ser als ein Punct erscheinet, von einan- der unterscheiden, und man entdecket im- mer in dem einen etwas, welches man in dem andern nicht findet. Woraus man nicht ohne alle Wahrscheinlichkeit muth- massen kan, daß es dergleichen gar nicht gebe, und es der Natur der Dinge und den Eigenschaften GOttes müsse zuwider seyn, vollkommen ähnliche Dinge, die durch gar nichts von einander unterschie- den wären, zu schaffen.
§. 16.
Beant- wortung der zwey- ten Haupt- Frage.
Dörfen wir auf die beyden angeführ- ten Sätze etwas gründen, so können wir einigermassen begreiffen, warum der Schöpfer nicht allen Geistern so viel Vernunft und lebendige Erkäntniß des Guten gegeben, daß sie damit alle aufstei- gende böse Begierden ohne einen grossen Kampf zu unterdrucken im Stande ge- wesen. Können keine zwey Dinge ein- ander vollkommen ähnlich gemacht wer- den, so kan auch GOtt keine zwey Geister schaffen, welche in allen Stücken gleiche Vollkommenheiten hätten; sondern der eine ist grösserer, der andere aber nur ge- ringerer Vorzüge fähig. Und sollen vie- le Geister aus dem Nichts hervor gerufen werden, so können einige von denselben nur mit einem geringen Grad der Ver-
nunft
ſer als ein Punct erſcheinet, von einan- der unterſcheiden, und man entdecket im- mer in dem einen etwas, welches man in dem andern nicht findet. Woraus man nicht ohne alle Wahrſcheinlichkeit muth- maſſen kan, daß es dergleichen gar nicht gebe, und es der Natur der Dinge und den Eigenſchaften GOttes muͤſſe zuwider ſeyn, vollkommen aͤhnliche Dinge, die durch gar nichts von einander unterſchie- den waͤren, zu ſchaffen.
§. 16.
Beant- wortung der zwey- ten Haupt- Frage.
Doͤrfen wir auf die beyden angefuͤhr- ten Saͤtze etwas gruͤnden, ſo koͤnnen wir einigermaſſen begreiffen, warum der Schoͤpfer nicht allen Geiſtern ſo viel Vernunft und lebendige Erkaͤntniß des Guten gegeben, daß ſie damit alle aufſtei- gende boͤſe Begierden ohne einen groſſen Kampf zu unterdrucken im Stande ge- weſen. Koͤnnen keine zwey Dinge ein- ander vollkommen aͤhnlich gemacht wer- den, ſo kan auch GOtt keine zwey Geiſter ſchaffen, welche in allen Stuͤcken gleiche Vollkommenheiten haͤtten; ſondern der eine iſt groͤſſerer, der andere aber nur ge- ringerer Vorzuͤge faͤhig. Und ſollen vie- le Geiſter aus dem Nichts hervor gerufen werden, ſo koͤnnen einige von denſelben nur mit einem geringen Grad der Ver-
nunft
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[304[300]/0336]
ſer als ein Punct erſcheinet, von einan-
der unterſcheiden, und man entdecket im-
mer in dem einen etwas, welches man in
dem andern nicht findet. Woraus man
nicht ohne alle Wahrſcheinlichkeit muth-
maſſen kan, daß es dergleichen gar nicht
gebe, und es der Natur der Dinge und
den Eigenſchaften GOttes muͤſſe zuwider
ſeyn, vollkommen aͤhnliche Dinge, die
durch gar nichts von einander unterſchie-
den waͤren, zu ſchaffen.
§. 16.
Doͤrfen wir auf die beyden angefuͤhr-
ten Saͤtze etwas gruͤnden, ſo koͤnnen wir
einigermaſſen begreiffen, warum der
Schoͤpfer nicht allen Geiſtern ſo viel
Vernunft und lebendige Erkaͤntniß des
Guten gegeben, daß ſie damit alle aufſtei-
gende boͤſe Begierden ohne einen groſſen
Kampf zu unterdrucken im Stande ge-
weſen. Koͤnnen keine zwey Dinge ein-
ander vollkommen aͤhnlich gemacht wer-
den, ſo kan auch GOtt keine zwey Geiſter
ſchaffen, welche in allen Stuͤcken gleiche
Vollkommenheiten haͤtten; ſondern der
eine iſt groͤſſerer, der andere aber nur ge-
ringerer Vorzuͤge faͤhig. Und ſollen vie-
le Geiſter aus dem Nichts hervor gerufen
werden, ſo koͤnnen einige von denſelben
nur mit einem geringen Grad der Ver-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 304[300]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/336>, abgerufen am 20.11.2024.
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