Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





hinfällig. Wer ferner die Herrschaft
über die sinnlichen Begierden nicht hat,
nimt öfters etwas zu sich, so dem Leibe
schädlich, und übergiebt denselben auch
dadurch der Verwesung. Kranckheit
und Tod konten also wol bey den ersten
Menschen nach ihrem Falle nicht aussen
bleiben. Die Seele war kranck und
starb geistlicher Weise, ihre Hütte muste
daher auch baufällig und zerbrechlich
werden, weil der Hausherr derselben auf
ihre Erhaltung nicht gnugsam bedacht
war, sondern selbst verzehrend Feuer an
ihre Wände legte Röm. Cap. 5. v. 12.
Röm. Cap. 6. v. 23.

§. 16.

Dieses sind einige von den natürlichenWilkürli-
che Stra-
fe GOt-
tes, so auf
die erste
Sünde
gefolget.

Folgen, welche unmittelbar aus der
Sünde selbst entstanden, und von den
Gelehrten den Nahmen natürlicher
Strafen empfangen. Wir wollen auch
einige von den unangenehmen Folgen
nahmhaft machen, deren Grund blos in
dem Willen GOttes zu suchen, und da-
her den Nahmen der willkührlichen
Strafen zu bekommen pflegen. Der
Schöpfer hatte den Menschen selbst den
angenehmsten Garten gepflantzet. Die-
ser brachte alles hervor, was zur Erhal-
tung und dem Vergnügen des Menschen

nöthig





hinfaͤllig. Wer ferner die Herrſchaft
uͤber die ſinnlichen Begierden nicht hat,
nimt oͤfters etwas zu ſich, ſo dem Leibe
ſchaͤdlich, und uͤbergiebt denſelben auch
dadurch der Verweſung. Kranckheit
und Tod konten alſo wol bey den erſten
Menſchen nach ihrem Falle nicht auſſen
bleiben. Die Seele war kranck und
ſtarb geiſtlicher Weiſe, ihre Huͤtte muſte
daher auch baufaͤllig und zerbrechlich
werden, weil der Hausherr derſelben auf
ihre Erhaltung nicht gnugſam bedacht
war, ſondern ſelbſt verzehrend Feuer an
ihre Waͤnde legte Roͤm. Cap. 5. v. 12.
Roͤm. Cap. 6. v. 23.

§. 16.

Dieſes ſind einige von den natuͤrlichenWilkuͤrli-
che Stra-
fe GOt-
tes, ſo auf
die erſte
Suͤnde
gefolget.

Folgen, welche unmittelbar aus der
Suͤnde ſelbſt entſtanden, und von den
Gelehrten den Nahmen natuͤrlicher
Strafen empfangen. Wir wollen auch
einige von den unangenehmen Folgen
nahmhaft machen, deren Grund blos in
dem Willen GOttes zu ſuchen, und da-
her den Nahmen der willkuͤhrlichen
Strafen zu bekommen pflegen. Der
Schoͤpfer hatte den Menſchen ſelbſt den
angenehmſten Garten gepflantzet. Die-
ſer brachte alles hervor, was zur Erhal-
tung und dem Vergnuͤgen des Menſchen

noͤthig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0381" n="349[345]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
hinfa&#x0364;llig. Wer ferner die Herr&#x017F;chaft<lb/>
u&#x0364;ber die &#x017F;innlichen Begierden nicht hat,<lb/>
nimt o&#x0364;fters etwas zu &#x017F;ich, &#x017F;o dem Leibe<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich, und u&#x0364;bergiebt den&#x017F;elben auch<lb/>
dadurch der Verwe&#x017F;ung. Kranckheit<lb/>
und Tod konten al&#x017F;o wol bey den er&#x017F;ten<lb/>
Men&#x017F;chen nach ihrem Falle nicht au&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bleiben. Die Seele war kranck und<lb/>
&#x017F;tarb gei&#x017F;tlicher Wei&#x017F;e, ihre Hu&#x0364;tte mu&#x017F;te<lb/>
daher auch baufa&#x0364;llig und zerbrechlich<lb/>
werden, weil der Hausherr der&#x017F;elben auf<lb/>
ihre Erhaltung nicht gnug&#x017F;am bedacht<lb/>
war, &#x017F;ondern &#x017F;elb&#x017F;t verzehrend Feuer an<lb/>
ihre Wa&#x0364;nde legte Ro&#x0364;m. Cap. 5. v. 12.<lb/>
Ro&#x0364;m. Cap. 6. v. 23.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es &#x017F;ind einige von den natu&#x0364;rlichen<note place="right">Wilku&#x0364;rli-<lb/>
che Stra-<lb/>
fe GOt-<lb/>
tes, &#x017F;o auf<lb/>
die er&#x017F;te<lb/>
Su&#x0364;nde<lb/>
gefolget.</note><lb/>
Folgen, welche unmittelbar aus der<lb/>
Su&#x0364;nde &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;tanden, und von den<lb/>
Gelehrten den Nahmen natu&#x0364;rlicher<lb/>
Strafen empfangen. Wir wollen auch<lb/>
einige von den unangenehmen Folgen<lb/>
nahmhaft machen, deren Grund blos in<lb/>
dem Willen GOttes zu &#x017F;uchen, und da-<lb/>
her den Nahmen der willku&#x0364;hrlichen<lb/>
Strafen zu bekommen pflegen. Der<lb/>
Scho&#x0364;pfer hatte den Men&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t den<lb/>
angenehm&#x017F;ten Garten gepflantzet. Die-<lb/>
&#x017F;er brachte alles hervor, was zur Erhal-<lb/>
tung und dem Vergnu&#x0364;gen des Men&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">no&#x0364;thig</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[349[345]/0381] hinfaͤllig. Wer ferner die Herrſchaft uͤber die ſinnlichen Begierden nicht hat, nimt oͤfters etwas zu ſich, ſo dem Leibe ſchaͤdlich, und uͤbergiebt denſelben auch dadurch der Verweſung. Kranckheit und Tod konten alſo wol bey den erſten Menſchen nach ihrem Falle nicht auſſen bleiben. Die Seele war kranck und ſtarb geiſtlicher Weiſe, ihre Huͤtte muſte daher auch baufaͤllig und zerbrechlich werden, weil der Hausherr derſelben auf ihre Erhaltung nicht gnugſam bedacht war, ſondern ſelbſt verzehrend Feuer an ihre Waͤnde legte Roͤm. Cap. 5. v. 12. Roͤm. Cap. 6. v. 23. §. 16. Dieſes ſind einige von den natuͤrlichen Folgen, welche unmittelbar aus der Suͤnde ſelbſt entſtanden, und von den Gelehrten den Nahmen natuͤrlicher Strafen empfangen. Wir wollen auch einige von den unangenehmen Folgen nahmhaft machen, deren Grund blos in dem Willen GOttes zu ſuchen, und da- her den Nahmen der willkuͤhrlichen Strafen zu bekommen pflegen. Der Schoͤpfer hatte den Menſchen ſelbſt den angenehmſten Garten gepflantzet. Die- ſer brachte alles hervor, was zur Erhal- tung und dem Vergnuͤgen des Menſchen noͤthig Wilkuͤrli- che Stra- fe GOt- tes, ſo auf die erſte Suͤnde gefolget.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/381
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 349[345]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/381>, abgerufen am 21.12.2024.