt ſo wol eine eigene als fremde
Gnugthuung moͤglich.

§. 27.

Von einer fremden Gnugthuung fin-Exempel
fremder
Gnug-
thuung.

det man auf den Gerichtsplaͤtzen weltlicher
Geſetzgeber Exempel. Man pflegt da-
ſelbſt in verſchiedenen Faͤllen ſo wol frem-
den Gehorſam als auch Strafen, ſo Un-
ſchuldige fuͤr die Schuldigen erlegen, an-
zunehmen. Hat eine Stadt Gefange-
ne, welche der Buͤrger bewachen muß,
ſo iſt es oͤfters erlaubt, daß er einen an-
dern in ſeinem Nahmen ſtellet, der die
Wache verſiehet. Eben ſo pflegt es auch
in den mehreſten Faͤllen mit den Frohn-
Dienſten gehalten zu werden. Hier
darff insgemein ein Fremder fuͤr denjeni-
gen auftreten, der den Dienſt eigentlich
zu leiſten ſchuldig iſt. Auch in Krieges-
Dienſten wird bisweilen erlaubt, daß ei-
ner in des andern Stelle tritt, und ſich
wol gar fuͤr den andern in die aͤuſſerſte
Gefahr des Lebens begiebt. Dieſes ſind
Exempel, da fremder Gehorſam und frem-
de Dienſte, ſo fuͤr einen andern geſchehen,
genehm gehalten werden. Man laͤſſet
aber auch einen Unſchuldigen bisweilen
an ſtatt des Schuldigen Strafe geben.
Jſt jemand wegen ſeines Ungehorſams in
Geld-Strafe verdammt, ſo erlaubt man

auch
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0403" n="371[367]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Daher i&#x017F;t &#x017F;o wol eine eigene als fremde<lb/>
Gnugthuung mo&#x0364;glich.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 27.</head><lb/>
            <p>Von einer fremden Gnugthuung fin-<note place="right">Exempel<lb/>
fremder<lb/>
Gnug-<lb/>
thuung.</note><lb/>
det man auf den Gerichtspla&#x0364;tzen weltlicher<lb/>
Ge&#x017F;etzgeber Exempel. Man pflegt da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in ver&#x017F;chiedenen Fa&#x0364;llen &#x017F;o wol frem-<lb/>
den Gehor&#x017F;am als auch Strafen, &#x017F;o Un-<lb/>
&#x017F;chuldige fu&#x0364;r die Schuldigen erlegen, an-<lb/>
zunehmen. Hat eine Stadt Gefange-<lb/>
ne, welche der Bu&#x0364;rger bewachen muß,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es o&#x0364;fters erlaubt, daß er einen an-<lb/>
dern in &#x017F;einem Nahmen &#x017F;tellet, der die<lb/>
Wache ver&#x017F;iehet. Eben &#x017F;o pflegt es auch<lb/>
in den mehre&#x017F;ten Fa&#x0364;llen mit den Frohn-<lb/>
Dien&#x017F;ten gehalten zu werden. Hier<lb/>
darff insgemein ein Fremder fu&#x0364;r denjeni-<lb/>
gen auftreten, der den Dien&#x017F;t eigentlich<lb/>
zu lei&#x017F;ten &#x017F;chuldig i&#x017F;t. Auch in Krieges-<lb/>
Dien&#x017F;ten wird bisweilen erlaubt, daß ei-<lb/>
ner in des andern Stelle tritt, und &#x017F;ich<lb/>
wol gar fu&#x0364;r den andern in die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te<lb/>
Gefahr des Lebens begiebt. Die&#x017F;es &#x017F;ind<lb/>
Exempel, da fremder Gehor&#x017F;am und frem-<lb/>
de Dien&#x017F;te, &#x017F;o fu&#x0364;r einen andern ge&#x017F;chehen,<lb/>
genehm gehalten werden. Man la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
aber auch einen Un&#x017F;chuldigen bisweilen<lb/>
an &#x017F;tatt des Schuldigen Strafe geben.<lb/>
J&#x017F;t jemand wegen &#x017F;eines Ungehor&#x017F;ams in<lb/>
Geld-Strafe verdammt, &#x017F;o erlaubt man<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371[367]/0403] Daher iſt ſo wol eine eigene als fremde Gnugthuung moͤglich. §. 27. Von einer fremden Gnugthuung fin- det man auf den Gerichtsplaͤtzen weltlicher Geſetzgeber Exempel. Man pflegt da- ſelbſt in verſchiedenen Faͤllen ſo wol frem- den Gehorſam als auch Strafen, ſo Un- ſchuldige fuͤr die Schuldigen erlegen, an- zunehmen. Hat eine Stadt Gefange- ne, welche der Buͤrger bewachen muß, ſo iſt es oͤfters erlaubt, daß er einen an- dern in ſeinem Nahmen ſtellet, der die Wache verſiehet. Eben ſo pflegt es auch in den mehreſten Faͤllen mit den Frohn- Dienſten gehalten zu werden. Hier darff insgemein ein Fremder fuͤr denjeni- gen auftreten, der den Dienſt eigentlich zu leiſten ſchuldig iſt. Auch in Krieges- Dienſten wird bisweilen erlaubt, daß ei- ner in des andern Stelle tritt, und ſich wol gar fuͤr den andern in die aͤuſſerſte Gefahr des Lebens begiebt. Dieſes ſind Exempel, da fremder Gehorſam und frem- de Dienſte, ſo fuͤr einen andern geſchehen, genehm gehalten werden. Man laͤſſet aber auch einen Unſchuldigen bisweilen an ſtatt des Schuldigen Strafe geben. Jſt jemand wegen ſeines Ungehorſams in Geld-Strafe verdammt, ſo erlaubt man auch Exempel fremder Gnug- thuung. A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/403
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 371[367]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/403>, abgerufen am 21.12.2024.