Z. E. die Haupt-Quelle der bösen Be- gierde zur Rache, welche sich auch bey Kindern äussert, wird darinne zu suchen seyn, daß die Rache eine so angenehme Empfindung verursachet, welche von allen andern Vorstellungen entweder gar nicht oder mit grosser Mühe überwunden wird.
§. 4.
Die Lust und Un- lust über einige Dinge ist der See- le noth- wendig.
Daß uns nun aber diese Empfindung angenehm, jene aber zuwider ist, schei- net zwey Ursachen zu haben, nemlich das innere Wesen der Seele, und ge- wisse äussere Umstände. Es sind ge- wisse Empfindungen und Vorstellungen, welche allen Menschen ohne Abwechse- lung eine Lust verursachen, und hinge- gen sind andere, welche ihnen jederzeit eine Unlust erregen. Dahin rechne ich das Vergnügen, so uns unser Seyn giebet, ingleichen die Unlust, welche uns diejenige Empfindung verursachet, die wir den Schmertz nennen. Jch muth- masse, daß eine solche Lust und Unlust weder allen Menschen gemein, noch auch unveränderlich seyn würde, wenn sie nicht in dem Wesen der Seele noth- wendig gegründet wäre. Jch solte mey- nen, daß wenn die Lust und Unlust keine nothwendige Verknüpfung mit
dem
Z. E. die Haupt-Quelle der boͤſen Be- gierde zur Rache, welche ſich auch bey Kindern aͤuſſert, wird darinne zu ſuchen ſeyn, daß die Rache eine ſo angenehme Empfindung verurſachet, welche von allen andern Vorſtellungen entweder gar nicht oder mit groſſer Muͤhe uͤberwunden wird.
§. 4.
Die Luſt und Un- luſt uͤber einige Dinge iſt der See- le noth- wendig.
Daß uns nun aber dieſe Empfindung angenehm, jene aber zuwider iſt, ſchei- net zwey Urſachen zu haben, nemlich das innere Weſen der Seele, und ge- wiſſe aͤuſſere Umſtaͤnde. Es ſind ge- wiſſe Empfindungen und Vorſtellungen, welche allen Menſchen ohne Abwechſe- lung eine Luſt verurſachen, und hinge- gen ſind andere, welche ihnen jederzeit eine Unluſt erregen. Dahin rechne ich das Vergnuͤgen, ſo uns unſer Seyn giebet, ingleichen die Unluſt, welche uns diejenige Empfindung verurſachet, die wir den Schmertz nennen. Jch muth- maſſe, daß eine ſolche Luſt und Unluſt weder allen Menſchen gemein, noch auch unveraͤnderlich ſeyn wuͤrde, wenn ſie nicht in dem Weſen der Seele noth- wendig gegruͤndet waͤre. Jch ſolte mey- nen, daß wenn die Luſt und Unluſt keine nothwendige Verknuͤpfung mit
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[248[244]/0280]
Z. E. die Haupt-Quelle der boͤſen Be-
gierde zur Rache, welche ſich auch bey
Kindern aͤuſſert, wird darinne zu ſuchen
ſeyn, daß die Rache eine ſo angenehme
Empfindung verurſachet, welche von
allen andern Vorſtellungen entweder gar
nicht oder mit groſſer Muͤhe uͤberwunden
wird.
§. 4.
Daß uns nun aber dieſe Empfindung
angenehm, jene aber zuwider iſt, ſchei-
net zwey Urſachen zu haben, nemlich
das innere Weſen der Seele, und ge-
wiſſe aͤuſſere Umſtaͤnde. Es ſind ge-
wiſſe Empfindungen und Vorſtellungen,
welche allen Menſchen ohne Abwechſe-
lung eine Luſt verurſachen, und hinge-
gen ſind andere, welche ihnen jederzeit
eine Unluſt erregen. Dahin rechne ich
das Vergnuͤgen, ſo uns unſer Seyn
giebet, ingleichen die Unluſt, welche uns
diejenige Empfindung verurſachet, die
wir den Schmertz nennen. Jch muth-
maſſe, daß eine ſolche Luſt und Unluſt
weder allen Menſchen gemein, noch
auch unveraͤnderlich ſeyn wuͤrde, wenn
ſie nicht in dem Weſen der Seele noth-
wendig gegruͤndet waͤre. Jch ſolte mey-
nen, daß wenn die Luſt und Unluſt
keine nothwendige Verknuͤpfung mit
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 248[244]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/280>, abgerufen am 20.11.2024.
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